(opa) Eine Auswärtsfahrt nach Hamburg zum HSV war immer ein besonderes Ereignis, weil Hamburg ja auch so eine Reise wert sein kann. Der Fischmarkt, Speicherstadt, eine Hafenrundfahrt, Fischbrötchen an den Landungsbrücken und natürlich das legendäre Nachtleben der Reeperbahn. Sportlich gab es mal was zu holen, mal nicht, man lästerte über die legendäre Unabsteigbar-Uhr und nicht wenige hatten zu Erstligazeiten schon Pläne parat, das Ding abzuschrauben. Nun ist der HSV schon seit ein paar Jahren zweitklassig, spielt zwar immer mit um den Aufstieg, verpasst diesen aber regelmäßig. Und wer ohne Fanbrille hinsieht, wird die eine oder andere Ähnlichkeit feststellen. Und sich ggf. darüber erschrecken.
Beide Clubs halten sich für “zu gut” für die zweite Liga, in beiden Clubs blickt man in glänzende Augen, wenn von den “guten, alten Zeiten” gesprochen wird, internationales Geschäft und Titel. Die Realität anzunehmen scheint bei einigen Fans lange zu dauern. Beide Clubs haben Millionen verbrannt und dennoch bzw. gerade deshalb Geldsorgen, weil man klangvolle Namen der Vergangenheit viel zu teuer und sportlich weitgehend wirkungslos verpflichtete. Van der Vaart dort, Boateng hier. Und auch auf Funktionärsebene wird oft nach der erkalteten Asche des erloschenen Feuers gerufen statt nach der Glut der Zukunft zu suchen. Jansen, Magath, Beiersdorfer dort, Preetz, Dardai & Zecke hier. Der Erfolg ähnelt sich.
Während der HSV gern mal Choreos von Hertha als eigene zeigt, hat Hertha sich kommunikativ den “Hamburger Weg” entliehen und zum “Berliner Weg” umgerubelt. Dazu passend wurden dann Spieler u.a. aus Radom, Grenchen, Kiel, Konjic, Zweibrücken, Dresden und Hamburg verpflichtet. Und so gibt man trotz akutem Sparzwang erneut mehr Geld aus als man einnimmt und richtet seine Wertemaßstäbe an der Kassenlage aus. Wem das zu ernüchternd ist, kann ja dagegen antrinken.
Transfertechnisch scheint es derzeit auf Abgangsseite weiterhin bei Lukebakio zu klemmen. Während er vom Mannschaftstraining befreit ist, scheint er und sein Berater sich zu zieren, vorliegende Angebote anzunehmen. Eine Hängepartie, die auch die sich aus diesem Abgang ergebenden Spielräume blockiert. Die Frage, ob Suat Serdar mittlerweile wieder spielen musste oder durfte, wird uns ebenfalls noch länger beschäftigen wie die Frage, wohin der sensibel und unstet wirkende Mittelfeldspieler wechseln könnte. Weitere Kandidaten sollen Kempf und Richter sein.
Der unfertige Kader darf aber keine Ausrede sein, auf dem Rasen das Wesentliche aus den Augen zu verlieren. Zwei Niederlagen zum Saisonstart der 2. Bundesliga sind trotz des Pokalsiegs keine gute Ausgangslage und setzen Team und Trainer unter Druck, wenngleich Dardai die Existenz von Druck auf seine Person verneinte und somit die Frage aufwarf, wie man es auf dem Berliner Weg mit dem Leistungsprinzip hält. Aus den 38 Spielern muss Trainer Dardai die bestmögliche Formation finden, die am Ende Tore schießen, Gegentore verhindern und drei Punkte einfahren.
Hinsichtlich der Torhüterfrage soll sich hinter den Kulissen einiges tun und man darf gespannt sein, wann Marius Gersbeck wieder auf dem Platz steht und wie das Publikum auf ihn reagieren wird. So kontrovers die Debatte geführt wird, dürfte das nicht klappen, ohne Pobäckchen zusammenkneifen zu müssen. Nach jetzigem Stand dürfte aber davon auszugehen sein, dass in Hamburg Tjark Ernst zwischen den Pfosten steht.
Bei der 4er Kette hat Trainer Dardai die Qual der Wahl. Leistner hat sich wieder fit gemeldet, um den Platz daneben bewerben sich 4 fitte Mitspieler. Nicht ganz so üppig sieht es im Mittelfeld aus, die Idee mit Serdar in Jena würden wohl nicht wenige auch in Hamburg begrüßen, die Achse Dudziak/Reese dürfte ebenfalls als gesetzt gelten. Tabakovic hat sich trotz seiner Auswechslung im Pokal als festgespielt betrachten, aber Dardai ist ja immer mal für eine Überraschung gut.
Die Stärken und Schwächen des HSV wird Euch sunny im Opener fürs Spiel aufbereiten, klar ist, dass da sicher eine der besten Zweitligamannschaften auf dem Platz steht, die offensiv stark, defensiv aber anfällig sind. Ob das kompatibel ist und wie Hertha dort erfolgreich sein möchte, wird uns sicher genug Diskussionsstoff für die nächsten Tage liefern. Samstagabend, Topspiel, 20:30 Uhr. Perfekt als Start für eine Siegesserie. Möge dieser Wunsch in Hamburg in Erfüllung gehen und der Humbug dort bleiben.
HaHoHe, Euer Opa