(opa) Hier in den Alpen regnet es Bindfäden, dafür hätte ich also nicht in die Berge fahren müssen, denn auch in Berlin regnet es ununterbrochen, wie mir meine Berliner Freunde und meine Überwachungskameras auf dem Grundstück verraten. Aber da ich ohnehin morgen wegen eines kurzfristig anberaumten Termins meinen Urlaub abbrechen muss und nicht mit dem Cabrio unterwegs bin, hab ich’s warm und trocken und genieße nochmal einen Jausenabend mit böhmischem Gulasch und Kaiserschmarren, den unser heutiger Gastautor vermutlich in seinem Denglisch-Gruselkabinett mit “emperor’s nonsense” übersetzen würde.
Auch er beschäftigt sich mit dem Thema Gemütlichkeit, wenn auch auf seine Art. Die in den letzten Tagen zugesandten Gastbeiträge gehen nicht verloren, ich schau, dass ich das in den nächsten Tagen gerecht verteile. Aber nun klingelt es schon zum dritten mal im Foyer, es heißt also silencium, Licht aus, Vorhang auf, Applaus, Applaus, Applaus für unseren gestiefelten Kamikater:
Gemütlich war gestern
(kam) Entgegen der überängstlichen Logik, alle Ziele und derzeitige Vorgänge im Verein schlecht zu reden und lieber negativ zu sehen, weil es ja dann sowieso besser werden kann, versuche ich mal die sportliche Perspektive von Hertha BSC mehr zu beleuchten, wie sie sich derzeit darstellt.
Wir alle erleben unsere Spiele als die tägliche magere Fußballkost ohne Mumm. Damit wird es meiner Meinung nach zwar nicht so schnell vorbei sein, jedoch geht ein deutlicher Ruck durch den verein, vor dem vor allem Miesepeter im eigenen Lager und Herthahasser „round the globe“ große Probleme haben.
Wie sich diese Angst vor dem Erfolg des Clubs zeigt: Negativgerede bei Sky, DAZN, RBB. Ebenso bei der Presse und den Digitalmedien. Hysterie und Angst verkaufen sich derzeit schon gesellschaftspolitisch sehr gut, da lässt man doch prima drauf einsteigen! Billig und durchschaubar, n’est-ce pas? Vor allem brauchen sich, wenn es dann in ein paar Jahren anders aussehen wird, diese Leute bei uns auch nicht mehr blicken zu lassen. Soweit dazu.
Und sportlich, was zeigt sich da? Auf jeden Fall – das sollte allen Fans klar sein – ist in einer Phase des großen Umbruchs keine geschlossene Mannschaft auf dem Rasen zu erwarten. Mit den Neuigkeiten für jeden Einzelnen, dass plötzlich Leistung an die sportliche Neuausrichtung geknüpft werden, hat der Ein oder Andere Spieler aus unterschiedlichen Gründen so seine Schwierigkeiten.
Nehmen wir Arne Maier. Jung, talentiert aber vielleicht schlecht oder wenig bis gar nicht beraten: Statt den Kampf anzunehmen und mit der Gewissheit der Herthafans im Rücken, sollte er es medial anders angehen. Unklug, bei den derzeitigen Entwicklungen, meine ich.
Niklas Stark, Kapitän. Schade, wenn er nicht weiter an sich arbeitet und gehen will, wo er als „Fastnationalspieler“ mehr Verantwortung für sich und Andere übernehmen müsste. Auch da scheint es mir mit dem Durchsetzungsvermögen nicht weit her zu sein, wenn er jetzt Mimimi spielt.
Marvin Plattenhardt ist derzeit rein körperlich und geistig nicht gut drauf. Er wirkt unkonzentriert und ist zu langsam gedanklich, was man darin sieht, dass er entweder seine Gegner frei flanken lässt oder selbst das Abseits aufhebt.
Marko Grujic ist nur ein Schatten seiner selbst, kämpft aber wenigstens und versucht mitzuhalten, auch wenn ihm der wohl drohende Abgang deutlich zu schaffen macht, da er auf diese Weise wohl keinen Platz im Heimatverein finden wird.
Marius Wolf zeigt, warum in keiner für 20 Mio haben will. Schade, denn seine mutigen Schüsse aufs Tor sind in einer verunsicherten Mannschaft ein Highlight. Aber das reicht dennoch nicht aus, um es in ein ambitioniertes Team zu schaffen.
Ibisevic, Schelle und Kalou sind allesamt auf der Zielgraden ihrer Karriere und haben sich anständig benommen. Aber so ist der Spitzensport eben, wenn man gut bezahlt wird. Es findet sich irgendwann ein Besserer. Und bis dahin kann man sich zeigen.
Dann gibt’s noch zahlreiche anderweitige potentielle Abgänge. Nämlich bei Denjenigen, die einfach den Sprung nicht geschafft haben, ob nun Eigengewächs oder nicht.
Wo also sportlich die Reise hingeht, zeigen die jetzigen Zugänge. Wir dürften also kommende Saison folgendermaßen auflaufen:
Im Tor mit Jarstein, davor mit Boyata und Torunarigha und Rekik drei guten IV. Ein vierter wird nach einem möglichen Abgang von Stark kommen. Hinten Rechts wird man suchen, Klünter wirkt oft völlig überfordert. Mittelstädt wird bleiben, Platte wird man anbieten wollen. Muss also ein neuer LV her.
Im ZMF sind wir jetzt mit Santi, Tousart, Maier und Darida (so sie denn blieben) auch nach einem Abgang von Löwen und Schelle gut besetzt. Auf den Außen haben wir Dilrosun, Redan, Mittelstädt und Lukebakio. Wolf wird gehen, also wird noch einer für jede Seite kommen. Ich würde einen LV und RV holen.
Bleibt die Lücke auf der 10, unsere vakante Position. Möglich, dass man das mit Cunha versucht. Davor ist die Planstelle mit Piatek hochgradig besetzt. Aber nach einem möglichen Selke-Abgang wüsste man mehr. Wenn nicht, kann man ihm nur mehr Glück als in der gezeigten Vergangenheit wünschen, um sich anzubieten.
Und der Trainer? Nun wenn es nicht Klinsmann wird, kann ich mir noch vorstellen, dass man sich ab Mai umguckt, wer ggf. international oder vom DFB anbietet, der zu unserem ehrgeizigen Vorhaben passen kann. Eines ist sicher: Spieler und Trainer weht der in meinen Augen überfällige öffentliche Druck auf das eigene Vermögen gehörig um die Ohren. Und nur da gehört er auch hin.
(opa) Soweit zu Kamis Gast-Paffpaffpaff, jetzt ihr!