(opa) Noch vor ein paar Jahren hätte ich für den Titel dieses Openers wohl einen Nackenschlag bekommen, wenn ich Hertha in einer Reihe mit anderen Investorenclubs wie der TSG Hoffenheim, VW, Bayer oder aber auch Augsburg genannt hätte. Heute ist das längst Realität, dass ein Investor gefunden wurde, der bereit war, so viel Geld bei Hertha zu investieren, dass das dreistellige Millionenloch zugeschüttet werden konnte, welches man in der Nach-Hoeness-Ära durch sportliche Dellen wie finanzielle Miseren kunstvoll ausgehoben hatte. Nun sind wir in einer Reihe zu nennen mit denen, die einige Fans einst als “Totengräber des Fußballs” genannt hatten.

Unser Scheich heißt Lars, der die Schmähgesänge gegen zwielichtige Investoren beim jeweiligen Gegner zum Verstummen bringen könnte. Ja, nur Kommanditist und ja, kaum Mitbestimmung, aber faktisch gehört Tennor eben weit mehr als die Hälfte der Kommanditanteile und am Gewinn. Wobei letzterer auch angesichts der aufgehäuften Verlustvorträge selbst bei einem Überschuss aus dem laufenden Geschäft kaum auflaufen dürfte. Und was ja auch nicht das Ziel eines Fußballvereins sein kann, der, wie Hoeness es einst predigte, zum Ziel haben muss, maximalen sportlichen Erfolg bei gleichzeitiger Vermeidung der Insolvenz zu haben hat.

Fußball, ein Reichensport? Noch ist es zwar auf Zuschauerseite nicht so weit, denn noch bewegen sich sky und DAZN Abo auf durchaus gerade noch sozialverträglichem Niveau, aber angesichts der eingesetzten Summen für tatsächlich eher müde-mittelmäßiges Gekicke stellt sich schon die Frage, was denn von den Akteuren in Sachen Selbstverständnis als Unterhaltungsindustrie verstanden wurde. Kaum ein Duell symbolisiert diese These deutlicher als das heutige Spiel, wo beide Mannschaften weit unter den Erwartungen auf Fan- wie Investorenseite operieren dürften.

Eine russische Bekannte von mir, glühende Eishockeyanhängerin, drückte es drastischer aus: Im Fußball geht es nur noch um Geld. Und tatsächlich spielt bereits rund ein Drittel der Bundesligisten von und für Investors Gnaden und in den unteren Ligen sieht es kaum anders aus. So ganz stimmt das aber auch nicht, denn würde man der These konsequent folgen, müssten sich am Anstoßpunkt ja nur die Finanzchefs treffen und sich ihre Bilanzen um die Ohren hauen. Es geht ja nicht nur darum, wer wie viel Anlagevermögen und (ohnehin bilanziell nicht aktivierte) Spielerwerte hat, sondern was man aus den eingesetzten Werten macht. Und da wird’s heute höchstwahrscheinlich sehr, sehr traurig beim “Loserduell”.

Aber ich will die Stimmung nicht vorab killen, daher gebe ich schnell rüber zu sunny, vorher aber noch der Hinweis, dass es sein kann, dass ich heute Abend keinen Ticker schaffe und natürlich das Tipspiel:

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Das Spiel der “wackligen Trainerstühle” : Hertha gegen 1899 Hoffenheim !

(sun) Zum ersten mal, zumindest seit ich mich erinnern kann, endet die Hinrunde der Bundesliga mitten in einer englischen Woche und dann auch noch relativ spät im Januar. Mit dem heutigen Spiel im Olympiastadion gegen 1899 Hoffenheim endet die Hinrunde 2020/21 und am Sonnabend um 18 Uhr 30 zu Hause gegen den SV Werder Bremen schließt sich gleich der Rückrundenbeginn an! Dass diese Begegnung auch zu einem möglicherweise Schicksalsspiel für beide Trainer wird, ist ebenfalls was besonderes in der Geschichte dieser Partei. In 20 Erstligapartien gewann Hertha 6 Spiele, Hoffenheim 9, und 5 endeten Remis. Allerdings datiert der letzte Heimsieg der Hertha doch schon einige Jahre her. Am 22.11.2015 gewann Hertha durch ein Eigentor von Eugen Polanski. Rekordspieler in dieser noch “jungen ” Partie sind Oliver Baumann für 1899 und Per Skjelbred auf unserer Seite. Die meisten Tore erzielten Kramaric und Salihovic für Hoffenheim und Änis Ben Hatira für Hertha.

