(opa) Nach Spielen steht bei Hertha Videoanalyse an, diesmal unter besonderer Einbeziehung der Spieler, wie der Berliner Kurier hier berichtet und dabei interessante Einblicke in den Alltag der Profis gibt. Und nicht wenige werden sich fragen, wie eine solche Gruppensitzung in einem Team verläuft, in dem einige Akteure nicht der deutschen Sprache mächtig sind. Wie eine UN Vollversammlung oder EU Ratssitzung mit Simultandolmetschern hinter Glas? Ob auch einer der Spieler seinen Schuh auszieht und auf den Tisch klopft wie weiland Chruschtschow?
Der Cheftrainer hat in seiner Analyse festgestellt, dass in der zweiten Halbzeit “vier, fünf Spieler nicht voll mitgemacht haben”. Das Zählen ist des Labbadias Lust, wie wir neulich schon bei einer Pressekonferenz feststellen durften, als er die Anzahl der zu Länderspielen abgestellten Spieler durchzählte und fehlerfrei bis über zehn kam. Daran kann es also nicht liegen, dass der Zahlenraum zu groß wäre.
Welche dieser “vier, fünf Spieler” nun nicht voll mitgemacht haben, wird er aus guten Gründen öffentlich nicht benennen, aber erstens dürfte das einigermaßen offensichtlich sein und zweitens ist des Trainers Problem die Frage, welche Alternativen sich ihm bieten. Spätestens da dürfte offensichtlich sein, dass man unterm Rock ziemlich nackig ist, weil der zweite Anzug den selbsternannten Ambitionen kaum genügen dürfte.
Noch dürfte der Trainer auf Kredit zurückgreifen können, aber dass die Defensive mehr als wackelig ist, zieht sich schon durch die gesamte Saison inclusive Vorbereitung und das in allen denkbaren personellen Konstellationen, selbst als Torunarigha noch fit war, fielen 4 Gegentreffer in 2 Spielen. Daran allein kann es also nicht liegen genauso wenig wie am auf verlorenem Posten spielenden Herrn Freitag, der in seiner Spielweise nicht so flexibel ist, plötzlich als Wandstürmer zu agieren und der körperlich nicht robust genug ist, um seine Gegenspieler im Gegenpressing furchteinflößend anzurennen.
Es ist die Statik, mit der sich Hertha seit Jahren schwer tut, das einstmals einigermaßen sichere Defensivspiel nach vorn zu schieben und Labbadia ist nicht der erste Trainer, der an dieser Aufgabe zu scheitern droht. Denn auch wenn er noch Kredit genießt, wird irgendwann der Umkehrschwung einsetzen müssen, weil er ansonsten aus dem Sattel geworfen werden dürfte.
Wobei sich die Frage stellt, inwiefern sich ab 1.12. Änderungen im Krisenmanagement ergeben, wenn die Geschäftsführung umgebaut wird und Preetz “entlastet” wird von Aufgaben, die er nachweislich nicht immer gut gemacht hat. Ausreden für sportlichen Misserfolg gibt es dann keine mehr.
Immerhin dürfte es gelegen kommen, dass der nächste Gegner eine ähnliche Spielanlage hat wie der BVB und dass in der Kölner Vorstadt kein Haaland im Kader steht. Einfach die Fehler vermeiden, sich voll reinhauen, dann wird das schon etwas. Ein Erfolgserlebnis vor dem Derby wäre wichtig. Für die Spieler, aber auch die Fans. Denn egal, wie man am nächsten Spieltag spielt, Labbadia wird nach dem Derby nicht den Satz wiederholen können, den Covic einst sagte, es sei schließlich wichtig, dass man in der Tabelle vor den Rostigen stehe. Das wird nicht gehen, egal, wie gut man bis über zehn zählen kann.
Wie erschreckend gleichmütig die Zeit vor dem Derby gerade wahrgenommen wird, wo sonst doch schon die Emotionen hochkochten und jeder Stromkasten nahezu nächtlich umgemalt wurde, wird aber ein anderes mal Thema sein.
HaHoHe, Euer Opa