(opa) Drei Tage ohne Knall, Skandal oder “Rücktrittrausschmiss” dürften für Herthaner in letzter Zeit eher ungewohnt gewesen sein. Rechnen wir das mal wohlwollend dem Wirken des neuen Trainers zu, der in den ersten Trainingseinheiten bisher eher beobachtend unterwegs war und seinem schottischen Co-Trainer die Basisarbeit überließ. Mit Werner Leuthard kam am Mittwoch zudem ein alter Bekannter zurück auf den Schenckendorffplatz, bekannt auch als “Der Schleifer” – was wie der Titel eines Horrorfilms klingt, dürfte es für die Spieler in den nächsten Wochen auch werden, denn selbst wenn man absteigen sollte, wird man danach fit wie ein Turnschuh sein.
Von Ausfällen wegen überharten Trainings war bisher auch noch nichts zu spüren, aber das wäre wohl auch zu viel verlangt am ersten Arbeitstag. Leuthard war übrigens schon einmal bei Hertha, in der Zeit von “HaHoHe, Euer Jürgen” versuchte er seinerzeit schon einmal Konditionsdefizite aufzuholen. Einige Spieler wissen also, was auf sie zukommt. Trainingsbeobachter berichten von außergewöhnlich diszipliniertem Verhalten während des Trainings und selbst danach schlendert man wohl nicht einfach so in Grüppchen weg, sondern geht geschlossen mit den Physios und dem Funktionsteam in die Kabine. Sollte hier auf den letzten Metern noch eine Mannschaft entstehen?
Durchgesickert ist auch, was man Magath als Gehalt und Erfolgsprämie versprochen hat. Sollte der Klassenerhalt gelingen, winken dem kauzigen Alttrainer ein Salär für 8 Wochen Arbeit von 2 Mio. €. Davon dürfte er sich mehr als eine dicke Zigarre kaufen können, mit der man sich im Aktuellen Sportstudio launig zuschalten lassen kann. Wenn Magath mit der Mission scheitert, erhält er dennoch 500.000 €, was ebenfalls sicher nicht zur Einschränkung seines Lebensstandards führen dürfte. Da mit ihm auch noch das Funktionsteam erweitert wird, dürften sich die Mehrkosten einer erfolgreichen Operation “Klassenerhalt verzweifelt gesucht” auf rund 3 Mio. € belaufen.
Das ist immer noch weniger als die rund 50-100 Mio. €, die ein Abstieg incl. Wiederaufstieg an finanziellem Impact hinterlässt, aber angesichts der flammenden Appelle des Managers, man müsse endlich aufhören, mehr Geld auszugeben als einzunehmen, muss das schon als Randnotiz erwähnt werden, zumal im Gegenzug ja keine Gehälter eingespart werden, denn Korkut, Dardai und eventuell sogar Labbadia, dessen Vertragsauflösung immer noch nicht offiziell bestätigt ist, stehen genauso auf der Payroll wie deren Co-Trainer und Ex-Manager Michael Preetz.
Die Aufgabe von Manager Bobic wird zudem nicht einfacher, weil die Planung der nächsten Saison zweigleisig erfolgen muss. Es dürfte schon schwierig genug werden, einen geeigneten Trainer zu finden, der unter den gegebenen Umständen hier erstklassig arbeiten möchte, doch die Suche nach einem Wiederaufstiegstrainer dürfte beinahe ebenso anspruchsvoll werden. Dazu die Situation der vielen Leihspieler, die wohl zu einem guten Teil zurückkehren und das Gehaltsgefüge belasten werden.
Doch bevor wir die nächste Saison planen, steht erst einmal das nächste spiel vor der Tür. Die gut in Form scheinenden Hoffenheimer gastieren in der Hauptstadt. Deren Trainer ist in Berlin kein Unbekannter, sein Vater war hier mal erklecklich erfolgreicherer Manager als seine beiden Nachfolger und ließ seinen Sohn von 1999 bis 2006 in 101 Spielen in der U23 auflaufen, in denen er immerhin 14 Tore schoss. Noch wichtiger: Am letzten Spieltag haben die Hoffenheimer dem Rekordmeister ein Unentschieden abgerungen. Das Positive ist also, dass Hertha kaum etwas zu verlieren hat, worin durchaus immer auch eine Chance liegt.
Da Stuttgart und Augsburg Gegeneinander spielen, könnte man bereits ggf. mit einem Punkt den direkten Abstiegsrang verlassen, bei einem Sieg sogar beide Konkurrenten überholen, wenn diese sich unentschieden trennen. Und vielleicht rechnen einige Optimisten dann ja auch nach, inwiefern Europa rechnerisch noch drin sein könnte, wenngleich das auch nur sehr, sehr theoretisch drin wäre. Vielleicht geht ja über die Fair Play Wertung überraschend etwas. Doch wir sollten demütig genug sein, wenn unsere Gegner nächste Saison wieder Bayern München, der BVB oder Leverkusen heißen und nicht Regensburg, Kiel oder Sandhausen.
Genießen wir hoffentlich auch noch einmal zwei weitere eher ruhige und nachrichtenarme Tage, bevor es am Sonnabend wieder “Matchday” heißt und unser Chefspieltagsopener sunny Euch mit allen Informationen zum Spiel versorgt.
HaHoHe, Euer Opa