Veröffentlicht am Kategorien 1. Bundesliga, 2023, Allgemein, Spieltag

Gut gespielt und doch verloren

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(opa) Die Saison 2022/23 ist für Hertha wie vertrackt, Sparzwänge sorgten für Abgänge teurer Spieler, neue Spieler wurden nach Aussage des seinerzeit Verantwortlichen primär nach Mentalitätsgesichtspunkten und weniger nach sportlicher Qualität verpflichtet und dazu ein Trainer verpflichtet, den nicht wenige als nett, aber erfolglos in Erinnerung hatten. Heraus kam eine Melange, die sich wie ein hemmender Mehltau über die ganze Saison legte und der nun auch durch die vorgenommenen Personalwechsel kaum mehr aufzubrechen ist. Da nutzt es auch nichts, wenn man nach einem solchen Spiel Komplimente erhält, dass man lange das 0:0 gehalten hat, wenn am Ende dann doch wieder nur hängende Köpfe und kein Punkt steht.

Wobei man schon sagen muss, dass mit der gestrigen Defensivleistung gegen Gegner auf Augenhöhe sehr viel mehr drin gewesen wäre. Nur scheinen einige der “Mentalitätsspieler” immer nur bei Galeriespielen über sich hinauszuwachsen, wo sie etwas mehr Aufmerksamkeit von neuen Vereinen genießen. Wer gestern Kenny oder Uremovic nur gesehen hat, wie sie sich für gelungene Abwehraktionen selbst gefeiert haben, könnte denken, Hertha habe eine mörderstabile Abwehrreihe. Bei Spielen gegen unbedeutendere Gegner waren die Herrschaften auf diesen Positionen aber eher weit weg vom Gegenspieler und mit dem Kopf nicht bei der Sache. Und man ringt verzweifelt bei der Frage nach dem “Warum?”.

In der Hinrunde waren nicht wenige verzückt vom Offensivpressing, welches Schwarz spielen ließ und man bat um Geduld, bis es Früchte trägt, denn auch da waren viele Spiele wie das gestrige schön anzusehen, aber erfolglos. Neben einer flatterigen Abwehr ist vor allem die völlig harmlose Offensive ein echtes Problem. Individuelle Qualität ist teuer, mit Spielern wie dem verletzungsanfälligen Jovetic, dem potentiell starken Kanga oder dem quirligen Ejuke hoffte man vermutlich irgendwie auf das Zusammenkommen mehrerer glücklicher Faktoren, was nicht gerade dafür spricht, dass die für diese Entscheidungen verantwortlichen Personen sich sonderlich gut mit Hertha auskennen. Was schief gehen kann, geht schief.

35 Tore hat Hertha in 30 Spielen geschossen, was der drittschlechteste Wert der Liga ist. Gestern kam keins hinzu. Konnte man lange das Gegentor verhindern, war man nicht in der Lage, einen Ball im gegnerischen Netz zu versenken. Nicht einmal in die Nähe kam man. Weder aus dem Spiel heraus noch durch Standards, letzteres soll wenigstens mal wieder trainiert worden sein. Immerhin scheint man also nichts unversucht zu lassen, wenngleich man auf den “Geheimtrick” auch ein klein bisschen früher hätte kommen können. So bleiben 4 Endspiele gegen Stuttgart, Köln, Bochum und Wolfsburg und sofern man auch nur einen kleinen Teil der gestrigen Leistung abgerufen bekommt bleibt auch noch Hoffnung.

Hoffnung auf das Wunder von Charlottenburg, Hoffnung, dass die Vereinsikone Pal Dardai wieder mit der dicksten Zigarre, die in der Stadt aufzutreiben ist und mit dem größten Rotweinglas der heimischen Bar sich im Sportstudio für die erneute Rettung feiern lässt. Und wenn nicht, dann ist er derjenige, an dem es am wenigsten gelegen haben dürfte und dann muss man eben in den sauren Apfel beißen und unterklassig spielen, auch wenn das weh tut. Verständnis hab ich für diejenigen, die sich für einen solchen Fall eine Pause auferlegen, weniger nachvollziehen kann ich, wenn jemand seine Farben wechselt, aber das muss letztlich jeder für sich entscheiden. Wer sicher Erstligafußball sehen möchte, muss einen opportunistischeren Ansatz fahren als Kadavergehorsam zu betreiben. Den Blog nenne ich aber deshalb sicher nicht um 😉

Lassen wir also Pal Dardai nun die Woche Zeit, die Mannschaft auf das vielleicht wichtigste Spiel der Saison vorzubereiten. Sechs Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz sind die bittere und brutale Wahrheit, die es zu managen gilt. Und nur 4 Spiele Gelegenheit zur größten Aufholjagd seit Ben Hur. Wenn man es tatsächlich schafft, die Relegation zu erreichen, dann werde ich ebenso die Faust ballen wie gestern Kenny und Uremovic, wenn man wieder einer der Gegenspieler ausgerutscht ist. Und wenn nicht bleib ich auf jeden Fall blauweiß.

HaHoHe, Euer Opa

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