Veröffentlicht am Kategorien 2. Bundesliga, 2025, Allgemein, Spieltagsnachlese

Impulskontrolle?

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(opa) Es hat ein paar Tage gedauert, bis ich meine Gedanken zur aktuellen Situation sortiert hatte. Die Mannschaft, die diesen Namen nicht verdient hat, scheint auseinanderzufallen, der (erneut teure) Trainerwechsel ist bereits wirkungslos verpufft, die Verantwortlichen haben sich abermals maßlos verschätzt. Sportlich wie finanziell, auch wenn man die letzten Zahlen kunstvoll versucht, als Erfolg zu verkaufen, der jedoch keiner ist. Hertha befindet sich im freien Fall und man sollte sich große, große Sorgen machen ob der “gegenläufigen Kräfte”, die zu wirken begonnen haben.

Man stelle sich einmal folgendes Gedankenspiel eines Jugendspielers vor, der als vermeintlicher Star gehandelt wird und der für viele Millionen Euro Ablöse gehandelt wird. Oder eben Handgeld, falls Hertha absteigen sollte und die Transferrechte verlöre. Wäre es da nicht verlockend, lieber das Handgeld einzustreichen statt den maroden Verein zu sanieren? Und was anderes müsste der tun außer nur zu 95 % Leistung zu bringen? Gleichzeitig weiß dieser Spieler ganz genau, dass er nicht auf die Tribüne strafversetzt wird, denn das Geld für die Ablöse ist im Finanzplan fest eingeplant. Millionen fürs Nichtstun? Bei Hertha kann das Wirklichkeit sein.

So verwerflich das sein mag, so wenig können Spieler dafür, dass der Verein in dieser misslichen Situation ist. Herthas Krise ist hausgemacht und jegliche Versuche, aus dem Loch zu kommen, gescheitert. Das laufende Lizenzverfahren wird wieder einmal zur Zitterpartie, ob man noch einmal Schmerzmittel oder die letzte Ölung erhält. Besonderes Augenmerk sollte darauf gelegt werden, ob man eine Lizenz für die 3. Liga bekäme und welche rechnerischen Annahmen getätigt wurden. Angesichts der Eigenkapitalentwicklung sollte man auch nicht überrascht sein, falls Hertha noch zu einem Punktabzug verdonnert wird. Insofern könnte jedes Spiel das letzte der alten Dame sein, die sich nunmehr seit fast 133 Jahren wacker gegen den Untergang stemmt, während sie von Fettnäpfchen zu Fettnäpfchen stolpert.

Eines dieser Fettnäpfchen war die Partie gegen Elversberg am letzten Spieltag. Ein neuer Trainer, unter dem man in dessen Debütspiel sich ein Punkt ermauerte, gab Anlass zur Hoffnung, dass man sich defensiv stabilisiert hatte, wenngleich auch erkennbar war, dass diese Balanceverschiebung zu Lasten der Offensive ging, die unter Fiel wenigstens ab und an so etwas wie einstudierte Züge anbot. Das Ergebnis war jedoch noch erschütternder als das, was sich die Pessimisten ausmalten. Defensiv war das nix, offensiv noch weniger. 4:0 war das Ergebnis zur Pause. Gegen Elversberg wohlgemerkt. Es erforderte einiges an Impulskontrolle, um zur Pause nicht den Fernseher aus dem Fenster zu werfen.

In der zweiten Halbzeit stabilisierte man sich zwar defensiv, allerdings bot man weiterhin kein nennenswertes Offensivspiel an und die Gastgeber verwalteten die haushohe Führung und testeten die Resilienz der Berliner Abwehr nicht mehr. Man war beinahe froh, dass der Schlusspfiff die Fans erlöste, wenngleich der Schiri mit dem umstrittenen Handelfmeter keine gute Partie abgab. Der Strafstoß, der dann nach Videobeweis und minutemlangen Ansehen als Abseits gewertet wurde, wofür Ittrich jedoch nicht hätte an die Seitenlinie schreiten dürfen, hat wieder einmal gezeigt, wie unsinnig die aktuelle Handregel und wie überflüssig der VAR ist. Auch ein Umstand, der regelmäßig Impulskontrolle erfordert.

Am Samstag kommt zum Frühlingsspiel ausgerechnet Hassfeind Schlacke 05 ins Oly und bringt rund 20.000 Fans mit. Es ist davon auszugehen, dass das keine Heimspielatmosphäre geben wird und ob die Mannschaft ob der Kulisse besser aufspielt, darf auch bezweifelt werden. Wobei sie ja eigentlich nur positiv überraschen kann. Man sollte allerdings bei entsprechendem Spielverlauf nicht überrascht sein, wenn es einen “Schäfer-Gedenkmoment” gibt. Diskussionen über Eisenstangen (die es nie gab) inclusive. Wann hat eigentlich zuletzt jemand einen Wasserwerfer gefordert? Auch hier wünschte man sich mehr Impulskontrolle.

Seht mir nach, dass das Zwischenfazit nach dem Spiel etwas gedauert hat, ich habe das Spiel zur Hälfte auf der Autobahn verbracht, musste meinen Groll erst einmal einordnen und bin gestern Abend erst von einer mehrtägigen Geschäftsreise aus der Stadt zurückgekehrt, in der es unter der Woche bunte Champions League statt grauer zweiter Liga gab. Wenngleich ich da auch nicht wirklich tauschen mag.

HaHoHe, Euer Opa

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