(opa) Unser heutiger Testspielgegner, den ich in der Überschrift mal wörtlich übersetzt habe, lebt vom Image, DER Fußballverein zu sein. Etliche andere Vereine imitieren sogar hierzulande relativ unverfroren deren von vielen Fans aus voller Brust mitgesungenen Hymne “You’ll never walk alone”, um sich dann an Spielern zu ergötzen, die sie dann in der nächsten Wechselperiode doch allein lassen. Dieses Paradoxon des Profisports kann nur existieren, weil weite Teile der Fans bereits sind, sich diesem und anderen Irrglauben hinzugeben. Und Fußball ersetzt für viele ja auch den Glauben, zumal Glauben den Vorteil hat, dass man nicht zwingend über Wissen verfügen muss. Letztere These ist in Fußballdiskussionen recht häufig verifizierbar.
Leider gehöre auch ich zu den Inkonsequenten, die sich dem Paradoxon hingeben, Teil einer Inszenierung zu sein, die man so eigentlich nicht möchte. Und hätte es mein Terminkalender hergegeben, dann wäre ich heute Abend in Österreich gewesen und hätte mich um eine der immer noch verfügbaren Karten bemüht, um dabei gewesen zu sein, wenn Hertha gegen das große Liverpool von Sir Kloppo antritt. Dabei kochen die auch nur mit Wasser und auch deren Bälle sind nur mit Luft gefüllt. Und wenn wir gegen die gut aussehen, dann “hau’n wa ooch” Meppen weg? Wenn Fußball doch so einfach wäre, doch viel zu oft ist im Fußball 1+1=3.
Wenn Fußball einfach wäre, würde auch unsere ehemalige Sturmhoffnung Davie Selke die Netze der Gegner kaputtschießen. Oder in Bremen für eine Traumablöse kicken. Der Fußballgott meinte es aber nicht gut mit uns in dieser Sache und dachte sich wohl, dass wir die Suppe auslöffeln müssen, seine Stolperkünste im Strafraum noch einige Zeit zu genießen. Immerhin wird er sich sicher auch bei Hertha freuen wie ein Kind und jubeln wie ein Idiot, wenn er einen Frei- oder Strafstoß geschunden hat. Ich mag diese Art der Spieler nicht, aber ich mag auch keinen VAR, der so etwas zudem ohnehin meist nicht ahndet.
Doch wozu Schwarzmalen, wenn Hertha in der Vorbereitung weit erfolgreicher ist als die Bayern unter dem neuen Trainer, für den sie mehr Ablöse gezahlt haben als wir für unseren Manager. Da geht’s den Menschen wie den Leuten. Aber das ist eben auch nicht unsere Regalhöhe. Genau wie unser Testspielgegner aus dem Land der bizarren Küche, in dem es die Liverpooler geschafft haben, noch einen draufzusetzen und sich den Spott der anderen Briten zu sichern, die für sie nach dem in Liverpool beliebten Gericht namens “Scouse”, einem Eintopf aus Corned Beef, Zwiebeln, Matjes und Kartoffeln den Spitznamen “Scouser” verwenden.
Wobei wir Deutsche nicht zu laut spotten sollten, denn auch hierzulande gibt es Gerichte wie Labskaus oder Quetschkartoffel. Auf nahezu jeder in Mitteldeutschland gern liebevoll in gefütterten Plastikfolienspeisekarten steht “Ragout fin”, was vielen Briten, die verrückt sind nach Pasteten, durchaus entgegenkäme. Deutsche und Briten haben doch mehr gemeinsam als ihnen lieb ist. Die Vorliebe für Fußball, Bier und “rustikales” Essen gehört definitiv mehr zum Einenden als zum Trennenden.
Mal gucken, ob man sich heute Abend auf dem Platz auch einig sein wird und wie man sich trennt. Von der Papierform ist das eine klare Sache, das Ergebnis ohnehin zweitrangig. Spannend wird auf jeden Fall der nächste -ic Zugang zu beobachten sein, sofern er denn spielt und nicht “Belastungssteurung” macht. Bobic bleibt seiner Linie treu und holt weitere Spieler mit Balkanwurzeln zu Herthic BSC. Das muss nicht das schlechteste sein, immerhin ist ein Pantelic bis heute ein ziemlicher Publikumsliebling.
Und wer weiß, vielleicht trainiert unter dem neuen Management eines Tages ein Trainer wie Kloppic in Berlin. Wobei der eigentlich nur noch eine reizvolle Jobperspektive im Fußball haben dürfte, als Nachfolger von Hansi Flick die Deutschen mal wieder zu einem Titel zu führen. Vorher aber darf er gern Hertha zweimal hintereinander zur Meisterschaft coachen. Man wird ja noch bescheiden träumen dürfen. Und zur Not hilft etwas, was die Leber im Alkoholdehydrogenase-Training hält.
HaHoHe, Euer Opa
P.S.: Es sind beim Sommerfest noch ein paar Plätze frei. Es wäre zwecks Planbarkeit schön, wenn sich alle, die kommen wollen, bis zum Wochenende anmelden. Hier nochmal der Link