Veröffentlicht am Kategorien 2. Bundesliga, 2024, Allgemein, Spieltagsnachlese

War was?

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(opa) Da spielt 90 Minuten im Grunde genommen nur eine Mannschaft, während die andere aus dem nichts zwei Tore schießt und als Auswärtssieger heimfährt. So ungerecht kann der Fußball manchmal sein. Noch schlimmer: Linus Gechter hat sich offensichtlich so schwer an der Schulter verletzt, dass er operiert werden musste und wohl mehrere Wochen ausfallen wird und dem wir ihm an dieser Stelle unsere Genesungswünsche mit auf den Weg geben. Lobend erwähnen sollte man auch, dass die Düsseldorfer Fans trotz aller Rivalität beim Abtransport von Gechter als Zeichen der Anteilnahme aufstanden und applaudierten. So menschlich kann Fußball manchmal sein.

Dieser Ausfall schwächt die ohnehin nicht bärenstarke Defensive zusätzlich, doch es hilft kein Wehklagen, wir müssen da jetzt durch. Zumal wir endlich wieder Spielaufbau um den erweiterten Mittelkreis können. Cuisance ist ein Ankurbler, Antreiber, Kreativspieler, wie wir ihn schon lange nicht mehr hatten. Noch klappen nicht immer die Anspiele oder Laufwege und die Chancenverwertung ist derzeit eines unserer größten Probleme, aber wir sehen, dass Hertha Offensivfußball kann und selbst Spieler wie Scherhant aufblühen, dem die überaus undankbare Aufgabe zukommt, Platzhalter für den verletzten Fabian Reese zu geben.

Es fehlt an Abstimmung, es fehlt an Präzision, es fehlt an Konzentration. Alles, was man trainieren kann und wofür man dieser Idee durchaus etwas Zeit geben kann. Wenn das funktioniert und man bei (vor allem defensiven) Standards stabiler wird, dürfte Herthas Erfolg kaum zu verhindern sein. Und mit Brooks wird ja absehbar jemand in die Innenverteidigung nachrücken, der da nicht nur den Chef, sondern auch Lufthoheit kann. Unsere Qualität und unsere Perspektive liegt genau wie bei Reese in den stillen Reserven. Und ein Rückschlag wie gestern ist vielleicht auch der richtige “Hallo wach”-Weckruf für alle anderen, dass sie sich weiter den Allerwertesten aufreißen müssen, wenn sie oben dran bleiben wollen.

Das gilt auch für den Ecken- und Standardtrainer, der gestern weniger mit seiner Arbeit als überwiegend durchs Kritik üben am Schiedsrichtergespann auffiel und bei nahezu jeder Gelegenheit lamentierte. Vielleicht sollte man die Regel, dass nur der Kapitän mit dem Schiri spricht, auch abseits des Platzes einführen, dass außer dem verantwortlichen Cheftrainer kein anderer mit den Offiziellen sprechen darf. Wobei die Kritik nicht ganz unberechtigt war, denn gefühlt zog Schiedsrichter Bacher im Minutentakt die gelben Karten, als wolle er sich warmzeigen, schwenkte dann aber, als die Partie tatsächlich etwas ruppig war, auf eine großzügige Linie um. Merkwürdig, aber nicht spielentscheidend.

Daher ist die gestrige Niederlage allerhöchstens Kategorie “Mund abputzen”, so überlegen wie Hertha gespielt und so billig Dusseldorf gewonnen hat, kann man erhobenen Hauptes in die Woche gehen. Dass die Stadtteilrivalen aus dem Südosten der Leipziger Filiale eines Getränkeabfüllers ein Unentschieden abringen konnten, lässt die zudem nicht unbedingt in hämischer Stimmungslage sein, wie überhaupt die Rivalität gerade etwas abgekühlt zu sein scheint. Jeder kümmert sich um seinen Kram, die Köpenicker finden zu bekannter Demut zurück und jeder bereitet sich geistig darauf vor, dass man sich in der kommenden Spielzeit das Stadion wird teilen müssen.

Am Sonnabend geht es nach “Nünnbech” ins schmucklose Max-Morlock-Stadion auf hochinteressantem und imposanten Umgebungsgelände. Wer da nur zum Fußball hinfährt, ohne sich die Gigantonmanie des Reichsparteitaggeländes mitsamt Kongresshalle anzusehen, der hat genauso die fränkische Metropole nicht gesehen wie wenn er die Altstadt mit ihren verwinkelten, mittelalterlichen Gassen gemieden hat. Nürnberg sind für mich merkwürdig sprechende Menschen, exzellentes Bier, Würstchen, mittelalterliche Katakomben, der Norisring, “lieber fünfter als Fürther”, Lebkuchen und Christkindlesmarkt (bei den Temperaturen vom Wochenende schwang schon ein leichter Appetit nach “Lühwei” mit. Und in meiner Küche stehen schon die Zutaten für 6 Liter selbstgemachten Eierlikör, der sich allergrößter Beliebtheit freut und ähnlich zäh aus der Flasche kommt wie Herthas sportlicher Erfolg derzeit.

Sportlich wird Euch wie immer sunny vorbereiten, so dass ich mich ums schmückende Beiwerk kümmern kann. Vielleicht fällt mir beim stundenlangen Rühren des Eierlikörs im Wasserbad ja noch ein Zwischen-Opener ein. Ansonsten bleibt mir nur, Euch eine dufte Woche zu wünschen und verbleibe mit einem lockeren “Servus”, “Habe die Ehre” und einem dreifachen

HaHoHe, Euer Opa

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