Veröffentlicht am Kategorien 2. Bundesliga, 2024, Allgemein

Der Hahn tropft weiter

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(opa) Wenn Hertha für eins steht, dann als Synonym für Geldverschwendung im Fußball. Welcher Verein kann schon von sich behaupten, kurz hintereinander 375 Mio. € plus 100 Mio. € erhalten zu haben und es dennoch geschafft zu haben, Ende letzter Saison mehr als 100 Mio. € Verbindlichkeiten aufzutürmen. Alles bereits bekannt. Gestern verlinkte unser @sunny170360 einen Kicker Artikel, der über den aktuellen Stand der Zahlen informiert. Demnach sind zwar die Verbindlichkeiten auf rund 72 Mio. € gesunken, man hat aber erneut Verluste erwirtschaftet und gibt als Zielstellung für die laufende und die kommende Saison vielsagend “ein nahezu ausgeglichenes Ergebnis” aus.

Wie auf einem leckgeschlagenen Schiff schafft man es also, das eingedrungene Wasser herauszuschöpfen, es fließt aber immer noch neues Wasser ins Boot. Oder um im Sprachbild der Überschrift zu bleiben: Der Klempner hat den kaputten Wasserhahn, der sich nicht mehr zudrehen ließ, zwar notdürftig repariert und eine neue Dichtung eingesetzt, aber es tropft weiter Wasser aus dem Hahn. Das scheint kein Grund, dem Klempner die geleistete Arbeit zu honorieren. Und aufgewischt werden muss auch weiterhin.

Hertha ist also entgegen der einen oder anderen Verlautbarung, die geeignet ist, einen entsprechenden Eindruck zu hinterlassen, noch lange nicht über den Berg, zumal auch immer noch unklar ist, wie man mit einem “nahezu ausgeglichenen Ergebnis” 40 Mio. € Anleihe zurückführen will. Hertha wird weiter sparen und Tafelsilber verkaufen müssen und gleichzeitig spätestens zum Ende nächster Saison aufsteigen müssen. Wie man das unter den Umständen bewerkstelligen will, scheint rätselhaft, immerhin leistet man sich derzeit nicht nur das teuerste Personal der zweiten Liga, sondern auch einen Trainer, dessen Kernkompetenz im Tiefstapeln zu liegen scheint und der Zwergengegner gern groß und die eigenen Talente gern kleinzureden scheint. Die honorige Absicht, den Druck vom Team zu nehmen, könnte dabei das Gegenteil von gut gemeint sein.

Der Aufstieg Ende nächster Saison wurde von Geschäftsführer Herrich neulich als “alternativlos” bezeichnet und man tut gut daran, dies tatsächlich wörtlich zu nehmen. Es gibt für Hertha keinen Ausweg als die Sanierung, die letzte Tranche des zugesagten Geldes von 777 dürfte auf absehbare Zeit Herthas letzte Bluttransfusion sein. Insofern sollte man vielleicht die Zeit in der zweiten Liga genießen, es könnte ggf. eine Abschiedsvorstellung werden, die wie bei anderen Berliner Clubs zuvor in den Tiefen der unteren Ligen endet. Bei Tasmania, TeBe und Blauweiß hatte man einst auch große Ziele und endete im Untergang.

Die Oberliga ist für Vereine mit der Fallhöhe schon fast die oberste Regalhöhe und vor einem hätte man dann neben Union als unangefochtene sportliche Nummer 1 der Stadt Vereine wie Viktoria, Altglienicke, BAK und Dynamo, die alle in der Regionalliga spielen. Wenn da 1000 Zuschauer kommen, ist das meist schon oberhalb des Schnitts. Immerhin sind die Ticketpreise human, Tageskarten im überdachten Bereich sind kaum teurer als 15 €, die Bratwurst meist vom Holzkohlegrill und die Schlangen am Einlass kurz. Ich bin vor ein paar Jahren am Wochenende öfter mal durch die unteren Ligen getingelt und kann versichern, dass das nicht das schlimmste Fanerlebnis ist, wenngleich der Fußball oft auf unterirdischem Niveau ist.

Immerhin bleibt man dort von den Segnungen des modernen Fußballs wie z.B. dem Videobeweis verschont. Über den Schieber aus dem Kölner Keller könnte ich mich auch nach vier Tagen immer noch erregen. So etwas macht den Sport kaputt, genau wie die ganze Schauspielerei von Spielern, die bei der kleinsten Berührung den sterbenden Schwan geben. Oder sich anderer unfairer Methoden bedienen, um das Spiel zu beeinflussen wie hier in Brasilien, wo ein vermeintlich verletzter Spieler aufs Feld gezogen wird, um das Spiel zu unterbrechen:

Wobei man sich als Herthaner vielleicht nicht allzu lustig machen sollte, das Verhalten der Spieler erinnert an Hertha vor Gericht oder bei der letzten Lizenzerteilung. Humor ist, wenn man trotzdem lacht.

HaHoHe, Euer Opa

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