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Bernsteins Schuld

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(opa) Es war rund um das 4:0, als ich gestern einem hier durchaus bekannten und in letzter Zeit auffällig häufig erwähntem Mitschreiber begegnete, der mir die Anregung für die heutige Schlagzeile gab. Andreas Lorenz, ehemals bekannt als alorenza, stand plötzlich neben mir und wir hatten Gelegenheit, ein wenig zu plaudern. Den Inhalt des Gesprächs behandle ich bis auf die Schlagzeile vertraulich, aber schön war, ihn mal wieder im Herthatrikot zu sehen, nachdem ich ihn zuvor über Jahre in den Klamotten des Stadtrivalen begegnet bin. Die Schlagzeile könnte helfen, Gräben zu überwinden, denn der gestrige Sieg gab den überzeugten Dardaiisten genauso Recht wie den überzeugten Kritikern.

Bernstein und die Dardaiisten hatten “Schuld”, weil der Sieg in der Tat ziemlich überzeugend war. Der höchste Sieg seit dem 6:1 gegen Frankfurt im Jahr 2013, durchaus sehenswerte Spielzüge, Pressing und Anlaufen des Gegners. Man rieb sich verwundert die Augen, hatte Dardai nicht gesagt, es dauere zwei Jahre, bis sich Achsen bildeten? Somit haben auch die Recht, die Bernstein die Schuld geben, denn gestern konnte man nicht einmal über Hertha meckern. Die Stimmung nach dem Spiel war gelöst, wunderbar und nicht wenige wünschten sich, dass das immer so sein könne.

Insofern will ich gar kein Wasser in den Wein kippen und rummäkeln, dass der Knoten durch ein Tor der Kategorie “Kacktor” fiel, was den Jubel nicht schmälerte. Auch dass viele Pässe ins Nichts ein noch höheres Ergebnis verhinderten, Schwamm drüber. Dass unsere linke Achse zwar immer noch auffällig, aber unfassbar ineffizient ist, wer will darüber schon reden nach einem überzeugenden 5:0 Heimsieg? Zu null mit einem Torhüter, der trotz seiner Jugend gestern den Kasten sauberhielt.

Besonderes Bonmot gestern war, dass auf Seiten Greuther Fürth als Co-Trainer jemand agierte, den man in Berlin allzu gut kennt: Rainer Widmayer, Interimscoach nach Babbels Abgang und lange Zeit Co-Trainer unter Dardai in dessen erster Amtszeit, die mit zweimaligem Erreichen des internationalen Geschäfts nicht ganz unerfolgreich war. Wenn Widmayer auf Fürther Seite für die Taktik zuständig war, dann war das nix, aber als Berliner bedanken wir uns ja höflich.

Höflich bedanken möchte ich mich auch bei demjenigen, der dem unlängst angedockten Stürmer Tabakovic den Spitznamen “Fluppe” gab. Während ich (vermutlich wegen der Assoziation zu Tabaktrafik, dem in Österreich geläufigen Begriff für einen Kiosk und der Tatsache, dass weite Teile des adriatischen Gebiets mal habsburgisch waren) den Mann zunächst als Österreicher wähnte, ist er ja dennoch “nur” ein Schweizer mit jugoslawischem Namen. Europa 2023 ist manchmal verwickelt. Egal, Hauptsache der Mann trifft endlich und lässt uns jubeln. Mit einem 2. Tor zum 5:0 schraubte er zudem den Deckel drauf und ärgerte sich diesmal nicht über seine anschließende Auswechslung, sondern grinste mit Pal um die Wette.

Hinten dicht hielt der wegen gebrochener Nase mit transparenter Maske spielende Neukapitän und Ex-Unioner Leistner zusammen mit Marc-Oliver Kempf, von dem noch nicht klar ist, ob er bleibt. Mal gucken, ob er noch geht, aber selbst wenn, muss einem nicht zwingend bange sein, Abwehrspieler haben wir im Gegensatz zu Mittelfeldspielern genug. Dieser Umstand wurde gestern glänzend substituiert, wenngleich mir auch ohne nähere Analyse nicht ganz klar wurde, wie genau man das gemacht hat und ob sich das so gegen andere Gegner wiederholen lässt.

Hoffentlich reicht der Schwung, um den nächsten Gegner in Magdeburg ebenso zu deklassieren wie es gestern gegen “Kräuter” Fürth gereicht hat. Und möge Bernstein an diesem Umstand gerne Schuld tragen.

HaHoHe, Euer Graben-Opa

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