(opa) Um 11 Uhr traten Fredi Bobic, Werner Gegenbauer und Dr. Klein aufs Podium und stellten sich den Fragen der Presse. Die Mienen der Beteiligten waren zu Beginn finster. Präsident Gegenbauer eröffnete die PK mit der Vorstellung von Fredi Bobic, der seit Jahren schon Mitglied und der der Wunschkandidat war. Man habe den richtigen Kandidaten gefunden und werde berücksichtigen, dass gut Ding Weile haben will und übergab dann zunächst an Dr. Klein.
Klein betonte nochmal, dass Bobic immer die Nummer 1 auf der Liste und die absolute Wunschkonstellation. Er schilderte den Ablauf, dass der Personalausschuss im Präsidium sich dafür ausgesprochen habe, der Investor informiert wurde und dass Präsident Gegenbauer die Verhandlungen selbst führte. Dann kam endlich Fredi zu Wort.
Mit aufgehellter Mine schwäbelte Bobic los und schwärmte über die guten Gespräche, die man geführt habe, die man in großem Respekt voreinander geführt habe. Er habe nicht gedacht, dass er eines Tages dort sitzen würde, aber es gibt manchmal Konstellationen, die gut passen. In den Gesprächen ging es weniger um wirtschaftliche, sondern um sportliche Themen. Die zentrale Frage war: Will man eine Kurskorrektur im sportlichen Bereich oder nicht?
Er freut sich, dass der Weg zwischen Wohnung und Arbeit nicht mehr so lang sei (Anm.: Er wohnte die letzten Jahre in Berlin, auch wenn er in Frankfurt arbeitete). Er will keine großen Ankündigungen machen, sondern sich erst einmal ein Bild verschaffen und die Situation zu analysieren. Was er verkünden kann, dass Pal Dardai weitermachen kann und dass das seine Entscheidung war. Genau wie Arne Friedrich, der ebenfalls an Bord bleibt. Arne tut dem Club gut und ist menschlich ein Gewinn und sportlich wahnsinnig ehrgeizig und erfolgswillig. Man will nicht nach unten, sondern nach oben in der Tabelle schauen.
Zum Projekt Goldelse und die darin verankerte Spielphilosophie sagt Bobic, dass man die Spielphilosophie erst einmal entwickeln muss. Es geht in nächster Zeit darum, eine Strategie zu entwickeln und dass das nicht auf die schnelle geht. In Frankfurt hat man dafür 2 Jahre gebraucht. Man müsse jeden Mitarbeiter im sportlichen Bereich abholen, von der Akademie bis zu den Profis. Das betrifft nicht nur Trainer, sondern z.B. auch den medizinischen Bereich, die Leistungsdiagnostik und viele andere und man wird sich Zeit dafür nehmen.
Er habe außer Hertha noch andere Angebote gehabt, aber das habe mit den handelnden Personen gepasst. Es habe eine klare Analyse zur Vergangenheit gegeben.
Es gehe jetzt darum, Stabilität reinzukriegen und dann zu modernisieren und den aktuellen Anforderungen anzupassen. Man möchte in Zukunft keinen Abstiegskampf mehr. Es sei nicht einfach, Spieler zu entwickeln, wenn 5 Trainer in 2 Saisons da sind. Man beginnt daher erstmal so, wie man jetzt aufgestellt ist. Man will natürlich erfolgreicher sein, man ist ambitioniert, das gilt auch für die Mitarbeiter, die er mitbringt wie Dirk Dufner, von dem er weiß, dass er Lust hat und Feuer für die Aufgabe mitbringt.
Dufner hat ein großes Netzwerk, ist loyal, ehrgeizig und wollte aus dem Agenturleben raus zurück in den Fußball. Er habe in Hannover ein schwieriges Umfeld gehabt, er ist mit ihm auch befreundet, auch wenn man sich in der Sache durchaus öfters “fetzt”. Dirk Dufner bringt auch den neuen Chefscout Babacar Wane mit und man stellt das Scouting komplett neu auf. Das wird sich langfristig auch wirtschaftlich positiv auswirken, wenn man Spieler entwickelt.
Wenn man 5 Trainer in 2 Saisons braucht, ist etwas schiefgelaufen. Man muss da klarer werden, er muss sich dafür aber ein Bild machen. Er will in der Breite mehr Qualität haben. Für Visionen ist er der falsche Ansprechpartner, er lebt in der Realität. Der deutsche Fußball muss sich nicht verstecken, man hat extrem erfolgreiche deutsche Trainer und erinnert explizit an Thomas Tuchel, mit dem er bei den Stuttgarter Kickers mal zusammengespielt hat. Selbst die zweite Liga ist extrem professionell aufgestellt, die Coronakrise habe das unter Beweis gestellt. Er ist sicher, dass die Nationalmannschaft ein gutes Turnier spielt, wenn man gut durch die “Todesgruppe” kommt. Man ist gut vernetzt mit dem DFB, wie der Fußball sich entwickeln muss und pflegt eine hervorragende Kommunikation. Es gibt neben dem BVB und den Bayern mit Leipzig drei Top-Klubs, die nicht umsonst eine Teilnahme an der geplanten Superleague abgelehnt hatten.
