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Zu Mantua in Banden?

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(opa) Nach dem gestrigen Testkick in der Lausitz wäre es Zeit, ein erstes Zwischenfazit der Vorbereitung zu ziehen. Wobei ein solches Fazit genauso wenig Aussagekraft hat wie ein Testspiel, in dem ja oft wild durchgewechselt wird und bei dem auch zu berücksichtigen ist, dass der Fitnesszustand der Spieler noch nicht bei 100% liegt. Doch all diese Gedanken sind Makulatur, wenn dann so etwas geschieht wie gestern und Reese im Zweikampf eines Testspiels (!) derart weggegrätscht wird, dass man nicht nur um seine Gesundheit, sondern auch um die Lösung der Herthafinanzen bangen muss. Klar, Fußball ist ein Kontaktsport und es besteht ein natürliches Verletzungsrisiko, aber derart motiviert in einen Zweikampf eines Testspiels zu gehen, lässt einen ratlos zurück.

Insofern kann man nur hoffen, dass Reeses Untersuchung heute nicht nur nicht das Aus für die Saisonvorbereitung bedeutet, sondern eventuell nicht auch für seine Wechselabsichten, die zuletzt immer wieder gerüchteweise zu hören waren. Reese habe seine Wechselabsicht bei Hertha hinterlegt, hieß es, da sich nicht nur Erstligisten, sondern auch Championsleagueteilnehmer für unseren Flügelflitzer interessieren. Für Hertha wäre ein Abgang doppelt desaströs, denn nicht nur fehlt sein sportlicher Ertrag, die Ablösesumme, die ein Zweitligist realistisch verlangen kann, ist leider nur ein Bruchteil dessen, was Reese als Erstligaspieler wert wäre. Und wenn Reese jetzt verletzt ist, gibt’s gar nichs. Keinen sportlichen Ertrag und eben auch keine Ablöse.

Das zeigt auch ein wenig das Vabanquespiel von Herthas Transferpolitik auf, Neuzugänge zu verpflichten, bevor Abgänge feststehen. Am Ende steht man ggf. mit einem viel zu großen und teuren Kader da oder hat nicht die Erlöse erzielen können, die möglich gewesen wären, weil die Verhandlungspartner natürlich auch den Druck von Hertha kennen und ausnutzen. Aber noch ist das Ende der Transferperiode nicht erreicht, daher ist das eben nur ein Zwischenfazit.

Bleibt noch der Eindruck, den der Trainer hinterlässt. Die Spielidee wirkt offensiver, das neue (und teure) Mittelfeld könnte auch das Scharnier stabiler machen, ohne defensiv anfälliger zu sein. Ich kann es aber angesichts dessen, was wir in den letzten Jahren erleiden mussten, niemandem verdenken, der bei dieser Spielweise “Covic-Vibes” verspürt. Klar ist aber, dass die Spieler fitter werden müssen, um das recht pressingintensive Spiel durchzustehen, ansonsten werden die Gegner uns müde spielen lassen und uns dann das Leben schwer machen wie Cottbus gestern am Ende der Spielzeit. Und da die Spieler laut eigener Aussage trotz Intensität immer noch Spaß haben, könnte es sein, dass das Training immer noch nicht hart genug ist.

Apropos hart: Zwei Meldungen ließen gestern aufhorchen. Da ist zum einen die Bestätigung des BGH über die Abberufung von Kind als Geschäftsführer von Hannover 96, was faktisch einer nicht mehr auf dem Rechtsweg anfechtbaren Entscheidung über 50+1 gleichkommt. Kind zieht sich in den Aufsichtsrat zurück, der e.V. hat einen wichtigen Etappensieg errungen, der ggf. für Hertha auch noch einmal wichtig werden könnte. Die zweite Meldung, die aufhorchen ließ, ist, dass die DFL tatsächlich die Legalisierung von Pyro erwägt. Man hat sich dazu mit dem norwegischen Verband, in dem gerade eine zweijährige Pilotphase läuft, kurzgeschlossen und wird demnächst mit DFB und Innenministern verhandeln. Dass es dabei auch ums Geld geht, ist offensichtlich, denn die von den Vereinen zu entrichtenden Strafen fließen größtenteils in DFB Initiativen, die mit der eigentlichen Tat wenig bis nichts zu tun haben.

Morgen geht’s Richtung Walchsee los, im schönen Österreich will man nicht nur Fitness gewinnen, sondern auch den 132. Geburtstag des Vereins feiern und veranstaltet dafür gleich zwei Testspiele an einem Tag. Ob das sinnvoll und zielführend ist, werden Normalsterbliche wohl erst während der Saison einschätzen können. Klar ist nur, dass der immer wieder beschworene “Berliner Weg” nun also nach Tirol führt. Ein Land, welches bis heute Andreas Hofer als Freiheitskämpfer gegen bayerische und französische Besatzung verehrt. Möge das Trainingslager eben auch zu einer Befreiung führen. Und zurück nach Berlin. Und möge Herthas Defensive frei nach Andreas Hofer, den man in Mantua ins Gefängnis warf und exekutierte, den gegnerischen Spielern nach dem Spiel “ach wie schießt ihr schlecht” entgegen rufen, was dieser seinem Erschießungskommando entgegengerufen haben soll, als diese ihn nicht so recht trafen. Hofer ein früher Herthaner? Besser wird es heute nicht mehr.

Servus, äh HaHoHe, Euer Opa

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