(opa) Laut neuesten Gerüchten soll heute Michal Karbownik verpflichtet werden, der letzte Saison an Düsseldorf ausgeliehen war. Mir kommen nicht nur bei solchen Meldungen Fragen auf. Hieß es nicht, dass wir einen Knipser suchen? Und hieß es nicht, dass wir dem eigenen Nachwuchs den Vorzug geben wollten? Und haben wir nicht immer noch 38 Kaderspieler, obwohl es heißt, wir haben kein Geld? Versteht jemand diese Kaderplanung? Mit Karbownik dockt Spieler Nummer 39 an. Das sind Dimensionen der Kadergröße, die man seinerzeit Felix Magath in Wolfsburg und in Gelsenkirchen als deutlich zu groß vorwarf.
Hat Hertha nicht gerade seine Ideale über Bord geworfen und für ein paar Silberlinge mehr einen Wettanbieter als Brustsponsor andocken lassen? Mir scheint, Herthas Problem liegt weiterhin weniger auf der Einnahmen- als auf der Ausgabenseite und Transfers wie der von Karbownik werden lediglich die Ausgabenseite belasten. Genau auf diese Art und Weise plempert sich ein Millionenloch zusammen, denn nur mit Herrn Freitag und dem Tousart-Deal allein bekommt man einen dreistelligen Schuldenbetrag nicht zusammen.
Auch wenn viele von dem Thema so gelangweilt sind, dass sie sich lieber dem Gratiskartoffelsalat zuwenden, bleibt dieses Vorgehen skandalös für einen Verein, der unlängst das hundertjährige Jubiläum der Fusion mit dem Berliner Sportclub totschwieg, die notwendig war, weil der BFC Hertha mal wieder pleite war und der immerhin den heutigen Vereinsnamen begründete. Die Verabschiedung vom Berliner Sport Club erfolgte, nachdem die Kasse geplündert war. Verabschiedungskultur in Herthatradition.
Hertha scheint ein ewig währendes Finanzloch zu sein, welches nicht sanierbar ist, wenn man nicht endlich nach den selbst aufgestellten Maximen handelt. Selbst unter Berücksichtigung des Abgangs von Christensen und Lukebakio und selbst wenn Richter und Serdar noch gehen sollten, hat Hertha einen für die zweite Liga rekordgroßen Kader, aber irgendwie immer noch kein Mittelfeld, welches es aber doch zwangsläufig braucht, um im operativen Geschäft im Soll zu bleiben, wobei sich die Verantwortlichen hinsichtlich der Zielgröße in eisiges Schweigen oder in Tiefstapelei flüchten. Im Kleinreden von Zielen hat Hertha eine ähnlich dimensionierte Größe wie beim Kader.
Im Liefern hingegen ist Hertha eher ein Scheinriese. Zwei Spiele, zwei Niederlagen, der letzte Pflichtspielsieg ist zweieinhalb Monate her, sieben seinerzeit auf dem Platz stehende Spieler gehören immer noch dem Kader an, aber Trainer Dardai spricht davon, dass das ein neues Team sei. Mag sein, dass er damit die berichterstattende Zunft verwirren oder beschäftigen möchte, der Ungar wirft ja gern mal die eine oder andere Nebelkerze.
Aber auch er ist Teil der aktuellen Kaderplanung. denn kaum ein Cheftrainer zuvor hatte derart viel Standing im Verein, was u.a. daran liegt, dass es – wie bereits berichtet – am internen Regulativ mangelt. Sportmanager Weber wurde auf der Vorstellungs-PK ins zweite Glied “enteiert” und es gibt ziemlich hartnäckige Gerüchte, dass der Präsident sich bei der Kaderplanung nicht mit der genehmigenden Funktion begnügt, sondern operativ mitmischt. Wenn dem so sein sollte, ist das bisherige Ergebnis eher mau zu bewerten. There are no pictures on the scorecards.
Am Sonnabend spielt Hertha um 13 Uhr in Jena und kann dort unter Beweis stellen, dass man “den Bock” umgestoßen bekommt und sich den “Dosenöffner” (Zitat Dardai) holt. Das wäre auch für die Finanzen ein Segen. 418.494 € gab es lt. dieser Quelle für das Erreichen der zweiten Runde im letzten Jahr. Diese sind im bei der DFL eingereichten Budgetplan fest eingeplant. Erreicht man die 2. Runde nicht, fehlt bereits rund eine halbe Millionen Euro. Wer wissen will, wo die Millionen bei Hertha zwischen Plan und Wirklichkeit verschwinden, findet Antworten. Zumindest wenn man auf den Kartoffelsalat verzichtet.
Möge ich mich irren und möge Hertha sich kometenhaft erheben. Jedem Kicker auf dem Rasen wünsche ich Erfolgserlebnisse, jedem Fan grenzenlosen Jubel bei Toren, auch wenn man seit dem Videobeweis bei vielen gebremste Euphorie erlebt, die nach Entscheidung aus dem Kölner Keller nur noch für die Beckerfaust reicht. So viel dazu, dass der Videobeweis den Sport nicht ändert. Aber das ist ein anderes Thema, die Quengler wollten ihn, jetzt haben wir ihn, aber vermutlich liegt auch das nur daran, dass man nicht positiv genug gegenüber dem Kölner Keller eingestellt ist. Die versprochenen Punkte, die er bringen sollte, blieben aus, weshalb ich auch hinsichtlich anderer Prognosen solcher Zeitgenossen überaus skeptisch bin.
Herthas wahre Stärke scheint daher die Geldvernichtung zu sein. Vielleicht spendet ja der eine oder andere Fußballprofi eines Tages ein paar Silberlinge für den Wiederaufbau. Aber an der dafür erforderlichen Größe dürfte es den meisten Nutznießern des heutigen Fußballsystems mangeln. Also immer weiter auf der Titanic, noch spielt die Musik, noch fließt der Champagner. Immerhin wir hier sitzen bereits im Rettungsboot. Und einige haben Selbstgebrannten dabei, das ist immerhin auch etwas, was einen erwärmen kann.
HaHoHe, Euer Opa