(opa) Wie soll man den ungemein wichtigen und wertvollen Sieg gegen Paderborn einordnen? Auch nach Tagen drüber Nachgrübelns dürfte es vielen schwer fallen, neben der Freude über eminent wichtige drei Punkte dem Dargebotenen allzu viel Positives abzugewinnen. Eine passable erste Halbzeit mit Traumtor von Scherhant stehen auf der Habenseite, auf der anderen eine unfassbar lange Liste an Sachen, die einfach nicht gut laufen und kaum Hoffnung machen, dass das gegen andere Gegner reichen sollte, um am Ende besser dazustehen als nach der durchaus eher durchwachsen einzuordnenden Hinrunde.
Das Paradoxon, sich gleichzeitig über drei Punkte zu freuen, während einem Angst und Bange ob der Defizite wird, ist dem leidgeprüften Herthaner nicht fremd. Andererseits könnte man nicht ganz unberechtigt einwenden, dass das besser sei als umgekehrt. Fußball ist und bleibt ein Ergebnissport, auch wenn die Sehnsucht nach überzeugend vorgetragenem Fußball bleibt. Fiels Ansatz, mit laufintensivem hohen Pressing zu agieren, kann die Mannschaft erkennbar nicht über 90 Minuten umsetzen, überhaupt gehen zu viele Bälle verloren, was dann blitzschnell die Kacke dampfen lassen kann, wenn der Gegner über mehr Qualität verfügt als die Paderborner.
Dazu kommt die konstant bedenklich anmutende Spielweise in der Defensive. Flanken werden nicht verhindert, das Torwartspiel ist in vielerlei Hinsicht derzeit einfach nur schlecht, egal, wer im Kasten steht. Nicht nur, dass die Torhüter ihren Strafraum nicht beherrschen, sie sind auch unglaublich träge im Spielaufbau. Gersbeck, der den kurzfristig ausgefallenen Ernst durchaus würdig vertrat, legte sich nach einem leicht zu fangenden Ball erstmal hin, als es noch gar keinen Anlass dazu gab, Zeit zu gewinnen. Kaum vorstellbar, dass das Vorgabe des Trainerteams gewesen sein soll. Das mag Sicherheit geben, aber es gibt dem Gegner eben auch die entscheidenden Sekunden, seine Schotten dicht zu machen.
Hertha hat am Sonnabend die Chance, etwas wiedergutzumachen, denn die letzten Heimauftritte waren alles andere als schmeichelhaft. Hertha kann dankbar sein für die Leidensfähigkeit der eigenen Fans. Voll wird es vor allem allerdings, weil viele Hamburger Karten gekauft haben dürften. Ob das die Spieler wie so häufig verkrampfen lässt, wird sich zeigen, manchmal ist man bei Hertha gut damit beraten, das Beste zu hoffen und das Schlimmste zu befürchten. Im Zweifel würde ein Ergebnis wie am Sonnabend reichen, wäre es doch das Einläuten einer kleinen Aufholjäger-Serie. Gelingt das nicht, wird man sich wohl von der Tuchfühlung nach oben verabschieden müssen.
Apropos Tuchfühlung: Beim Spiel gegen den FC Köln sind einige Hooligans des HXV auf Kölner Normalos losgegangen und haben damit mal wieder die hässliche Fratze gezeigt, die viele von einem Fandasein abhält. Ich persönlich habe nichts dagegen, wenn sich die Jungs auf dem Acker verabreden und sich da gegenseitig messen, aber eine Kneipe voller Rentner und Normalos stürmen ist ein Tabu. Aber den Hamburger Clubs geht diesbezüglich ein nicht ganz zu Unrecht schlechter Ruf voraus. Gebt also ein bisschen mehr Acht auf Euch und Euer Umfeld, wenn ihr am Samstagabend zum Stadion oder in der Stadt als Fans erkennbar unterwegs seid.
Acht gegeben hat auch Sportdirektor Weber beim Abgang von Kanga, der beinahe unerwartet etwas Geld in die klamme Kasse spült. Der Spieler von der Elfenbeinküste, der hier nie wirklich angekommen ist, schließt sich Dinamo Zagreb an. Unvergessen bleibt sein erstes von 2 Bundesligatoren, wo er in der letzten Minute gegen Herthas Lieblingsfeind Schlacke zum Sieg traf. Der Rest dürfte vermutlich in Vergessenheit geraten. Spieler dieses (Preis-)Niveaus werden wir voraussichtlich sehr lange nicht bei Hertha zu sehen bekommen.
Bis zum 3.2. ist das Transferfenster noch offen, Probleme gibt es in nahezu allen Mannschaftsteilen, Geld gibt es keins bzw. kaum, denn die unerwarteten Millionen aus dem Kangadeal könnte man auch zur Deckung des Defizits nutzen. Oder muss noch jemand her aus Eurer Sicht? Und wer soll das sein, der sofort hilft, finanzierbar ist und unbedingt zu einem strauchelnden Zweitligisten will? Zeit für Eure Clickshow:
Hertha sollte unbedingt noch Verstärkung holen im...
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Ohne meinen Bildungsauftrag zu erfüllen, lasse ich Euch aber nicht vom Haken, denn es gibt noch etwas unnützes Wissen zu unserem letzten Gegner bzw. zu der Stadt, aus der er kommt. Paderborn, die Stadt zwischen Harsewinkel und Bad Wünnenberg, erstmals 777 urkundlich erwähnt, als dort unter Kaiser Karl dem Großen ein Reichstag stattfand, hat seit 1614 eine Universität und ist bis heute zu über 70% katholisch.
Einer der berühmtesten Söhne der Stadt hat das Morphin (wen wundert’s?) entdeckt, woraus sich die bisweilen einschläfernde Wirkung der als “Großstadt” geltenden Ortschaft im Westfälischen herrühren könnte. Auch wenn Nixdorf als quasi Erfinder der Cloud Computings längst entschlafene Geschichte ist, gibt es eine starke IT Wirtschaft. Apropos Wirtschaft: Auch wenn Paderborner als Bier (früher bei ALDI in der handlichen Pennerhandgranate erhältlich) längst zum Verlag des Hauses Cramer (Warsteiner) gehört und der Römer den Weinbau nicht zu den Barbaren nördlich des Limes brachte, wird rund um Paderborn tatsächlich extrem hochwertiger Korn als eine Art Grappa des Nordens destilliert und z.T. liebevoll in Barrique ausgebaut. Und kulinarisch gibt’s auch etwas passendes zum Korn: Grünkohl mit Pinkel. Jetzt ist Kohlzeit, kein Wunder, dass wir die verputzt haben 😉
Prost und HaHoHe, Euer Opa