Veröffentlicht am Kategorien 1. Bundesliga, 2021, Allgemein

Die Magie der großen Zahlen

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(opa) Man sollte bei den Finanzzahlen von Hertha immer auf Kaninchen, den Zylinder und die flinken Hände des Magiers achten 😉 Und sich nicht von Planzahlen, Prognosen und kolportierten Summen verwirren lassen. Hertha geht es finanziell weiterhin nicht gut, denn weiterhin gibt man deutlich mehr Geld aus als eingenommen wird. Nach einem Verlust von 57 Mio. € im Vorjahr plant man im laufenden Geschäftsjahr mit einem Fehlbetrag in ähnlicher Höhe. So viele Investoren kann man gar nicht ranschleppen, um das auszugleichen, zumal fraglich ist, welcher Investor in ein Unternehmen mit einem derart üppigen Verlustvortrag zu investieren bereit ist. Bei Tennor hat’s geklappt, aber die lassen sich auch von “Zettelverlierern” wie Klinsmann oder einem leicht “affektlabil” wirkenden Jens Lehmann beraten.

Die Frage, die immer wieder dieser Tage zu lesen ist, ist: Wie viel von den vielen Millionen von Windhorst ist noch übrig. Die Antwort darauf zu finden, ist nicht ganz so leicht, denn wirklich wissen werden das nur wenige Personen. Aber man kann sich der Wahrheit durchaus nähern und einige umtriebige, fleißige und durchaus sachkundige Personen im Fanumfeld beschäftigen sich diesbezüglich durchaus ausführlich damit. Ich erinnere mich, als ich vor vielen Jahren mal einen Stammtisch organisierte, zu dem Ingo Schiller sein Kommen zugesagt hatte, dass einer dieser Zahlenmenschen mit einigen Aktenordnern unterm Arm erschien und mit Ingo Schiller ins Gespräch gehen wollte.

Die Optimisten unter Euch dürfen sich freuen: Hertha dürfte finanziell durchaus handlungsfähig sein, denn neben den Tennor Geldern fließen ja auch laufende Einnahmen wie TV Gelder, Einnahmen aus Sponsoring, Merchandising und Spielerverkäufen. Hier dürfte Hertha sich im Mittelfeld der Liga hinsichtlich der Handlungsfähigkeit bewegen. Von Verpflichtungen eines Multimillionenspielers wie im klinsmannschen Wintermärchen wird man in absehbarer Zeit aber vermutlich nichts mehr hören.

Die Realisten wissen das und bringen Hertha daher bei Transfergerüchten erst gar nicht in Verbindung mit “teuren” Spielern, die ohnehin oft noch von sportlich ambitionierteren Zielen getrieben sind als in der Liga zu bleiben und das Derby zu gewinnen. Aus diesem Grund scheint es auch folgerichtig zu sein, das Scouting von Hertha auf links zu drehen und zu schauen, wie man sich dort strukturell besser aufstellen kann als gegen Ablöse Spieler wie Leckie, Esswein oder Löwen zu verpflichten und wie man Spieler zum richtigen Zeitpunkt auch abgibt.

Auch das ist nämlich ein Beitrag zur Gesundung der Finanzen und natürlich sind Spielerverkäufe mit Gewinn ein enormer Hebel, um Budgets zu schaffen. Dafür braucht es ggf. auch etwas mehr Qualifikation als ein ehemaliger Mitspieler zu sein oder mit einem dieser verwandt zu sein (was bisher ein Auswahlkriterium zu sein schien). Ob viele und viele neue Köche den Brei besser hinkriegen, ist nun Aufgabe von Bobic, selbiges unter Beweis zu stellen, denn er verantwortet das operative Geschäft und muss da auch für Ergebnis sorgen, was man hinterher dann in neue Spieler oder Funktionsteams oder moderne Ausrüstung stecken kann.

Neue Spieler braucht’s aber auch, schließlich war der Kader der letzten Saison ein wenig unrund in seiner Zusammenstellung und obendrein haben uns ja Spieler wie Guendouzi oder Leckie bereits verlassen. Heißestes Gerücht auf dem Transfermarkt ist Suat Serdar aus der “Konkursmasse” der untergegangenen Mannschaft aus dem Bergschadengebiet um Gelsenkirchen. Ein wuchtiger 8er aus der Mainzer Jugend, der zwischenzeitlich für höhere Weihen gehandelt wurde und dessen Marktwert zwischenzeitlich bereits bei 22 Mio. € lag (und angeblich gab es auch ein Angebot über 45 Mio. €, das von Schlacke jedoch abgelehnt wurde – auch andere haben diese “wie konnten wir nur” Momente). Serdar wäre sicher eine Steigerung gegenüber Spielern wie Leckie oder Löwen, es gibt aber auch ein paar Risiken.

Da ist zum einen seine durchaus veritable Krankenakte (Achtung: Zweiseitig!), bei denen dem einen oder anderen Herthaner flau im Magen wird, wenn er an die “Problembären” der Haupstadt zurückdenkt wie Rainer Bonhof, Tolga “Zehgerci” oder den weißen Brasilianer Alexander Baumjohann, die alle ihrer “Retterrolle” nicht gerecht werden konnten. Dazu stellt sich die Frage, wie er den sportlichen Untergang verdaut hat, auffallend dagegen gestemmt gegen den Abstieg hat er sich jedenfalls nicht, aber Fußball ist ja auch ein Mannschaftssport. Ob man sich zudem in Sachen Gehalt einigen kann (er soll auf Schlacke 4 Mio. € p.a. verdient haben), muss man ebenfalls sehen. Unser alter Blogpapi hat uns ja mit der Weisheit beglückt, dass Spieler auf nichts verzichten. Auf der Risikoseite steht schlussendlich noch die Tatsache, dass er von dem bei Herthanern mit am verhasstesten Team zu uns kommt und solche Zugänge es traditionell schwer haben, hier geliebt zu werden.

8 Mio. € Ablöse stehen im Raum. Angesichts der Tatsache, dass man dafür keinen Guendouzi hätte verpflichten können und des Potentials, welches in dem Spieler steckt, kann man das sicher wohlwollend zur Kenntnis nehmen, so es denn realisiert wird, weil dann eine der Baustellen im Aufbauspiel von Hertha geschlossen werden könnte. Wie seht ihr diese Personalie?

Und wie verbringt ihr die letzten fußballfreien Sommertage vor der EM? Alba war gestern ein Thema, am Wochenende gab es ein durchaus spannendes Wagenrennen in Baku und meine Läuferfreunde rasten gerade vor Freude aus, dass es dieses Jahr noch mehrere Laufveranstaltungen geben wird. Sportbegeisterte kommen also auch ohne Fußball auf ihre Kosten. Und selbst, wenn Euch das alles kalt lässt, werdet ihr sicher die Sommertage und die Tatsache genießen, dass die Gastronomie nach einem trostlosen Winter wieder geöffnet hat und “ne Molle” zischen.

Und denkt dran: Der Mann mit dem Zylinder und dem Kaninchen hat flinke Hände und ist ein Meister der Illusion. Fußball ist eben doch auch Showgeschäft und wir haben da einen der Besten. HaHoHe, Euer Opa

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