(opa) Während ich mir in dieser Woche die Sonne Südtirols auf die Nase und das lichte Haupthaar scheinen lasse, bin ich etwas abgekoppelt von der Herthawelt, die nur wie durch Watte zu mir dringt. Ein Gefühl, was zwischendurch ganz angenehm ist, lädt unsere alte Dame doch selten zu Freudentänzen ein. Ein gutes “Weinderl” vom Alpensüdhang verspricht meist mehr Freude als einem Herthaspiel beizuwohnen, auch wenn es spielerisch in die richtige Richtung ging in den letzten Wochen. Und abseits des Platzes macht Hertha niemand etwas vor, die kürzeste Strecke zwischen zwei Fettnäpfchen zu finden. Die Entfernung zwischen zwei Fettnäpfchen sollte in Hertha gemessen werden (und ich beantrage schon mal die Rechte daran).
Und so ist es kaum verwunderlich, dass auch unter der neuen Vereinsführung um Präsident Bernstein der Verein nicht zur Ruhe kommt. Aufgrund von Recherchen der Financial Times soll unser Investor Tennor eine Detektei beauftragt haben, um eine Kampagne gegen den damaligen Präsidenten Gegenbauer zu fahren. Publik wurde das ganze amüsanterweise, weil Tennor die Rechnung dafür nicht bezahlt haben soll. Präsident Bernstein soll Tennor aufgefordert haben, hierzu rechtlich belastend Stellung zu beziehen, was seitens Tennor abgelehnt wurde. Nun lässt Windhorst heute die nächste “Bombe” platzen und erklärt das Engagement von Tennor bei Hertha für beendet.
Der Sternchentext unter dieser Ankündigung ist allerdings, dass er Hertha den Rückkauf zum damaligen Kurs anbietet, was für Tennor gleich zwei entscheidende Vorteile hat. Erstens muss er zunächst keine Wertberichtigung an dem Investment vornehmen, welche wohl geeignet sein könnte, Tennor im Ganzen ins Rutschen zu bringen. Somit sehen die Anteile ein paar Wochen noch so wertvoll aus, wie sie ohnehin schon lange nicht mehr sein dürften und vermutlich auch nie waren. Zweitens dürfte das der Versuch sein, sich moralisch die Absolution zu erteilen, ohne weiteres Geld bereitstellen zu müssen, wie er es früher einmal angekündigt hatte. Dass er das vermutlich nie konnte, steht auf einem anderen Blatt, aber bei einigen Zeitgenossen dürfte da etwas haften bleiben, die ohnehin der neuen Vereinsführung skeptisch gegenüberstehen und felsenfest davon überzeugt sind, dass ein gescheiterter Lokalpolitiker und Handballexperte die bessere Wahl gewesen wäre.
Gesprächsstoff für die Woche dürfte damit nun vorhanden sein, ich begebe mich zurück in meine wattierte Wolke voller Sonnenschein, exzellentem Wein, super Essen und Obstbränden, die einen wie die Panoramen der Dolomiten vor Glück zum weinen bringen können. Man kann schon verstehen, warum sowohl Sissi als auch Ötzi dieses Fleckchen Erde als Sehnsuchtsort hatten. Wer wie ich gestern auf Schloss Tirol im Dorf Tirol in Südtirol war, für den ist so ein Stürmchen im Wasserglas, welches nichts weiter als Pfeifen im Walde ist, keine Aufregung wert und man reagiert mit dem Langmut des Weideviehs, wenn sich eine Fliege auf einen setzt, welches hier glockenläutend die Almen abgrast und von all dem Wahnsinn da draußen in der Welt nichts mitbekommt, bis es eines Tages als leckeres Steak auf dem Teller und als schicker Schuh eine genussvolle Verwendung findet.
Habe die Ehre und Servus, äh, HaHoHe, Euer Opa