(opa) In Italien und in den italienischen Communities überall auf der Welt dürfte letzte Nacht Ausnahmezustand geherrscht haben. Bravo, bravo, bravissimo, mamma mia, eine Grappa auf Haus’e! Dabei war dieser Sieg nicht einmal unverdient im Gegensatz zum erschummelten Finaleinzug der gestrigen Gastgeber, die nach dem frühen wie glücklichen Führungstor sämtliche Aktivitäten darauf beschränkten, den Bus vorm Tor zu parken. Das reichte glücklicherweise nicht, um einen der vermutlich wertvollsten sportlichen Titel der Welt zu erlangen. Dass die Engländer eine Traumaauffrischung bekommen haben, die vermutlich für die nächsten zwei Generationen reicht, war dann noch die Krönung des langen Abends von Wembley.
Zur Siegerehrung war das Stadion dann schon halbleer, von dem einstmals vielgepriesenem Sportsgeist der Engländer scheint im Jahr 2021 nur noch sehr, sehr wenig übrig zu sein. Nicht nur, dass man sich das Finale gegen tapfer kämpfende Dänen mit einem zweifelhaften Elfmeter erschummelt hatte, auch sonst zeigten sich die Gastgeber von ihrer eher hässlichen Seite. Prügeleien, verbale Ausfälle, Auspfeifen der Hymne und wie viele von Euch meinten auch das sofortige und abschätzige Abnehmen der Silbermedaille unmittelbar nach Überreichung. Besonders unterhaltsam, wenn ein Spieler Sterling heißt, selbiges aber nicht um den Hals tragen möchte.
Und die Italiener? Kaum ein Volk kann Siege so leidenschaftlich feiern wie die Anhänger der Squadra azzurra. Fußballverrückt ist man in Italien ohnehin, aber da haben sich gestern ein paar Protagonisten unsterblich gemacht, der Trainer allen voran, den man auf der Insel bei Man City nach 191 Spielen und einem Schnitt von 1,97 Punkten pro Spiel aussortiert hatte. Rache ist Blutwurst und die wurde gestern kalt serviert, indem man die Engländer in deren bester Disziplin zum Titel des erfolgreichsten Disziplin, dem Elfmeterverschießen, zum neuen Europameister in selbiger krönte.
Und so kam am Ende dann doch noch etwas wie EM Zauber auf, auch wenn ich durchaus auch bei denen bin, die nun froh sein können, dass der Wettbewerb des Wahnsinns vorüber ist. Eine paneuropäische Austragung in pandemischen Zeiten, wo die UEFA darauf drängte, mehr Zuschauer in die Stadien zu lassen als es den lokal Verantwortlichen recht war und die für einige Mannschaften viele tausende Kilometer Reisestress bedeutete, ist wohl kein Erfolgsmodell.
Für Aufarbeitung wird kaum Zeit sein, denn jeder Teilnehmer und jeder Verband ist am wirtschaftlichen Erfolg beteiligt und noch spuckt der Goldesel die Dukaten. “Erst kommt das Fressen, dann die Moral” war von Brecht zwar weniger auf den Fußball gemünzt, passt aber angesichts von Meldungen, dass der DFB ernsthaft mit Qatar Airways über Sponsoring verhandelt, was das einige Zuschauer ohnehin nervende Zeichensetzen mit Regenbogenarmbinde und Kniefall endgültig als die Heuchelei entlarvt, die einige schon vorher darin gesehen haben. Zumal es ohnehin viel wichtiger wäre, erfolgreicheren Fußball statt Mätzchen zu zeigen.
Zurück zum englischen Fußball, der heute dann die perfekte Überleitung zu unserem Lieblingsverein lieferte. Nein, Hertha wird nicht in der Premier League spielen, aber gegen einen namhaften Verein aus selbiger im Trainingslager in Österreich antreten. Am Donnerstag, den 29.7. trifft Hertha auf den Liverpool FC im malerischen Innsbruck, der Stadt des goldenen Dacherls am Fuße des Karwendelgebirges. Der von Jürgen Klopp trainierte Verein teilt mit unserer alten Dame das Gründungsjahr und war ja schon vor einigen Jahren einmal Testspielgegner. Mal gucken, ob es morgen dazu Karten zu ergattern gibt.
Mit Karten hatten diejenigen Pech, die für das Testspiel gegen Hannover Karten ergattert hatten. Da Hertha in ein größeres Stadion umzieht und 700 Zuschauer mehr zugelassen sind, verfallen sämtliche bereits erworbenen Tickets. Warum man das nicht anders lösen konnte, bleibt wie immer bei solchen Aktionen rätselhaft, aber warum sollten Herthas Fans anders behandelt werden als der Investor. Oder umgekehrt 😉
Ein paar Dinge sind im Fußball eben beständig. Sei es nun Kartenverteilung bei Hertha oder, dass die Engländer keine Elfmeter können. ein wenig Hoffnung besteht allerdings, dass Hertha am Sonntag, den 8.8. gegen Meppen die zweite Runde des DFB Pokals erreicht. Am Abend vorher ist übrigens unser Sommerfest, zu dem ihr Euch in den nächsten Tagen anmelden könnt. Einen Knoten im Smartphone habt ihr hoffentlich schon.
Und nun salute, prost und HaHoHe, Euer Opa