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Gedanken zu Geschichte, Gelenkbussen und Gemeinsamkeiten

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(opa) War das nun ein Sommermärchen oder nicht? Die Frage wird Fußballdeutschland wohl noch länger beschäftigen. Einerseits war das Feuer des nationalen Zusammenhalts zu spüren, welches hierzulande wohl nur der Fußball zu entfachen vermag, andererseits war das Ausscheiden im Viertelfinale nicht nur unglücklich, sondern ggf. auch vermeidbar, wenn man nicht gegen die Schweiz noch den Ausgleich erkämpft hätte. Andererseits wäre die dann das Feuer auch nicht so entfacht worden. Und rein sportlich betrachtet ist man mit einem punktuell verjüngten Old-Star-Team aufgelaufen, welches größtenteils nicht zu verstehen scheint, dass der Zenit überschritten scheint.

Es bleibt also jede Menge Arbeit beim DFB, um den Turnaround weiter fortzusetzen. Wer das managen soll, ist genauso unklar wie die Spieler, mit denen man das schaffen will. Manuel Neuer wird bei der WM in zweiJahren 40 sein, Gündogan 35, Müller 36, Rüdiger und Fülle 33. Sané, Can, Tah, Andrich, Kimmich und viele andere werden die 30 überschritten haben. Dass man in dem Alter noch absolute Topleistungen bringen kann, haben Ronaldo, Kroos oder Modric bewiesen, dafür müssten die Deutschen Protagonisten aber auch selbige Leistungen abrufen. Insofern wird kaum ein Weg an der Verjüngung des Teams vorbeigehen. Aber der unter Nagelsmann und Co-Trainer Wagner eingeschlagene Weg geht in die richtige Richtung, nachdem der Mehltau aus der Löw/Flick-Zeit gelichtet wurde.

Der deutsche Fußball steht wieder für Kampfgeist, der späte Ausgleich gegen die Schweiz und das Bestehen gegen Spanien plus Schiedsrichter hat gezeigt, dass man mit Deutschland in Turnieren wieder rechnen muss. Und ein Erkenntnisgewinn des Turniers ist auch, dass es verschiedene Wege zum Erfolg gibt. Mit England und Frankreich stehen zwei Teams im Halbfinale, deren Taktik im Zerstören und “Hauptsache nicht verlieren” zu bestehen scheint (was bisweilen an der hier im Blog bekannten Hintenrumscheiße zu liegen scheint), während andererseits Spanien und Niederlande eher für offensive Spielfreude stehen. Es gibt wie so oft mehr als einen Weg zum Erfolg.

Das Theater rund um den Wolfsgruß wurde schon ausführlich diskutiert und zeigt erneut, welch tiefe gesellschaftliche Gräben sich da auftun, die es leider kaum tiefer als auf die Empörungsebene in die dringend benötigte gesellschaftliche Debatte schaffen dürften. Immerhin dürfte nun auch dem letzten Romantiker klar sein, dass Ausländer nicht per se so links und bunt sind, wie sie einige gern romantisch umzudeuten scheinen. Forderungen, die Türken wegen solcher Gesten vom Turnier auszuschließen, zeigt obendrein, dass einige vom Fußball eine Problemlösung erwarten, an der die Politik und die restliche Gesellschaft scheitern. Das scheint mir etwas zu ambitioniert, aber vielleicht nimmt man sich jetzt einmal ernsthaft der Thematik an, wie man mit importiertem Fanatismus und Extremismus umzugehen gedenkt. Und wie man sich dem glaubwürdig und entschlossen entgegenstellt.

Vielleicht wäre das ein Fingerzeig dafür, zur Neutralität des Sports zurückzukehren? Das würde dann konsequenterweise aber ggf. auch für vemeintlich genehme Themen (z.B. Regenbogenflaggen, Bundeswehrwerbung, Kniefall o.ä.) gelten müssen. Wer wollte sich anmaßen, darüber zu entscheiden, wofür sich nun positioniert werden darf und wofür nicht? Es sei auch daran erinnert, dass die FIFA bereits 2007 verboten hat, “politische, religiöse sowie persönliche Schriftzüge” zu zeigen und dabei insbesondere vor allem auf diejenigen abzielte, die ihre Liebe zu Jesus allzu auffällig exponierten. Und die UEFA verbot zur EM 2021 ein Statement gegen Homophobie. Daher nochmal die Frage: Wer wollte sich anmaßen, darüber zu entscheiden, wofür sich nun positioniert werden darf und wofür nicht? Der Fußball kann weder gesellschaftliche Probleme lösen noch eignet er sich als Projektionsfläche für eine von der Bevölkerung erwünschte gesellschaftliche Haltung.

