(opa) Zum bevorstehenden Halbfinale und dem Wort halb fiel mir spontan der Witz ein, den jeder nachvollziehen kann, der Excel benutzt: Der Pessimist hält das Glas für halbleer, der Optimist für halbvoll und Excel sagt, das Glas sei der 01 Feb 😁 Am 1. Februar hingegen ist die vor der Tür stehende Transferperiode geschlossen und das Derby im Olympiastadion 4 Tage her. Um dieses zu gewinnen, braucht es eine andere Mentalität der Spieler als die, die bislang von den meisten an den Tag gelegt wurde. Da passt das Gerücht ganz gut, dass mit Florian Niederlechner ein “Drecksack”-Spieler vom 1. FC Augsburg und dessen sympathischen Manager Stefan Reuter auf dem Weg nach Berlin sein soll.
Ob uns die Verpflichtung eines 32jährigen sportlich weiterbringt, werden wir sehen, wenn er von Trainer Schwarz aufgestellt wird und er sich am Verwerten von Torchancen bewiesen hat. Schlechter als das derzeit kickende Personal kann er es aber kaum tun. Kanga hat in 14 Spielen bisher zweimal getroffen, Niederlechner in der selben Anzahl Spiele doppelt so viel. Statistisch ist das also eine Verstärkung, aber ob Niederlechner mit der Vielzahl an hüfthohen Zuspielen in den Rücken besser umgeht als Kanga wird noch unter Beweis zu stellen sein.
Immerhin lenkt die Meldung auch ein wenig von den Gerüchten um Manager Bobic ab, der vom DFB umworben und nicht abgeneigt sein soll, der Nachfolger von Bierhoff zu werden. Wir wissen alle, wie Dementi klingen und das, was Bobic bisher dazu öffentlich gesagt hat, waren keine Dementi, sondern eher ein professionelles Zieren. Zwischen den Zeilen dürfte aber klar sein, dass es da durchaus Potential gibt, dass Hertha demnächst einen neuen Manager suchen wird.
Dass die Bilanz von Bobic bei Hertha nicht überzeugend ist, steht wohl außer Frage, erschreckend ist aber, mit welcher Verbissenheit sich einige unversöhnlich gegenüberzustehen scheinen, die an Spieltagen doch demselben Verein die Daumen drücken sollten. Bobic hat man zu einer Zeit verpflichtet, als man noch daran glaubte, dass Tennor weitere Mittel zum Umbau des Vereins zur Verfügung stellt. Als er sein Amt hier antrat, war dieser Scheck längst geplatzt und Hertha mal wieder im Panikmodus.
Die meisten verknüpften mit Bobic die Hoffnung, dass er die Erfolge von Frankfurt hier wiederholt, die wenigsten wollten die Warnungen hören, dass es auch einen Bobic vor der Zeit in Frankfurt gab und sein Wirken in Stuttgart eher nicht so ruhmreich war. Das Umfeld, in dem sich ein neuer Manager bewegt, ist mindestens genauso wichtig und Bobic kam hier in ein Umfeld, dessen Präsident mehrfach damit kokettierte, dass er von Fußball nichts versteht.
Bobic bekam Blankovollmacht, den Verein nach seinen Vorstellungen umzubauen. Statt Manga holte er Dufner, statt Hütter holte er Korkut, statt Teamwork gab’s nach mehr oder wenigen freiwilligen Abgängen in der Geschäftsführung neue Festspiele, die letzte Saison endete in der Beinahekatastrophe und Hertha steuert wirtschaftlich auf die Insolvenz zu, weil zu viele Probleme des Vorgängers und zu viele hausgemachte Probleme sich nicht beseitigen lassen. Wer wollte es ihm da ernsthaft verübeln, einigermaßen gesichtswahrend das Handtuch zu werfen und sich der vaterländischen Pflicht zuzuwenden? Doch diejenigen, die am lautesten darüber jubeln dürften, vergessen, dass mit seinem Abgang kein einziges Problem unseres Vereins gelöst wäre.
Der Mob, der den Kopf gefordert hat, mag johlen, die Kassen sind dennoch leer und Spieler wie Selke und Darida sind immer noch überbezahlt und ohne nachhaltige sportliche Auswirkung im Kader. Daran ändert auch ein Rangnick nichts, daran änderte sich auch nichts, würde ein Kloppo hier auf der Trainerbank sitzen. Es ist nur der nächste Kopf, der Wochen später gefordert wird, von denselben, die heute den Kopf von Bobic fordern. So wie es dieselben sind, die seinerzeit den Kopf von Preetz forderten und Bobic überwiegend als Heilsbringer sahen. Und so eiert dieses Hamsterrad unter neuem Namen immer weiter, weil einige glauben, man könne Manager einfach so feuern, ohne ihnen weiter bis zum Vertragsende das vereinbarte Salär zu entrichten. Bei Trainerdiskussionen verläuft es ähnlich und es sind dieselben, die ständig fragen, wo die 374 Millionen hin sind, die es bejubelt hatten, dass wir als Folge des Köpferollens 4 Trainer gleichzeitig (Labbadia, Dardai, Korkut, Magath) auf der Payroll hatten.
Ich sehe es pragmatisch: Wenn Bobic geht, wird ein Nachfolger den Job erledigen müssen, der wahrlich kein Zuckerschlecken ist. Wenn Bobic bleibt, erwarte ich von ihm, dass er die Probleme löst. Das tägliche Geschrei nach einem neuen Manager hingegen kann ich nicht pragmatisch sehen, es ist und bleibt überwiegend unsachlich.
Und um die Kurve zum Eingang wiederzufinden, steuere ich nun Richtung Ausgang, erhebe mein halbvolles Glas Brause und trinke auf das Wohl unserer alten Dame. Denjenigen unter uns, die sich eines der umhergehenden Viren eingefangen haben oder die sonstwie krank sind, wünsche ich gute Besserung, allen anderen noch eine herthaspielfreie Adventszeit.
HaHoHe, Euer Opa