(opa) Immer wieder zu lesenden Gerüchten zufolge soll es heute eine Sitzung bei Hertha geben, in der über die Zukunft von Manager Preetz entschieden werden soll. Abgesehen davon, dass ich nicht weiß, ob eine solche Sitzung stattfindet, kann ich mir einen solchen Paukenschlag einen Tag vor Heilig Abend kaum vorstellen, weil er auch nicht zu Krisen der bisherigen Amtszeit passen würde. Auch wenn heute ein Investor an Bord ist, ist dessen nicht nur formale Mitbestimmung überschaubar.
Es stellt sich ja zudem auch nicht nur die Frage, wer denn Nachfolger werden soll, sondern welche Kriterien derjenige erfüllen müsste, um mit dem bestehenden Team den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Und der auch Lust und die Durchsetzungsfähigkeit hat, hier in Berlin zu wirken und gewachsene Strukturen aufzubrechen. Sonderlich lang dürfte die Liste nicht sein, Hertha gilt schließlich nicht als Mekka. Gut, eine Interimslösung wird es immer geben, aber die müsste sicherstellen, dass man wenigstens die Klasse hält und nicht im Chaos versinkt. Was eine Demission bewirkt, wenn man keinen Nachfolger hat, durfte man studieren, als man ohne Not Dardai in die Wüste der Jugendarbeit schickte und als “namhafter” Nachfolger Covic präsentiert wurde, der ganz sicher nicht die erste Wahl war.
Derweil berichtet die “Säule” über ein Skandälchen rund um Spielmacher Matheus Cunha, der darin bestehen soll, dass er entgegen dem Ratschlag des Trainers über Weihnachten nicht ins Ausland fliegen soll und der nun im Privatjet in die Schweiz gedüst ist. Abgesehen davon, dass aus Sicht eines Brasilianers kaum ein Unterschied zwischen Deutschland und Schweiz erkennbar sein dürfte, erscheint mir der Wunsch, ein paar Tage mit der Familie zu verbringen, nur allzu menschlich zu sein. Cunha ist in diesem Jahr Vater geworden und eine Reise im Privatjet mag zwar mondän erscheinen, ist aber für wenige tausend Euro zu haben, was manchmal nicht sehr viel teurer als Linienflüge ist. Hertha fliegt schließlich auch regelmäßig mit dem Team im Privatjet zu Auswärtsspielen.
Aber die Volksseele scheint (nicht nur) derzeit gern zu kochen und ergötzt sich gern an einem “Schuldigen”, der stellvertretend für andere büßen soll. Die Rachsucht ist nicht umsonst eine der sieben Todsünden und der Weg zur Besserung bedarf einer Erleuchtung, der sich viele Menschen zu verschließen scheinen. Wir durften dieses Jahr ja auch in anderen Bereichen dem “gesunden Volksempfinden” bei der Arbeit zusehen und über Weihnachten dürfte sicher der eine oder andere sich bei den Behörden melden, weil beim Nachbarn eine Person zu viel gesichtet wurde. August Heinrich Hoffmann von Fallersleben hatte dafür schon im 19. Jahrhundert die auch heute noch passenden Worte gefunden.
Und so empört man sich lieber über einen “Großkotz”, der ja ohnehin schon vom Trainer als Schuldiger benannt wurde und auf der zur öffentlichen Hinrichtung freigegeben wurde statt zu fragen, welche Rolle andere Personen spielen. Das ist wie mit anderen Aspekten, die davon ablenken (sollen), dass bis heute kein vernünftiges Testregime umgesetzt ist oder FFP2 Schutzmasken in ausreichendem Maße für vulnerable Bevölkerungsgruppen vorhanden sind. Oder genug Impfstoff, was die Debatte darüber, wie man mit Impfverweigerern umgehen sollte, ad absurdum führt, weil es gar nicht die Möglichkeit geben wird, jeden zu impfen, selbst, wenn er das möchte. Daher rate ich zur Vorsicht, wenn Boulevard und Volksseele kochen, ergibt das selten ein nüchternes Bild, das gilt für die Pandemie genauso wie für einen begnadeten Fußballer.
Alles also ein Sturm im Wasserglas? Mit Tabellenplatz 14 ist Hertha zu Weihnachten nicht nur knapp am Ziel vorbei, die Gefahr, unten reinzurutschen, ist nicht nur wegen des Trends vorhanden. Auch die Ratlosigkeit des Trainers, der unfähig zu sein scheint, das Team für mehr als ein paar gute Momente ein- und aufzustellen, ist eher Alarmsignal denn Modeerscheinung wie der zwischenzeitlich zum Erfolgsgaranten erkorene Kamelhaarmantel. Hertha steht ein ungemütlicher Winter bevor und jeder von uns wünscht sich, dass die Trendwende bald erreicht ist.
Als Rausschmeißer für den heutigen Opener will ich Euch aber noch etwas zum Lachen mitgeben, was mir gestern zugeschickt wurde (und ich dem einen oder anderen schon per Whatsapp habe zukommen lassen).
“Beim Krippenspiel in der Kirche
Freund 1 (abwinkend): Die spielen schon wieder die gleiche Scheiße wie letztes Jahr.
Freund 2: Wahnsinn, was trainieren die eigentlich in den Proben?
Freund 1: Schauspiel bestimmt nicht (Gelächter)
Freund 2: Da passt nix. Gar nix. Guck Dir das an. Das Jesuskind liegt nur auf dem Boden. In einer Tour. (Ruft herein) Steh auf, Mann!
Umsitzende: Pssssst!
Freund 2: Ja ist doch wahr!
Freund 1: Verstehe nicht, warum der Pastor den auf einer so zentralen Position einsetzt. Der ist da doch völlig überfordert.
Freund 2: Der war letztes Jahr noch ein Schaf. Und der soll jetzt hier die Kohlen aus dem Feuer holen? In 2000 Jahren Kirchengeschichte habe ich noch nicht so eine verfehlte Kaderplanung gesehen. Die müssen sich alle hinterfragen. In der ganzen Diözese. Meine Meinung.
Freund 1: Kommt aus der Kirchenjugend ja auch nichts nach. Da braucht man sich nicht wundern. Guck Dir den Josef doch an, wie der da rumsteht. Hauptsache keine Verantwortung übernehmen.
Ich hoffe, ihr habt an Weihnachten genauso viel Spaß wie beim Lesen.
HaHoHe, Euer Opa