Verlassen wir das Thema und wenden uns den Ereignissen bei unserem Herzensverein zu. Mit dem Zugang von Demme sind nun 37 Spieler im Kader, der Kosten verursachen dürfte, die man kaum mit dem wirtschaftlichen Ziel in Übereinklang bringen kann. Wie man sich überhaupt so ein Paket gönnen kann, ohne eine entsprechende Gegenfinanzierung sicher zu haben, ist nicht wenigen ein Rätsel, zumal der kolportiert zu den Spitzenverdienern zählende Kempf hat verlautbaren lassen, dass er nicht beabsichtigt, Hertha zu verlassen. Falls jemand bei der Präsentation der wirtschaftlichen Zahlen dann wieder überrascht tut, sollte sich diesen Absatz merken, es ist kein Wunder, dass Hertha kurz vor der Zahlungsunfähigkeit stand, wenn man sich Spielerpakete über seine Verhältnisse hinaus leistet.

Zumal das Signal nach außen dabei ist, dass man alles andere als den Aufstieg als sportliches Ziel auch nicht glaubwürdig anpeilen kann, wenn man wirtschaftlich “all in” spielt. Und selbst wenn der Aufstieg gelingen sollte, wird man den mit dem Verkauf von Tafelsilber und sportlichen Leistungsträgern zurückzahlen müssen, zumal ja auch die Refinanzierung der Anleihe ansteht. Und falls der Aufstieg nicht gelingen sollte, wird “Bluten für Hertha” kaum ausreichen, um den Verein am Leben zu erhalten. Angst mag kein guter Ratgeber sein, aber verantwortungslose Fahrlässig- und Gedankenlosigkeit ist es noch weniger. Hertha agiert wie ein spielsüchtiger Alleinernährer, der im Casino alles auf schwarz setzt, damit er die nächste Miete zahlen kann. Kaum jemand würde das im privaten Umfeld akzeptieren, umso mehr verwundert es, dass dies beim Herzensverein immer noch goutiert wird.

Mag sein, dass sich aktuell auf Abgangsseite noch etwas tut, aber auch das ist nichts weiter als eine Wette, zumal nach den Zugängen jeder Verhandlungspartner weiß, dass Hertha in Zugzwang ist und entsprechend die Konditionen drücken kann, wenn man nicht im Gelenkbus zum Spiel anreisen will. Vom Bushersteller Neoplan, die einst ein Werk in Berlin hatten, gab es sogar mal einen Doppeldeckergelenkbus namens Jumbo Cruiser, da taucht ab und an auf dem Gebrauchtmarkt einer auf. Vielleicht legen ja welche aus dem Präsidium eine Aktiengesellschaft auf, um so etwas zu erwerben. Damit kann man dann erst zum Herthamuseum, zum Fanhaus, dann zum Dampfer und anschließend zum Herthastadion fahren, welches nächstes Jahr eröffnet werden sollte. Millionenteure Luftschlösser seid umschlungen. Selbst König Ludwig scheint bescheidener gewesen zu sein. Und hat Nachhaltigeres hinterlassen.

Dass Hertha in den Testspielen gute Ergebnisse erzielte, ist an sich erfreulich, wenngleich Bernau und Rot-Weiß-Erfurt auch keine Messlatte sind. Und Testspiele im Allgemeinen und deren Ergebnisse im Besonderen haben auch keinerlei Aussagekraft über den Stand im Wettbewerb an dem man teilnimmt. Und die Schallplatte, man habe gut trainiert, hat in den letzten Jahren auch ein klein wenig einen Sprung bekommen.

Nun war es nicht die Absicht, die Vorfreude auf die Saison zu dämpfen, die in 41 Tagen am 18.8. um 15:30 Uhr mit dem Pokalspiel gegen Rostock beginnen wird und in die man besser starten sollte als in die letzte. Zwar ging es im Pokal für Hertha genauso weit wie für die Nationalelf, aber in der Liga krebste man trotz Rekordetat bis zum fünften Spieltag auf einem Abstiegsplatz herum. Die Messlatte liegt also durchaus niedrig, ein schlechterer Saisonstart ist immerhin kaum möglich. Hoffen wir also auf das Beste und möge der Fußballgott das Schlimmste verhindern. Und wem das als Trost nicht reicht: Seid froh, dass ihr nicht Fans von Schlacke seid.

HaHoHe, Euer Opa

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