(opa) Erste Halbzeit pfui, zweite Halbzeit hui? Ganz so einfach ist es nicht, auch am diskutablen Schiri allein lag es nicht, dass Hertha auch im dritten Spiel unter Leitl nicht gewinnen konnte. Die Chancen der zweiten Halbzeit waren mehr als reichhaltig, einige davon dabei so unerklärlich, dass KEIN Tor fiel. Schuler und Wollschläger, aber auch Zeefuik bekamen genügend Bälle aufgelegt, rein ging außer dem Tor von Reese keiner. Reese läuft zudem seiner Form der letzten Saison weit hinterher, nicht selten gehen Pässe ins Nichts, weit übers Tor oder weit daneben. Es gibt keinen singulären Grund für Herthas Krise, aber Reeses Form ist eine von vielen Stellschrauben, an denen es derzeit hakt.
Das Phänomen einer guten und einer schlechten Halbzeit ist dabei wahrlich nicht neu. Neu ist aber die Qualität der schlechten Halbzeiten. Gegen Elversberg ging man in der ersten Halbzeit 4:0 unter, gegen Gelsenkirchen war es “nur” 1 Gegentreffer, mit dem man sich in die Kabine rettete. Allerdings darf nicht unerwähnt bleiben, dass dies einherging mit keinem einzigen ernstzunehmenden eigenen Angriff. Die Mannschaft in der Form der 1. Halbzeit ist tot. Was immer Trainer Leitl in der Kabine angesprochen hat, es schien Wirkung gezeigt zu haben. Mit Elan und Schwung kam man in die 2. Halbzeit und zeigte, was in einem steckt. Auch wenn es direkt nach dem Treffer einen Foulelfmeter gegen Hertha gab, der zum Siegtreffer führte.
Es stellt sich nicht nur die Frage, was Trainer Leitl zur Halbzeit änderte, sondern auch, weshalb man das nicht gleich in der ersten Halbzeit gezeigt hat. Was ist der Fluch, der auf dieser Mannschaft zu liegen scheint? Wenn Gesichter sprechen könnten, die Spieler wüssten keine Antwort. Aber selbst wenn man über 90 Minuten die Performance der 2. Hälfte auf den Rasen bekäme, fehlte immer noch eine in diesem Sport entscheidende Komponente, dass niemand da ist, der sich berufen fühlt, im Sturmzentrum den Ball über die Linie zu kriegen. Wollschläger hatte eine extrem gute Gelegenheit, es fehlten am Ende nur ein paar Millimeter. Aber auf die kommt es nun einmal an.
Jeder kann sehen, dass es bei Hertha derzeit nicht rund läuft. Der Effekt des Trainerwechsels ist weitgehend verpufft, am Kader lässt sich nicht mehr nachjustieren, man muss irgendwie die Saison rumkriegen und in der Liga bleiben. Beim nächsten Spiel tritt man gegen Braunschweig an, direkter Tabellennachbar aus dem Keller, das ist also fast mehr als ein Sechspunktespiel und die Erfahrung zeigt, dass das Team unter Druck ähnlich mimosig zu Werke geht wie einige Kommentatoren gestern, die mit Stilmitteln wie Sarkasmus nicht unerhebliche Umgangsschwierigkeiten zu haben scheinen und überhaupt Rollen verwechseln und sich selbst als “Kundschaft” bezeichnen, woraus die Erwartungshaltung mitzuschwingen scheint, hier irgendwie extra hofiert zu werden.
Beelendend angesichts der Tatsache, dass unser Projekt hier von ausschließlich ehrenamtlichen Helfern gestemmt und seit mittlerweile über 5 Jahren ausschließlich von mir finanziert wurde. Als Cocktailkirsche auf dem “hingeschissenen” Haufen kam dann noch ein Anwurf, der andeuten sollte, ich hätte eine Straftat begangen. Wer mit den mit dem Fußball verbundenen Emotionen nicht zurechtkommt, sollte sich vielleicht entweder in einem anderen Umfeld kalibrieren, wo es für solch ein Benehmen auch mal echte “Ordnungsschellen” gibt oder aber zum Ballett gehen und mal schauen, wie da der Sitznachbar auf solcherlei Pöbeleien reagiert. Loriots Kosakenzipfel könnte andeuten, wie solche Menschen enden.
Zurück zu Hertha: Im Grunde genommen ist es ein Segen, dass als nächster Gegner Braunschweig kommt. Schlägt man die Löwen, kann man mit etwas Puffer und Selbstvertrauen in den Abstiegskampf starten. Unterliegt man, sollten sich alle auf das Allerschlimmste vorbereiten. Und das Allerschlimmste meint, dass der Untergang des Vereins ein wahrscheinlicheres Szenario sein dürfte nach einem Abstieg als die Rettung. Die Insolvenz aufgrund von Überschuldung und negativem Eigenkapital, die man derzeit mal wieder nur unter Verweis auf die nicht aktivierten Spielerwerte abwenden kann, ist dann das wahrscheinlichste Szenario, denn die Transferrechte für viele Spieler gingen verloren, womit sich die stillen Reserven in Luft auflösen.
Aber die alte Dame hat sich ja als zäh erwiesen und vielleicht gelingt es ja doch noch einmal, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Verdient hätten es die Fans allemal.
HaHoHe, Euer Opa