(opa) Wenn ihr unten in den Kommentaren anfangt, Euch über Zierfische auseinanderzusetzen, ist es allerhöchste Zeit für einen neuen Opener. In der Länderspielpause ist die Nachrichtenlage rund um unseren Verein dünn, obendrein sind die wenigen Meldungen, die es gibt, kaum geeignet, die Stimmungslage anzuheben. Der zur Präsidentenwahl antretende Sneakermillionär macht Schlagzeilen mit seiner Erkrankung und der Auflösung seines Firmenimperiums. Nur möchte das jemand wirklich wissen? 777 kann wohl nicht mal ihre Miete bezahlen, aber spielt das eine Rolle? Zumal es ja sportlich bergauf ging in letzter Zeit, will man sich da wirklich solche Meldungen antun? Dann lieber Zierfische und die Frage, wohin mit ihnen?
Mir stellen sich in solchen Momenten eher die Frage, weshalb so selten das angenehme mit dem Nützlichen verbunden wird. Weshalb halten sich nicht mehr Menschen Hühner, deren Eier und Fleisch sehr viel mehr Nutzen hat als das reine Ansehen eines Neonfisches. Oder eine Ziege, deren Milch man auch daheim zu köstlichem Käse reifen lassen kann. Gut, solche Tiere benötigen tägliche Aufmerksamkeit, ein Aquarium kann man mit Futterautomaten und entsprechender Sensorik bestückt auch mal ein paar Tage unbeaufsichtigt lassen. Oder steckt hinter der Frage mit den Zierfischen vielleicht unbewusst die Frage, wohin mit der Liebe zu einem Fußballverein, der seit Jahrzehnten nichts mehr gebacken bekommt, nicht mal dann, wenn er weit über 400 Mio. € Klimpergeld erhält?
Letzteres könnte ich gut verstehen, das Verhalten von sonst im Alltag sehr rational agierenden Menschen kippt nicht selten ins Irrationale, wenn es um den Herzensverein geht. Da sitzt man vorm geistigen Auge im Trikot im Stadion oder vorm TV und fiebert mit, regt sich auf, ist traurig oder jubelt. Wie kommt man weg davon und wenn ja, warum sollte man das tun? Die Frage, wie man vom Fleisch wegkommt, stellen sich ja auch Millionen von Menschen, Fisch ist dabei aber nicht die Antwort, die diese Menschen hören wollen, deren Sehnsucht dahin geht, aus welchen Gründen auch immer sich nur noch von pflanzlichen Zutaten zu ernähren.
In diesem Kontext gibt es doch tatsächlich etwas aus dem Herthakosmos zu berichten. Denn der ehemalige Spieler Marvin Plattenhardt macht mit seiner Partnerin nun in Pistazienmilch. Dass der Liter rund 5,80 € kostet, scheint in den Sphären von Ex-Profifußballern keine Rolle zu spielen. Dass die weltweit geernteten 781.000 Tonnen Pistazien kaum ausreichen werden, um die rund 980 Millionen Tonnen weltweit heute produzierte Kuhmilch zu substituieren und was daran nachhaltig sein soll, wenn man den Großteil des benötigten Produkts aus den USA, dem Iran und der Türkei importieren muss und obendrein nichts mehr für Pistazieneis oder als Snack übrig bleibt, sollte nicht unerwähnt bleiben.
Nein, dann doch lieber Fisch, von mir aus auch Zierfisch. Gestern erst saß ich mit einem Menschen zusammen, der mir beim Essen erzählte, dass er niemals Fisch essen kann, weil er als Kind mal beim Angeln einen in der Hand halten musste, der sich dann ausgeschleimt hat, während ein anderer erzählte, dass nach dem Verzehr eines von seinem im Ort ansässigen anatolioschen Spezialitätenrestaurants feilgebotenen Thunfischdöner durch seine Frau deren Wehen einsetzten. “Hauptsache raus” wird wohl der Gedanke des Neugeborenen gewesen sein, der ebenfalls unter einem Fischtrauma seiner Geburt leidet. Ich sehe das ja pragmatisch: Jeder, der kein Fisch mag, lässt mir mehr zum Essen übrig.
Fisch spielt auch im Stadion eine Rolle, denn abgesehen davon, dass einige Gästefans fischig riechen können, gab es zwischenzeitlich ja neben der obligatorischen Bratwurst auch Fischbrötchen im Olympiastadion zu kaufen, die nicht selten die bessere Alternative zum phosphathaltigen Schlachtabfall im Darm waren. Den Stand habe ich nun schon länger nicht mehr gesehen, aber vielleicht steht er auch einfach nur irgendwo, wo ich nicht hinkomme.
Am Sonntag geht es gegen die Fortuna aus Düsseldorf weiter, die Stadt am Rhein ist ja genau wie das auf Sumpfland stehende Berlin prädestiniert für Fischspezialitäten wie Aal, Forelle, Barsch, Zander oder Muscheln. Leider kommen einem weder hüben noch drüben spontan solche Spezialitäten in den Sinn, wenn man über typische Berliner oder Düsseldorfer Küche nachdenkt. Rheinischer Sauerbraten (vom Pferdfisch *kicher*) oder Himmel und Ähd als Variante von Berlins “toter Oma” lassen sich mit in Reagenzglasgröße ausgeschenktem Altbier herunterspülen und mit einem Killepitsch verteilen.
Dann (@moogli: Du musst jetzt tapfer sein) doch lieber ne Mampe. Wobei nur für mich, unser sunny wird sicher schon mit der heißen Nadel an seinem Spieltagsopener stricken und ist dabei frei und nüchtern wie ein Fisch im Wasser. Wie viele Fische beim Einsturz der Carolabrücke in Dresden ihr Leben lassen mussten, dürfte kaum zu ermitteln sein, beim nächsten Aufeinandertreffen mit den in die Drittklassigkeit abgestiegenen Dresdnern dürfte die aber allerhöchsten behelfsmäßig wiederaufgebaut sein.
Und bevor ich mich jetzt noch weiter ins fischige begebe, schließe ich den Zwischenopener.
HaHoHe, Euer Opa