Veröffentlicht am Kategorien 1. Bundesliga, 2022, Allgemein

Sag mir, wo die Punkte sind…

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(opa) Heute wird’s musikalisch. Zur Melodie des von Marlene Dietrich interpretierten Friedensliedes versuche ich einmal, etwas Zerstreuung in diese wilden Zeiten zu bringen, wo sicher nicht nur ich im Minutentakt die Liveticker aktualisiere und mit den Menschen in der Ukraine bange, die stellvertretend für die ganze freie Welt sich kämpfend etwas zu bewahren versuchen, was für uns so selbstverständlich und doch so zerbrechlich und vergänglich ist wie die von der göttlichen Marlene besungenen Blumen.

Zu dieser Melodie fragt sich unser Manager jedenfalls, wo die Punkte sind, während sich nicht nur unser Investor diese Melodie pfeifend fragt, wo die Moneten hin sind, die er in den Verein gepumpt hat. Wenigstens darauf hat der Manager ja eine knappe wie erschreckend entwaffnende Antwort gegeben, die die Fantastischen Vier im Song “Sie ist weg” mit ebenfalls leicht schwäbischem Akzent vertont haben. Und ich bin wieder allein, allein.

Allein werden sich wohl auch viele im Stadion fühlen, denn angesichts der Intensität, mit der Hertha die Werbetrommel für sein 5 Spiele Paket rührt, ist davon auszugehen, dass es recht einsam wird im zugigen Rund des Olympiastadions, welches ja auch schon einige Konzerte hinter sich hat. Das letzte Konzert im Olympiastadion war übrigens von der Sängerin Pink, die im Sommer 2019 mit ihrer in weiser Voraussicht “Beautiful Trauma World” genannten Tour als letzte Musikkünstlerin im Olympiastadion gastierte und vor rund 54.000 Zuschauern auftrat.

Eine Zuschauerzahl, die Hertha in dieser Saison vermutlich nur einmal im Derby übertreffen dürfte. Da wird es spannend, ob die Herthafans es schaffen, in Mehrheit da zu sein oder ob das Stadion eher rot-weiß dominiert sein wird, denn das Momentum ist zumindest Stand heute wohl eher in Köpenick, die nicht nur in der kommenden Saison nicht unwahrscheinlich zum zweiten mal hintereinander international spielen, sondern auch seit gestern im Halbfinale des DFB Pokals an einem Titelgewinn schnuppern und daher das Derby als Generalprobe betrachten könnten. Gut werden Premieren ja meistens, wenn in der Generalprobe alles schief geht. Das sollte Hoffnung machen.

Bei Hoffnung fällt mir musikalisch “Land of hope and glory” ein, was bei der alljährlichen “Last night of the proms” seit 2020 aus dem selben Grund nicht mehr gespielt werden darf, aus dem hierzulande Bilderstürmer die halbe Stadt umbenennen wollen. Kontext scheint bei der Generation Snowflakes manchmal schwerer vermittelbar als sie von der Straße zu entfernen, auf der sie sich festgeklebt haben. Doch ich schweife ab. Mächtig wird die Hertha dieses Jahr nicht mehr und für die Schifffahrt auf den Ozeanen dieser Welt war die in Stettin gebaute Hertha ja auch nie gedacht. Die Hertha bevorzugt Gewässer ohne starke Strömung wie Spree oder Havel, die beide etwa so stürmisch sind wie Herthas Sturmabteilung in dieser Saison.

“Keine Panik auf der Titanic” wäre wohl das Lied für die Bank der Hertha, wo ein zerknirscht wirkender Trainer Zuversicht auszustrahlen versucht, die ihm ohnehin niemand mehr abnimmt und dessen Erlösung, äh, Demission vom Manager ausgeschlossen wurde. Währenddessen ertönt es in der Abwehr bei Hertha nachkarnevalistisch “Einer geht noch, einer geht noch rein”, während das Mittelfeld wegen der großen Löcher “Polonaise Blankenese” tanzt und die Löcher durch den Käse fliegen lässt.

Und was singen wir Fans? Traurigen Hertha Fado wie “nur nach Hause”? Oder schon mal Wiedersehenslieder wie “wenn ich geh’ dann geht nur ein Teil von mir”? Was ist Euer Soundtrack im Abstiegskampf?

HaHoHe, Euer Opa

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