Mit Windhorst hat er sich getroffen und Gespräche geführt. Man hat sich kennengelernt, über Engagement gesprochen, sich gegenseitig zugehört, man hat zwischenzeitlich auch ein paar mal telefoniert und man respektiert sich. Windhorst verfolgt ehrgeizige Ziele. Zur Stadionfrage: Natürlich braucht die Hertha ein neues Stadion. Die Kraft der Ostkurve käme in einem neuen Stadion besser zur Geltung. Das wäre eine tolle Vision. Das ist ein politischer Weg, der beschritten werden muss und er will seinen Teil dazu beitragen. Trotzdem liebt er auch das Olympiastadion, was eine Faszination für ihn hat. Man muss aber vorankommen und dazu gehört auch ein neues Stadion. Er habe in Frankfurt und Stuttgart auch hart mit der Stadt verhandeln müssen und wisse, was da auf ihn zukommt.
Bei der Frage zur finanziellen Schlagkraft von Hertha verweist Gegenbauer auf Herrn Schiller, der aber nicht anwesend sei 😉 Bobic ergänzt: Er kann mit jedem Budget arbeiten. Er habe schon mit halbierten Budgets arbeiten müssen und hat in Frankfurt sein Budget über sportlichen Erfolg erhöht. Die nächsten zwei Jahre werden wegen Corona extrem hart werden. Man solle sich hüten, verrückte Dinge zu tun. In die Jugend und in die Zukunft zu investieren ist eine wichtige Basis, die Akademie spielt eine zentrale Rolle. Er weiß als Schwabe, wie man mit Geld umgehen kann.
Zu Cunha sagt Bobic: Er ist ein hervorragender Fußballer, der ein herausragender Fußballer sein kann, wenn er seine Qualitäten in den Dienst der Mannschaft stellt. Er kann nicht beurteilen, ob Cunha glücklich ist, aber er ist jetzt da und er hat keine Ausstiegsklausel.
Zum Funktionsteam: Er will noch nicht alle auf einmal präsentieren, die Presse müsse ja auch etwas zu schreiben haben in den nächsten Wochen. Er ist ein Teamplayer und es braucht eine entsprechende Kultur, um gemeinsam erfolgreich zu werden und sich weiterzuentwickeln. Das ist wie bei einer Fußballmannschaft. Es ist seine Aufgabe, dieses Umfeld zu schaffen. Einige aus seinem Funktionsteam haben von Frankfurt keine Freigabe zum 1.6. erhalten, sondern die kommen später nach.
Es wird Veränderungen geben im Kader, das habe man bereits besprochen. Es wird aber ein langer Sommer und es wird Geduld brauchen, um im richtigen Moment zuzuschlagen. Man müsse kreativ sein. Im Moment sind die Spieler im Urlaub, die Berater wohl auch, daher gibt es aktuell nichts zu vermelden.
Bobic ist seit 2006 Mitglied, weil er für die Ü32 gespielt hat und daher Mitglied werden musste. Er ist auch bei einigen anderen ehemaligen Clubs Mitglied. Seine Entscheidung, Frankfurt zu verlassen, hat er im Februar 2020 getroffen, da war von Hertha aber noch keine Rede. Es wurde zu viel geschrieben und geredet darüber, daher habe er sich stark zurückgehalten und er weiß, was hinter den Kulissen besprochen wurde. Er hatte Lust, etwas Neues aufzubauen, er hat die Unabhängigkeit, solche Entscheidungen zu treffen, die andere vielleicht nicht nachvollziehen können. Er ist dankbar für die 5 erfolgreichen Jahre in Frankfurt, jetzt hat er aber Lust auf die neue Aufgabe.
Klein sagte zum Schluss, dass eine starke Motivation von Bobic war, dass er nicht mehr so viel fliegen wolle, aber man gern mit ihm viel fliegen wolle, je weiter, je besser. Wohl ein Fingerzeig, dass man nach Europa will.
Das war’s von der PK.
Es gibt also reichlich Gesprächsstoff: Wie fandet ihr seinen Auftritt? Wie findet ihr, dass Arne bleibt?
HaHoHe, Euer Opa