(opa) Begriffe wie Siechtum, Agonie oder Untergang wabern mal wieder durch die Gemeinde der Herthafans. Aufsteigen wollte man, letzte Saison schon, man wurde aber nicht müde zu betonen, dass man gar nicht müsse. Dennoch fand man den eigenen Auftritt so erfolgreich, dass man den Trainer wechselte und sogar Ablöse zahlte. Diese Saison wohnt man im Wesentlichen dem gleichen Schauspiel bei, die Ausgaben sind genauso überproportional hoch wie die Erwartungshaltung seitens der Verantwortlichen niedrig geredet wird. Nur keine Ambitionen wecken, geschweige denn sich an irgendetwas messbarem bewerten lassen. Die Verträge wurden dafür nochmal verlängert, dafür hat die gut “organisierte” Fanszene gesorgt, dass niemand die Eintracht stört. Also nicht die Frankfurter oder Braunschweiger, sondern die Herthanische.
Das Ergebnis ist nur leider noch desaströser als zu Zeiten der verhassten Investoren, die im Übrigen immer noch Gesellschafter bei Hertha sind und sicher nicht als Referenz taugen, falls mal ein Interessent jemanden fragen möchte, der schon mal Geld bei Hertha investiert hat. Wer glaubt, dass man die Talsohle bald erreicht hat, möge sich an Clubs erinnern wie 1860, Lautern oder Alemannia Aachen, da ist noch reichlich Luft nach unten und der Fall könnte “frei” werden. 9,81 m/s² ist die Formel für freien Fall im homogenen Feld. Das Ding, wo man aufschlägt, nennt sich in Berlin Kreisliga C, in der es 8 Staffeln gibt. Bis da runter könnte er gehen, der Berliner Weg. Das wäre dann sehr familiennah, Auswärtsfahrten kann man mit dem Rad erledigen, nur gibt es dann keinerlei Strukturen mehr, die das als Corporate Social Responsibility vermarkten könnten.
Es gibt keinen Grund, die Situation schönzureden. 6 der letzten 10 Spiele verloren, Platz 12 in der Tabelle, 10 Punkte Rückstand zu den Aufstiegsplätzen, 8 zu den Abstiegsplätzen, die man bei dem Trend bald erreichen dürfte. Dass man bei Hertha nach dem Abpfiff in Agonie verfallen ist, zeigt sich u.a. daran, dass seit dem Abpfiff beim social Media Kanal Bluesky bis vor 3 Stunden keine Nachricht von Hertha zu vernehmen war und das, was nun geschrieben wird, bezieht sich nicht auf das Spiel, als würde man es ungeschehen machen können, wenn man nur nicht drüber berichtet. Krisenkommunikation war noch nie die Stärke von Hertha, aber das ist gar nichts, wozu leistet man sich eine Direktorin für Kommunikation, wenn man nicht kommuniziert? Alle Verantwortlichen, die sich bei der letzten Mitgliederversammlung noch gegenseitig die Schultern polierten, ducken sich feige weg.
Gut, man wird gerade viel zu tun haben, zum Ende der Transferperiode wird man den Ladebalken choreografieren und die vielen Anfragen für die Topspieler verarbeiten müssen, die man verpflichtet hat. Vermutlich wird es auch massig Anfragen für Trainer, Sportdirektor und den Leiter der Akademie und des Lizenzspielerbereichs geben (oder wie der Titel von Zecke auch immer gerade heißen mag). Gut, dass man die vertraglich vorzeitig gebunden hat. Kaum auszudenken, wenn die gehen würden. Wörter wie “unersetzbar” schweben über den Stammtischen. Alles richtig gemacht! Oder?
Ohne beißenden Spott und Zynismus ist die aktuelle Lage kaum mehr auszuhalten. Hertha wird sicher bald neue Rekorde bei der No-Show-Rate von Heimspielen erreichen. Wer will sich den Käse antun, bei winterlichen Temperaturen hochbezahlten Profis beim Stolpern zuzuschauen, die von gut organisierten Fans angetrieben werden, die mit ihrer “Kritik” auch in Nordkorea gut aufgehoben wären, wo man in Stadien auch gern die Partei-, äh, Vereinsführung hochleben lässt. Ob man demnächst im Friesenhaus ein Raketen- und Raumfahrtprogramm ankündigt und im Keller einen Atomtest vorbereitet?
Nun mache ich mich normalerweise über Weltuntergangsapologeten lustig, zumal die selten liefern. Aber Herthas Auftritte erinnern zunehmend an die Zombieapokalypse, wo man trotz Verzehrs der Gehirne der Anhänger selbst nicht klüger wird. Und nach dem xten Zombiefilm könnte es sein, dass auch das Publikum mal wieder etwas fröhliches sehen möchte. Oder etwas, was Hoffnung macht. Hat die UfA nicht noch etwas herumliegen? “Die große Liebe” mit Zarah Leander und ihrem Hit “Ich weiß, es wird einmal ein Wunder gescheh’n” könnte schon auf dem Weg in die Hanns-Braun-Straße sein, wo man ja auch auf die Rückkehr von Herthas “Steiner” in Form von Fabian Reese hofft, der aber den Untergang nicht mehr wird verhindern können. Fehlt nur noch, dass die Kriegsgerichte kurz vorm Untergang noch zwecks Disziplinierung der eigenen Mitglieder hart gegen Zersetzung urteilen.
Wobei das die wackersten unter den Anhängern ja hier auch gern tun, als würden sie immer noch fest daran glauben, dass wir bald wieder Champions League spielen und der Sieg nahe ist. Aus Trümmern können manchmal wieder gute Dinge entstehen, die SG Gesundbrunnen könnte ein Revival erleben, direkt gegenüber der Stelle, an der einst die Plumpe stand, gibt’s ja noch einen Sportplatz und die paar hundert Zuschauer, die kommen werden, wird man dort unterkriegen. Nur Reese wird da nicht mehr spielen. Und auch sonst keiner derjenigen, die derzeit im Kader oder der Akademie sind, die es dann auch nicht mehr geben dürfte.
Da moderne Sportplätze über Kunstrasen verfügen, passt leider die liturgische Formel der Beerdigungszeremonie nur noch im übertragenen Sinn, auf Ascheplätzen wird schließlich nicht mehr gespielt. „Aus der Erde sind wir genommen, zur Erde sollen wir wieder werden, Erde zu Erde, Asche zu Asche, Staub zu Staub“ – Blauweiße Hertha wird nie untergehen, auch wenn sie sich vielleicht vorübergehend einen anderen Namen wird geben müssen.
Wie ist Eure Stimmungslage nach dem Knallerspiel? Drehen wir das nochmal? Nachdem wir den Transfermarkt leergekauft haben? Jetzt wernwa Meista? Ich fühle mich schwach wie Flasche leer.
HaHoHe, Euer Opa