(opa) Was für ein Abend. Ich muss lange zurückdenken in meiner Fankarriere, um mich an ein Spiel zu erinnern, was so eindrücklich war wie das gestrige. Da war alles dabei, weshalb Fußball so populär ist. Leidenschaft, Kampf, aber auch feine Pässe und sehenswerte Tore. Doch alles wurde durch den Auftritt eines Mannes überstrahlt, der momentan eine Art Lebensversicherung für Hertha darstellt. Fabian Reese, quirliger Außenläufer mit Duracell-Ausdauer, selbst in der letzten Minute der Nachspielzeit zog er noch einen Sprint an und begrub die Theorie der mangelnden Fitness eindrucksvoll. Ohne seine zwei Tore, eins zur Führung und eins zum Ausgleich kurz vor Ende der regulären Spielzeit, wäre die Stimmung bei Hertha überaus bedröppelt, denn dann stünde der HSV nicht einmal unverdient im Viertelfinale des DFB Pokals.
Doch der Fußballgott war gestern Berliner und wollte es anders, aber nicht ohne vorher die blauweißen Fans durch ein Wechselbad der Gefühle zu schicken. Hertha ging früh in Führung, der HSV glich rasch aus und ging Ende der ersten Halbzeit in Führung, die er bis kurz vor Ablauf der regulären Spielzeit gegen immer wieder anrennende Herthaner verteidigte. Bis dann in der 90. Minute Reese sich sein Denkmal baute und den Ausgleich schoss, der verdient in die Verlängerung führte. Und auch in dieser kam keine Langeweile auf. Der HSV ging wieder in Führung, Leistner köpfte “Justav” eine Platzwunde auf die Stirn, so dass dieser mit Dieter-Hoeness-Gedächtnisturban das Spiel zu Ende spielen musste, doch kurz vor Ende rettete Kennys Tor (auf Vorarbeit von Reese) Hertha ins Elfmeterschießen.
Im Elfmeterkrimi behielten alle die Nerven, bis Ernst dann den Elfmeter von Königsdorfer abwehren konnte und zum Matchball für Reese auflegte, der nach dem Spiel zum “Man of the Match” gewählt wurde und gleichzeitig im Interview extrem bodenständig, reflektiert, authentisch und insgesamt als Sympathieträger rüberkommt. Reese ist Herthas Offensivmaschine, der Gedanke, was passiert, wenn er ausfällt, ist so grausam, dass er besser überhaupt nicht gedacht werden sollte. Auch wenn Reese “nur” einer von elf Spielern ist, hat er gestern tatsächlich fast im Alleingang Herthas Einzug ins Viertelfinale des DFB Pokals klargemacht.
Bevor ihn einige heilig sprechen, sei darauf hingewiesen, dass es einen heiligen Fabian bereits gibt, der 236 zum Bischof von Rom und somit zum Papst gewählt wurde, nachdem bei der Versammlung sich eine Taube auf seinem Kopf niederließ. Die Taube auf dem Kopf ersetzt bekanntermaßen den Spatz. Und das, obwohl er von den Störchen kam. Irgendwas mit Vögeln hat es halt zu tun (wehe einer hat jetzt schmutzige Gedanken 😉 ). Doch genug des Bildungsauftrags.
Denn bei allem Glanz gibt es ja auch objektiv betrachtet tatsächlich Defizite, die auch Trainer Dardai gestern nach dem Spiel ansprach, es fehlt bisweilen die Präzision in seinen letzten Pässen. Das macht er aber durch Laufbereitschaft, Zweikampfstärke und Einsatzwille mehr als wett. Er ist fast immer anspielbar, erläuft sich auch absurd weit nach vorn geschlagene Bälle und kreiert dauerhafte Gefahr für den Gegner, was Räume für seine Mitspieler schafft, auch, weil er mittlerweile von fast allen Gegnern gedoppelt wird und trotzdem nur selten in den Griff zu bekommen ist. Und er weicht bisweilen auf den rechten Flügel aus und sorgt von da aus für Gefahr und verwirrt vor allem gegnerische Mannschaften. Reeses Beitrag zum gestrigen Erfolg kann man kaum hoch genug hängen.
Doch auch einigen anderen gebührt Lob und Anerkennung. Gestern hat Dardai das Team nicht nur exzellent eingestellt, er hat auch aus den letzten Spielen gelernt und im Wesentlichen die Elf aufgestellt, die wenige Tage zuvor die Elversberger rasiert hatte. Auch das Ingamecoaching schien diesmal griffiger, die Hereinnahme von Christensen für Scherhant belebte das Offensivspiel, Prevljak für Tabakovic war auch in Ordnung, genau wie Hussein für Zeefuik. Und auch mit der Hereinnahme von El-Jindaoui berücksichtigte er nicht nur dessen Prominenz beim jüngeren Publikum, sondern brachte tatsächlich etwas mehr Struktur ins Mittelfeld, welches vom für sein Alter überragend auftretenden Klemens komplettiert wurde und immer wieder das Spiel schnell umschaltete. Karbownik offensiv hui, defensiv fehlt es noch an Spielpraxis und vielleicht auch ein klein wenig an Disziplin.
