(opa) Mit dem Schmählied gegen alle Fans, deren Farben blau sind geht es heute in die Spieltagsnachlese. “Ham wa die verhau’n”! Drei satte Punkte nahm die wiedererstarkte Hertha aus der Stadt an der Elbe mit. Zwar flatterte man sich etwas ängstlich durch die erste Halbzeit und vergab die wenigen Chancen, die man sich erarbeitete. Überzeugend war die erste Halbzeit nicht und auch die zweite Halbzeit begann kaum besser, was dazu führte, dass man in der 48. Minute in Rückstand geriet. Aber dann drehte sich Wind und Spiel. Scherhant, Niederlechner und der aus Magdeburg zu uns gewechselte Schuler ließen einen beinahe das Hammerlied anstimmen. Und ein ganz wichtiger Moment folgte in der 74. Minute das Comeback von Fabian Reese, der aufspielte, als wäre er nie weg gewesen.
Dass in diesem Team mehr steckt als der Tabellenplatz es aussagt, war ja bereits Gegenstand kontroverser Diskussionen. Die wirklich üblen personellen Ausfälle rissen Lücken ins Mannschaftsgefüge, die sich nie richtig schließen ließen. Nun kommt Baustein für Baustein zurück. Mit Leistner kehrt etwas mehr Ruhe und Ordnung in die Viererkette und Kopfballstärke zurück, mit Reese die Flankenmaschine, die meist zwei Gegenspieler bindet, was für Räume im Zentrum sorgt. Leidtragender ist, wie prognostiziert, der erstarkte Derry Scherhant, der den Platz wird räumen müssen. Das ist für Herthas Trainer- und Managementstab eine knifflig zu moderierende Angelegenheit.
Ggf. ergibt sich ja die Gelegenheit, ihn als hängende Spitze einzusetzen, damit wir auch zweite Bälle verarbeiten können. Andererseits haben wir mit Maza einen bockstarken 10er, der diese Rolle eigentlich auch erfüllen sollte, gerade dabei aber weniger glänzt denn als Ballverteiler. Und rechts ist ohnehin der bockstarke Cuisance gesetzt, der in jedem Spiel über sich hinaus wächst. Da könnte ein echtes Luxusproblem entstehen, was sich aber ggf. ganz schnell in Luft bzw. Euros auflöst, wenn einer unserer Juwele das Glück woanders sucht. Maza ist eigentlich zu stark für die 2. Liga und bei Scherhant könnte ein ähnliches Szenario eintreten. Wenn dann noch Reese den Verein verlassen sollte, wird offensiv wohl wieder gewohnte Tristesse Einzug halten, daher sollte man die volle Kapelle so lange genießen, wie sie auf dem Platz steht.
Apropos Platz: Der Acker in Magdeburg sah ziemlich übel aus und reichlich Bälle versprangen (noch mehr als sonst schon). Das war allerdings kaum Schuld am Gegentor, welches für den Keeper nicht unhaltbar aussah. Tjark Ernst macht derzeit eine schwierige Zeit durch und seine Entwicklung scheint ein wenig zu stocken. Gott sei Dank war das Gegentor nicht spielentscheidend, sonst hätte man wohl längst eine Torwartdebatte am Hals, wenn man die nicht ohnehin schon im Haus hat. Wobei nicht wenige Beobachter hier eher den Torwarttrainer ins Visier nehmen, unter dem sich ähnlich wenig zu entwickeln scheint wie bislang unter dem Standardtrainer, auch wenn Freitag der Ball nach einer Ecke den Weg ins Tor fand.
Übel war auch die Leistung des Schiedsrichters, der mehrfach Vorteile abpfiff und sehr kleinlich gelbe Karten verteilte, weil sich Spieler berechtigterweise beschwerten. Niederlechner schüttelte ähnlich fassungslos den Kopf bei seiner gelben Karte wie ich. Wer bildet solche Leute aus? Leistungen wie am Freitag sind einer zweiten Liga nicht würdig, da pfeift ja jeder Regionalligaschiri besser und selbst dann noch, wenn nur der Zeugwart als statischer Linienrichter fungiert. Aber dank VAR ist ja jetzt alles besser.
Besser werden muss auch die Qualität der Übertragungen. So gut wie keine Randberichterstattung durch sky, die lieber das Steigerlied in Zeitlupe wiederholt hätten als aus Magdeburg zu senden. Man braucht ja nicht zwingend fünf Experten vor Ort, aber wenigstens Bilder könnte man doch den Fans zeigen, die dafür ja nicht wenig Geld in die Hand nehmen müssen. Und demnächst noch mehr werden berappen müssen, denn in der Rechtevergaberunde wird einiges auf den Kopf gestellt. Samstagslivespiele bleiben zwar bei sky, nicht jedoch die Konferenz, die gibt’s (vermutlich mit reichlich Zeitversatz) bei DAZN, während das Topspiel der zweiten Liga zu RTL geht, dem Sender, der noch jede Sportart bisher kleingesendet hat und das Spiel nach zwei Sendungen irgendwo in einen Spartenkanal schieben wird.
Drei Abos sind also Minimum Pflicht. Sky kostet derzeit mit Sport und Bundesliga 35 €, DAZN ebenfalls, je 9 € für RTL+ und Amazon prime, dann ist man schon bei satten 88 € im Monat. Wer noch 3. Liga, Basketball und Eishockey sehen möchte, muss nochmal zusätzlich Magenta TV Sport abonnieren und kommt so auf den “Hunni”, der mal 200 Mark war. Mag alles lang her sein und der Fußball ist ja auch ein anderer geworden (auch “dank” VAR), aber das ist trotzdem ein Haufen Geld, der überwiegend in modischen Herrenfrisuren zwecks Beeindruckung von Spielerfrauen landet. Die Zahl der Pay TV Abonnenten hat sich in den letzten 10 Jahren von rund 6 auf rund 12 Mio. verdoppelt, die Preise auch, nur dass der gezeigte Sport ja kaum doppelt besser ist. Und obendrauf kommt ja noch die öffentlich-rechtliche Zwangsgebühr zwecks Pensionsfinanzierung, damit das “Hilfswerk für ÖR Journalisten ohne Yacht” nicht so häufig einspringen muss.
Was das alles mit dem Spiel zu tun hat? Das Wort Gebühr stammt aus dem althochdeutschen “giburida”, im mittelniederdeutschen nannte man gegenüber einer Stadt oder der Kirche abgabepflichtige Landstriche übrigens Börde und auch die Magdeburger Börde hat da ihren Namen her. Bildungsauftrag erfüllt, ganz ohne Gebühr, es geht, wenn man denn will.
Diese Woche geht’s mit Schwung weiter. Am Mittwoch kegeln wir die Kölner aus dem Pokal und am Wochenende reißt der Berliner Bär dann Fürther Würstchen. Jetzt wern’ wa Meista!
HaHoHe, Euer Opa