Die Liga ist relativ einfach zu beschreiben, für beide Mannschaften, nein genauer für beide Trainer gilt, vielleicht ist verlieren verboten! In dieser merkwürdigen Zeit ist nichts berechenbar. Und so könnten Niederlagen wegen des nahen Rückrundenstarts gegen Köln bzw. gegen Werder auch noch keine Entlassung nach sich ziehen, auch wenn entsprechende Nachrichten durch die Medien geistern und von den Fans rauf und runter diskutiert werden.

Hoffenheims Trainer Sebastian Hoeneß wechselte zu Beginn der Saison von der 2.Mannschaft des FC Bayern in den Kraichgau. Mit den Bayern war er souveräner Meister der 3.Liga geworden und hatte sich so einen Namen als Trainer verschaffen, der ihn für 1899 interessant genug machte, ihn zu engagieren. Dort fand er eine in der letzten Saison erfolgreiche Mannschaft vor, die sich für die El qualifizieren konnte. Aus dieser Mannschaft wurden Bittencourt nach Bremen, Kobel nach Stuttgart und Zuber nach Frankfurt transferiert. Dafür verlängerte 1899 die Leihe von Sebastian Rudy, lieh sich von Tottenham den LV Sessegnon aus und erwarb von Eintracht Frankfurt Gacinovic, positionsmäßig sehr ähnlich, bis auf Kobel. Und dennoch liegt Hoffenheim in dieser Saison nach dem 16. Spieltag 8 Punkte hinter der Vorsaisonleistung zum gleichen Zeitpunkt zurück. Nur mal zum Vergleich Hertha liegt einen Punkt hinter letzter Saison zurück. Die Kritik an Hoeneß wird lauter. Woran liegt dieser sportliche “Absturz”? Zum einen hat Hoffenheim keine überragende Defensive in den letzten Jahren gehabt und die ordentlichen Platzierungen durch eine treffsichere Offensive erzielt. In dieser Saison hat Hoffenheim trotz Kramaric ein Tor weniger erzielt als Hertha und sie sind mit einer der schlechtesten Defensiven der Liga, nur S04 und Mainz haben noch mehr Tore kassiert. Ich habe mir andere Statistiken angeschaut und komme zu dem Schluss, 1899 nutzt zu wenig ihre Chancen. Wenn mal bei denen anfängt der Knoten zu platzen, sollte es auch wieder aufwärts in der Tabelle gehen. Das andere Problem ist die Abhängigkeit von Kramaric.  Der Gegner, der Kramaric ausgeschaltet hat, hat schon einen guten Schritt in Richtung Punkterfolg gemacht. Im Tor steht seit Jahren mit Oliver Baumann einer der besseren in der Liga. Davor agierte meistens in dieser Saison eine 4er Kette, die aber nach der Pleite auf Schalke gegen Bielefled zur 3er Kette wurde. Ob nun diese Bestätigung der Defensivleistung Hoeneß dazu bewegt bei einer 3/5 er Kette zu bleiben oder ob er wieder auf die 4er Kette zurück greift, ist schwer einzuschätzen. Im Falle der 4er Kette könnte es auf ein 4-2-2-2 oder ein 4-2-3-1 rauslaufen, bei einer 3er Kette  auf ein 3-4-1-2 oder 3-4-2-1 . Feste Größen im Team von 1899 sind neben Torhüter Baumann Kevin Vogt in der Abwehr, Sebastian Rudy und der junge Österreicher Baumgartner im Mittelfeld und Kramaric, der mit 8 Toren bei weitem erfolgreichste Torschütze Hoffenheims im Sturm und dazu ein feiner Techniker.. Natürlich könnte ich auch andere Namen nennen, aber ähnlich wie zuletzt Gisdol in Köln hat Hoeneß keine Stammformation gefunden. Dabei sieht das Kombinationsspiel von Hoffenheim genauso sicher und flüssig aus, wie in den Jahren zuvor. Ob über die Flügel oder durch die Mitte, die Mannschaft weiß um ihre Laufwege, sie kommt auch zum Abschluss, nur ist eben der Knoten noch nicht wie in den Jahren zuvor geplatzt. Wollen wir hoffen, dass das nicht ausgerechnet gegen Hertha geschieht! Die anfällige Deckungsreihe arbeitet nicht gut unter Druck, ist aber in die flüssigen Offensivkombinationen bzw. am Umschaltspiel gut eingebunden .Da gegen Bielefeld Vogt verletzt raus musste, könnte es sein, dass ihr bester Abwehrmann in Berlin fehlt. Abwarten! Auf alle Fälle hat Hoffenheim noch mehr Ausfälle als Hertha zu beklagen.

