(opa) Am langen Wochenende des von den Nationalsozialisten als gesetzlichen Feiertag eingeführten Tag der Arbeit scheinen einige rot zu sehen. Hertha sieht rot beim Blick auf die Tabelle und den nächsten Gegner, der traditionell in rot aufläuft. Die Bayern sehen rot, weil deren vom Trainerwechsel erhoffte Effekte nahezu allesamt verpufft sind. Die Nerven scheinen bei den Bayern blanker zu liegen als bei uns, wenngleich deren Probleme aus unserer Sicht wie Luxusprobleme anmuten, dass man eventuell nur Vizemeister wird. Es gibt aber auch verbindendes, beide sind nicht mehr im DFB Pokal. Hertha also auf Augenhöhe mit den Bayern.
Von der Papierform also ein klares Ding und nicht wenige haben die Furcht, dass die Bayern ihren Frust an Hertha auslassen. Zweistellige Niederlage ist dabei ein gern an die Wand geworfenes Horroszenario. Es könnte aber auch anders kommen, weil die Bayern tatsächlich schlagbar sind. Nur vermutlich nicht von uns, es sei denn, Pal hat irgendein Wundergulasch gekocht und den Spielern Mumm und Spielintelligenz eingetrichtert. Mit dem Verhalten auf dem Platz der letzten Spiele gehen wir wohl eher unter. Von daher halten wohl viele ihre Erwartungen niedrig, damit die Enttäuschung nicht allzu groß ist.
Im Stadion dabei wird sicher auch wieder Ete Beer sein, Herthas Vorzeigespieler, mit dem ich vor einigen Jahren nach einem Auswärtsspiel von Hertha in München in einer Kneipe versackt bin und seinen Anekdoten lauschen durfte. Der Mann trägt bis heute Hertha in seinem Herzen und blickt auf ein glückliches Leben zurück, wenngleich damals auch kaufkraftbereinigt niemals diese Gehälter gezahlt wurden. Aber Ete beklagt sich nicht, weder über seine finanzielle Situation noch über den sportlichen Niedergang von Hertha. Glück ist halt irgendwie auch immer intrinsisch. Nur das seinerzeit vereinbarte Tennismatch haben wir bisher nicht geschafft, Ete spielt einmal in der Woche Tennis und wir wollten uns mal ein paar Filzkugeln übers Netz spielen. Wir sind ja noch jung.
Apropos jung, bei Hertha hat sich diese Woche mit Nachwuchstalent Ibrahim Maza auf eine “langfristige Zusammenarbeit” geeinigt:
Was auch immer langfristig bedeutet, was auch immer Käfigkickermentalität bedeutet, er war als 17jähriger schon zweimal in den Profikader berufen, mal schauen, wann er seinen ersten Einsatz bekommt und seine Offensivqualität im Profifußball zeigen kann. Vielleicht ja schon am Sonntag? Mit einem Siegtor? Legenden entstehen oft aus der Sehnsucht nach Träumen.
Ansonsten ist bei Hertha business as usual, gleich um 13 Uhr startet die Spieltags PK, mal schauen, ob einer “Bingo” schreit, wenn Pal eine seiner Lieblingsfloskeln wie “müsse akzeptiere” oder “nehm ich auf meine Kappe” raushaut. Wobei Pal sich auch nicht in die Karten gucken lassen wird, aber seine Auftritte in der Öffentlichkeit kommen in aller Regel gut an, weil er noch nicht so mainstreamverbogen ist wie der Rest der Sportlerinterviewwelt.
Und vielleicht erleben wir ja an einem frühlingshaften Wochenende auch endlich das Frühlingswunder von Hertha, quasi eine verspätete Wiederauferstehung einer Totgeglaubten, bald ist ja Christi Himmelfahrt, ein Fest, zu dem man traditionell reichlich (heiligen) Geist in sich hineinschütten kann.
Macht Euch einen schönen Wochenendauftakt und am Sonntag führt Euch wie immer unser zuverlässiger wie unterhaltsamer Sunny ins Programm.
HaHoHe, Euer Opa