Veröffentlicht am Kategorien 2. Bundesliga, 2024, Allgemein, Spieltagsnachlese

Ein Quentchen Ausrutscher?

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(opa) Man muss das gestrige Spiel nicht schönreden. Das war auf so vielen Ebenen nichts, so viel passte nicht zusammen, auch, weil man früh in Rückstand geriet. Und dennoch steckte das Team nicht auf, versuchte weiter erfolglos, sein Spiel zu spielen, etwas, was der Gegner nie tat, der nur auf Ballverluste lauerte und sein Spielglück wohl selbst kaum fassen konnte. So ein Ausrutscher kann jedem Team passieren und so ein Ausrutscher sollte auch vor dem Hintergrund, dass sehr viele Youngster auf dem Platz standen, auch zugestanden werden. Lieber einmal mit 4 Gegentoren verlieren als 4 mal mit einem Tor. Trotz des Ergebnisses wurde versucht, Fußball zu spielen, es fehlte am Ende Konzentration, Präzision und das letzten Quentchen (Achtung Bildungsauftrag: Altes Handelsgewicht definiert als der vierte Teil eines Lots oder der achte Teil einer Unze oder der zweiunddreißigste Teil eines Pfundes – alles klar? Ich liebe solche anachronistischen Zählweisen genau wie die bei der britischen Währung, wo das Pfund vor der Dezimalisierung 1 Guinee bzw. 1 Sovereign entsprach, welche wiederum in 20 Shillinge zu je 12 Pennys teilbar war) Handlungsschnelligkeit, das ist alles nichts, was man nicht kurzfristig abstellen und trainieren kann.

Daher habe ich den während des Spiels in einigen Kommentaren enthaltenen Defätismus auch nicht ganz nachvollziehen können. Das Team pfeift aufgrund der Personallage auf dem letzten Loch und Ballbesitzfußball lässt denjenigen, der ihn spielen will, schnell doof dastehen, wenn man in der Vorwärtsbewegung den Ball verliert. Das ist letztlich ein Stück Naivität, die man einem Team, in dem zum Teil noch Teenager und viele in U-Mannschaften spielberechtigte Spieler mitspielen, auch als Lerneffekt zugestehen muss. Wir haben gestern sicher nicht den Aufstieg verspielt, aber viele Spieler die Lektion lernen lassen, dass man immer zu 100 % da sein muss. Wenn sie das gelernt haben und es beim nächsten mal besser machen, war es das wert. Zumal wir nur so Werte generieren können, indem wir unsere eigenen Akademiespieler ins Schaufenster stellen und bestmöglich verkaufen.

Unangenehm fand ich die Kameraführung bei sky, die nach fast allen Gegentoren mit dem Zoom auf Reese hielt, als hätte er allein das Tor verhindern können. Die an Messianisierung erinnernde Fokussierung auf Reese finde ich beinahe befremdlich, weil die entscheidende Fehlerstelle meist in der Abwehr oder im Mittelfeld lag, wo die Bälle verloren wurden. Bei der Chancenverwertung würde er sicher ein Upgrade darstellen, aber Chancen generieren wir in jedem Spiel eigentlich genügend, auch wenn der Ball nicht so oft ins gegnerische Tor will wie gewünscht.

Bei mir haben die Verantwortlichen jedenfalls derzeit noch satten Kredit. Es ist erstaunlich, was Fiel aus diesem Team für Fußball spielen lässt. Es ist erstaunlich, wie dieses Team die Ausfälle kompensiert, auch Zeefuiks Ausfall heute steckte das Team einigermaßen gut weg, wenn man sich den Spielverlauf und nicht nur das Ergebnis ansieht. Dass der Schiri Hertha mit dem zweiten Elfmeter kurz nach dem Anschlusstreffer ein Stück den Stecker gezogen hat, darf auch nicht unerwähnt bleiben. Kann man sicher geben, aber diese VAR Nummer ist einfach lächerlich und zerstört den Spielverlauf. Dieser Mist gehört so einfach wieder abgeschafft, zumal beide Elfmeter eigentlich lächerlich waren, aber da fehlt unser Jugendtruppe vielleicht ein Stück die Abgebrühtheit, die es braucht und die erst durch das Stahlbad der Erfahrung entsteht.

Daher sollte man auch aufhören, auf einen 21jährigen Keeper verbal einzukloppen, wenn er mal nicht ganz so souverän aussieht oder sich verschätzt. Marton Dardai ist 22, Maza 18, der gerade aufblühende Scherhant ist auch erst 21, Klemens 19 und Lum erst 16. Lasst die spielen, lasst die ihre Fehler machen, es wird sich lohnen, selbst wenn der Aufstieg nicht klappen sollte. Was übrigens nicht heißt, dass keine Kritik geübt werden soll, wenn sie Fehler machen, ich finde nur, dass man diese immer in diesem Kontext berücksichtigen sollte, dass das noch halbe Kinder sind, die da auf dem Platz stehen.

Daher Mund abputzen, weiterarbeiten, der nächste Gegner wird nicht einfacher und vielleicht erhöht allein das die Konzentration und die Spannung, an der es heute ein Stück fehlte. Hertha ist trotz Ausrutscher auf dem richtigen Weg und 5 Punkte Rückstand zu den Aufstiegsplätzen ist nicht derart uneinholbar, dass man jetzt schon den Aufstieg abschenken sollte. Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut ist, ist es eben noch nicht das Ende. Und wir können personell ohnehin nichts, gar nichts ändern, wir müssen mit diesem Kader mindestens mal in die Winterpause kommen und wir werden das auch schaffen.

HaHoHe, Euer Opa

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