Und was kann Hertha machen ? Zumindest erstmal konzentriert defensiv dagegen halten und immer wieder Hoffenheim auch unter Druck setzen, sowohl über Außen als auch durch die Mitte. Kombinationsspiel ist gefragt, mehr Torabschlüsse. Etwas dass  ansatzweise gegen Köln schon mal auszumachen war, zumindest mehr als in Bielefeld. Wie ich erwartet habe hat sich die Situation für Hertha insbesondere für Trainer Labbadia durch das Remis nur um einen Spieltag verschoben. Ich vermute ein weiteres Remis hätte denselben Effekt. Ich möchte nicht in die vielen Labbadia und oder Preetz raus Rufer einstimmen, doch die Situation ist nicht einfach, zumal es jetzt keine Pause mehr bis Saisonende gibt und ein Wechsel auf welcher Position auch immer ein plötzlicher wäre. Wegen der noch laufenden Transferzeit wäre ich dafür, wenn das schon passieren sollte, es spätestens nach dem Spiel gegen Bremen zu machen. Doch nun lasst uns erstmal das Spiel gegen Hoffenheim hinter uns bringen.

Es ist ja immer die Frage, wer ist bei Hertha einsatzfähig und wer hat sich für einen erneuten Einsatz empfohlen. Letzteres ist ganz schwer zu beantworten, ich versuche es mal mit dem wer sich aus der Mannschaft gespielt hat und da sehe ich im Grunde nur Lukebakio. Ob das zwei Spitzenexperiment mit Cordoba und Herrn Freitag als gelungen zu bezeichnen war, muss der Trainer mit sich selbst ausmachen! Einen fitten Platte würde ich für Mittelstädt einsetzen, die Begeisterung für Netz in allen Ehren, aber ist er wirklich schon soweit in der Startelf zu stehen.?? Grundsätzlich halte ich eine ohne Gegentor Defensive nicht für sinnvoll mit Wechseln zu konfrontieren. Sicher ist, vorne muss Cunha ran. Die Transfergerüchteküche gibt noch nichts neues her, vermutlich geschieht das irgendwann nachdem ich @opa den opener zugeschickt habe! Mein “Lieblings”transfer aus den ganzen Gerüchten wäre immer noch Draxler.

Nun seid ihr wieder gefordert. Helft mir die Hinrunde in unserem Rettungsboot zu Ende zu bringen, überlegt euch Aufstellungen, gebt eure Tipps ab. So wie ich gegen Bielefeld mir ganz sicher war, dass wir gewinnen habe ich heute ein schlechtes Gefühl. Hoffen wir, dass es sich ebenso irrt wie in Ostwestfalen. Mein Kopftipp 1:1!

Ich wünsche uns ein erfolgreiches Spiel unserer alten Dame und Euch eine weniger verärgerte “Hertha”woche als bisher! Und über allem steht, bitte bleibt gesund!

HaHoHe Hertha BSC!!

sunny

Käptn @opa, das was mit dem Kraichgau verbindet ist vor allem Wein, sie bieten dort ua. Trollinger und Riesling ,doch ich vermute diese eigentlich schmackhaften Weine sind nicht das was Du bevorzugst!? Essspezialitäten direkt aus der Ecke habe ich wenig gefunden, sondern mehr Spezialitäten aus dem Großraum. Da wir ja hier viele Herthafans aus allen Ecken Deutschlands haben, vielleicht gibt es ja auch welche die dem Kraichgau nahe beheimatet sind oder direkt von da kommen und mir etwas zur Küche von dort schreiben könnt! Um 20 uhr30 wird vermutlich des Käptns Kombüse auch schon dicht sein ?? Auf alle Fälle stoßen wir auf das Ende der Hinrunde virtuell an 🍻 !

Und damit gebe ich an den besten Herthaliveticker wie immer kurzweilig kommentiert vom Chefredakteur @opa ! Viel Spaß: