(opa) Pünktlich zum 1.7. hat das neue Geschäftsjahr und somit die neue Saison offiziell begonnen und auch das Transferfenster ist seit gestern geöffnet. Frischen Wind hat das aber zumindest bei Hertha nicht gebracht. Außer ein paar Geschäftsstellenmitarbeitern ist das Personal weitgehend unverändert weiterhin vorhanden. Zwar muss und will man auch beim “Spitzenpersonal” sparen, aber wer sich auskennt, weiß, dass dieses selten auf einen der vertraglich vereinbarten Euro und Cent verzichtet. Und so wird auch weiterhin das Geldverbrennen bei Hertha weitergehen, ohne, dass dagegen zwingend entsprechende Leistungsversprechen stehen.
Zu diesen Leistungsversprechen müsste an sich auch die Mission sofortiger Wiederaufstieg gehören, denn um wirtschaftlich zu überleben und sich weiter sanieren zu können, braucht Hertha nicht nur die Einnahmen aus Liga 1, sondern auch die Zustimmung der DFL zum Vertrag mit Investor 777, weshalb das gestern bei n-tv erschienene Interview auch einige Fragen aufwirft, ob dem Präsidenten die Wiederwahl ggf. wichtiger ist als der Wiederaufstieg und das finanzielle Überleben. Atmosphärisch mag er zwar in vielem Recht haben, dass z.B. Hertha ein eher schlechtes Beispiel für die Kommerzialisierung des Fußballs ist, aber es gibt eben auch die normativen Kräfte des Faktischen und auch bei Freiburg, Köpenick oder St. Pipi wird das Brustsponsoring meistbietend feilgeboten.
Sich dann noch mit einer politischen Bewegung zu vergleichen, die derzeit nicht wenigen gehörig auf den Keks geht, geht nicht wenigen zu weit und lässt einige Fans entnervt zurück, die dem Kurs ansonsten wohlwollend gegenüberstehen. Dass gleichzeitig zur Entlassung von Geschäftsstellenmitarbeitern ehemalige Buddies mit einem Job versorgt werden, dass man die Preise in der Kurve faktisch senkt und gleichzeitig die Frauenfußballabteilung eines anderen Vereins schluckt und nicht weiß, wie man das finanzieren soll, birgt die Gefahr haarfeiner Spannungsrisse, die bei Belastung es dann ordentlich krachen lassen werden.
Zumal dies alles einher geht mit einer Art Rückholaktion, als gelte es ein Old-Star-Team zusammenzustellen. Dardai, Zecke, Gersbeck, Ebert und Hatira haben zwar alle Stallgeruch, aber haben selbst gemeinsam betrachtet äußerst überschaubare Erfolge feiern können, weshalb sich die Frage nach dem Leistungsprinzip stellt und ob hier Folklore über die Notwendigkeiten des Alltags gestellt wurde. Dass mit Covic gleichzeitig ein treuer Vereinssoldat rasiert wird, der sich nichts wirklich hat zu Schulden kommen lassen, bestärkt den Eindruck, den es von Anfang an gegeben hat, dass nämlich alte Seilschaften durch neue Seilschaften ersetzt werden sollen und man nur anstelle des Kalifen nun selbst der Kalif sein möchte.
Und so wirkt das Konstrukt Hertha nach den aufregenden und aufreibenden Wochen des Bangens um die Lizenz noch lange nicht zukunftsfit aufgestellt, sondern als eine Art Belohnungswohlfühloase für diejenigen, die zwar für etwas anderes, aber nicht zwingend erfolgreicheres stehen, denn am Ende hat auch die neue Führung um Bernstein, Herrich, Weber und Dardai ihren Teil zum sportlichen Abstieg beigetragen, scheint aber gleichzeitig zu erwarten, dass man nun dankbar für die Kursänderung sein soll, die “zu mehr Nachhaltigkeit” führen soll, ohne, dass auch nur in Ansätzen erläutert wird, woraus diese bestehen und woran man dies messen können soll. Die Mannschaft wird vermutlich auch in Liga 2 wieder nachhaltig mit dem Privatjet reisen.
Es gibt bei Hertha weiterhin viel zu tun und wenn das neue Präsidium keine Antworten auf die im operativen Kerngeschäft auftauchenden Fragen findet, nutzen die “Haltungsnoten” in der Kür am Ende auch nichts. Man muss einen Weg finden, die Interessen des Investors zu berücksichtigen und zu einem Miteinander zu kommen, man muss wirtschaftlich in solide Fahrwasser zurückfinden und sportlich auf allen Ebenen Ergebnisse liefern, von der Akademie bis zur ersten Mannschaft und einen Frauenbereich aufbauen, der in der Lage ist, sich selbst zu tragen und alle diese Veränderungsprozesse glaubwürdig moderieren, glaubwürdiger als bisher zumindest, denn die Kommunikation war bislang eher “semi”.
Sportlich gibt es tatsächlich nur außerhalb der Herthablase Neuigkeiten: Die DFL hat den Spielplan herausgebracht. Herthas Saison startet auswärts am 30.7. ausgerechnet in Düsseldorf, ich vermute stark, dass es keinen Sonderzug geben wird 🤓 Und Herthas Saison endet (hoffentlich mit einer Aufstiegsfeier mit Platzsturm) an der Bremer Brücke im niedersächsischen Osnabrück, unweit touristischer Highlights wie Ostwestfalen, Schweinevechta und Weltstädten wie Quakenbrück oder Preußisch Oldendorf. Falls der Wiederaufstieg nicht gelingen sollte, gibt’s da wenigstens ordentlichen Korn, der einen nicht nur sportlichen Misserfolg, sondern auch die Muttersprache vergessen lässt 😬
Doch kommen wir zum Schluss zu etwas erfreulichem: Wie schon in den Vorjahren veranstalten wir ein Sommerfest an gleicher Stelle, im Vereinsheim des Kleingartenvereins “Märkische Schweiz”, Kiefholzstraße 93, 12057 Berlin, welches mit Öffis über S Plänterwald oder S Sonnenallee, mit den Bussen 166, 194, M43, N94 (Elsen-/Kiefholzstraße), M41, 276 und 171 (Ziegrastraße) sowie Bus 377 (Steinbockstraße) in wenigen Minuten Fußweg erreichbar ist. Wir treffen uns dort am
Sonnabend, 15.7.2023 ab 17 Uhr
Wer früher kommen und beim Aufbau helfen mag, ist herzlich willkommen. Um etwas mehr “Schwung” in die Bude zu bekommen und die Last auf mehrere Schultern zu verteilen, veranstalten wir dieses Jahr das Fest mit einigen anderen Hertha-Fanclubs, von denen einer 25jähriges Jubiläum feiert. Aus diesem Grund (und der Inflation) kostet der Eintritt dieses Jahr auch 25 € incl. einem Freigetränk, Folgegetränke sind wie jedes Jahr zu fanfreundlichen Preisen erhältlich. Sollte am Ende dieser Nonprofitveranstaltung Geld übrig sein, werde ich mir erlauben, dies leidenschaftlich zu verprassen oder aus dem Fenster zu werfen, ich bin schließlich Herthaner 😉
Um einen besseren Überblick zu bekommen, mit wie vielen Teilnehmern wir rechnen können, bitte ich alle, mir bis zum Sonntag, 9.7. um 17 Uhr mitzuteilen, ob wir mit ihm oder ihr (oder als was auch immer man sich identifiziert) rechnen können. Hierzu sendet bitte eine Mail an info(at)opas-reisetagebuch.de
Gesucht werden auch noch Helfer fürs Aufräumen am Sonntagmittag. Wenn noch Fragen sind, einfach fragen. Ansonsten packt die Badehose und ein paar Euros ein, wir feiern bei jedem Wetter. Wenn es gut ist, sitzen wir draußen unter dem Berliner Abendhimmel und wenn es schlecht ist, sitzen wir drinnen, Platz ist genau wie Speis und Trank ausreichend vorhanden. Und bevor einer fragt: Nein, es gibt keine Hüpfburg 😜
HaHoHe, Euer Opa