So genießen wir stolz erhobenen Hauptes die Erinnerung an einen geilen Pokalfight, der uns von mehr träumen lässt. Mit dem BVB ist der nächste “Große” raus, noch zwei Siege bis zum Finale im eigenen Wohnzimmer, mit einer Leistung wie gestern ist alles möglich und sollte auch geträumt werden, ohne daraus irgendeine Erwartung zu formulieren. Wenn es klappen sollte, werden viele den Tränen nahe sein wie ich gestern. Und selbst wenn wir gestern verloren hätten, hat diese Mannschaft auf dem Rasen gezeigt, dass sie echte Kämpfer sein können und dass sie 90 Minuten Unterstützung von den Rängen verdient hat.
San Fabiano riscattaci e conducici ad un futuro migliore, äh, HaHoHe, Euer Opa
P.S.: In eigener Sache noch ein Nachtrag und eine Bitte aus dem Maschinenraum von @therocket , der mich gebeten hat, Euch seinen nachfolgenden Text zur Kenntnis zu geben, was ich gern mit der Erwartung verknüpfe, dass sich die angesprochenen bessern. Es ist schließlich Advent. Falls nicht, ich hab hier noch die Rute von gestern stehen und werde nicht zögern, diese auch einzusetzen.
(tro)
In eigener Sache aus dem Maschinenraum:
Ich habe in den letzten Wochen so einige Whatsapp Nachrichten und Mails erhalten, „warum ich nicht deutlich härter durchgreife“, bis hin zu Nachrichten „warum ich mir HerthaImmer eigentlich immer noch antue“!?
Nun, ich sehe das hier wie ein Community Projekt in der Videospielbranche, aus der ich beruflich eigentlich stamme.
Auch da geht es in offiziellen Foren und auf Fanwebsiten gelegentlich ziemlich zur Sache. Egal welchen Inhalt man im nächsten Spiele Update bringt, man wird es nie Allen recht machen und erntet dementsprechendes Feedback.
Das ist ziemlich ähnlich mit allen Themen rund um unsere Hertha und den Fans unserer Website, die jede Entscheidung, jedes Spiel und überhaupt alles kritisch beäugen.
Ich finde das auch wichtig, denn es kann helfen Verantwortlichen zu zeigen, wo sie auf einem Holzweg sind, wo Verbesserungen gewünscht werden, oder einfach welche Themen beim zahlenden Kunden bzw. Fan grade aktuell sind und einer genauen Betrachtung unterzogen werden sollten.
Als Community Manager, der ich nebenbei auch einige Jahre war, habe ich gelernt mit vielen Dingen umzugehen und als IT Systemadministrator wusste ich, was zu tun ist, wenn eine normale Moderation nicht mehr reicht.
In den letzten Wochen kommen zu den Angriffen & dem Spam von Außen auch immer mehr hässliche Grabenkämpfe innerhalb dieser Communty. Nicht falsch verstehen, dass sich einige Bloguser nicht mögen und teilweise schon Traditionen drum herum aufgebaut haben – geschenkt – aber der Ton ist doch deutlich weggekippt in den letzten 3-4 Monaten. Ich habe in dieser Zeit mehrfach eingegriffen und auch wenn ihr das nicht immer mitbekommt, ich bin ziemlich aktiv im Hintergrund, um uns vor Spam und unschönen Kommentaren zu bewahren.
Aber bitte tut mir den Gefallen und achtet wieder mehr auf euren Umgangston untereinander, denn die Macher von HerthaImmer spenden ihre freien Minuten zwar gerne unserem Blog, aber nicht um angemeldete und angesehene Schreiberlinge an gute Manieren zu erinnern, Nachrichten zu löschen oder sogar langjährige Nutzer zu bannen, sondern um sich um die Technik im Hintergrund, den Spam von Außen und Fake-Anmeldungen zu kümmern.
Ich habe nun für meinen Appell zum ersten Mal diesen Weg gewählt und ich hoffe er erreicht nun auch wirklich Alle Nutzer unseres Blogs, denn so wie in den letzten Monaten kann und wird es nicht weiter gehen.
Der Spam während der Partien, das Bashing und Beleidigen davor und danach hat überhandgenommen und für viele Schreiberlinge und Mitleser des Blogs ist es sehr anstrengend sich durch diese Nachrichten zu Lesen und im Maschinenraum ist dadurch auch immer weniger Freizeit vorhanden.
Zwar ist das neue Jahr noch ein paar Wochen hin .. aber einen guten Vorsatz hätte ich hier für ALLE Nutzer dieses Blogs – kein Spam – keine Beleidigungen – achtet mehr auf die Etikette!
Vielen Dank und Grüße aus dem Maschinenraum von HerthaImmer – TheRocket