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Kirschbier, Pommes, Schokolade

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(opa) Wenn heute Abend um 20:45 Uhr in Köln die deutsche Nationalelf im Testspiel gegen den Ball tritt, trifft sie auf einen Gegner, der in den letzten Jahren mit durchaus erfolgreichem Fußball von sich reden gemacht hat und in der FIFA Weltrangliste immerhin mit Platz 4 zehn Plätze vor Deutschland liegt. Dass ausgerechnet das kleine Belgien ein echter Gradmesser für Deutschland wird, hätten sich die Altvorderen auch nie träumen lassen. Dass neben Kapitän Kevin de Bruyne auch ein Herthaner zu deren Stars zählt, macht die Angelegenheit doppelt spannend. Dodi Lukebakio kann vielleicht dort in der Nationalelf die Spielfreude finden, die er bei Hertha vermisst. Und vermissen lässt.

Dass ich gegen Belgien im Allgemeinen eine besondere Beziehung und gleichzeitig spezielle Abneigung pflege, liegt an meiner Prägung, als ich als Knabe mit einem Belgier in meinem Alter Bekanntschaft machte, dessen größter Wunsch war, sich mit mir zu raufen. Den Kampf hat er zwar verloren, mir dafür später die Freundin ausgespannt. Nicht nur deshalb ist Belgien für mich ein rotes Tuch, irgendwie scheint es auch bei näherem Hinsehen einigermaßen überflüssig, ein Land in Europa vorzuhalten, in dem die eine grobe Hälfte sich als Holländer betrachtet und die andere grobe Hälfte als Franzosen und mittendrin gibt’s noch eine kleine Deutsche Minderheit, weshalb das kleine Belgien sich gleich drei Amtssprachen leistet.

1830 vom vereinigten Königreich der Niederlande abgespalten, wollte jedoch kein Belgier den Thron besteigen, weshalb ein Deutscher aus dem Hause Sachsen-Coburg Saalfeld (später dann Sachsen-Coburg Gotha, aus denen die Windsors hervorgingen) König wurde. 1920 war dem Herrschergeschlecht der Deutsche Name dann peinlich (genau wie den britischen Verwandten), weshalb man sich genau wie die Windsors umbenannte, in Belgien heißt der König mit Nachnamen jedoch einfach “von Belgien”. Es bleibt aber dabei: Die Belgier haben genau wie die Briten ein Deutsches Königshaus. Mein Bildungsauftrag dürfte damit fast erledigt sein.

Mit diesem Völkermischmasch aus Holländern, Franzosen und Deutschen ist Belgien tatsächlich aber auch irgendwie prädestiniert als Vorbild für die EU und nicht wenige wichtige Institutionen der europäischen Gemeinschaft residieren in Belgien, darunter

  • das Europäische Parlament
  • der Europäische Rat
  • der Rat der Europäischen Union
  • die Europäische Kommission

Somit könnte man beinahe sagen, dass die EU einen Deutschen König hat, aber das wäre wohl Quatsch. Richtig ist aber, dass die EU eine Deutsche Anführerin hat, zumindest derzeit. Es ist aber auch alles verwickelt. Fun Fact am Rande: Belgien hat mehr Luxemburg als Luxemburg Luxemburg hat. Die belgische Provinz Luxemburg ist mit 4.440 km² fast doppelt so groß wie das Großherzogtum Luxemburg. Letzteres hat mit Siegfried dem I. einen französischen Staatsgründer mit Deutschem Namen (war Nachfahre von Kunigunde, der Tochter König Ludwigs II, genannt der Stammler). Doch ich schweife ab.

Landestypische Spezialitäten der Belgier sind die in der Überschrift schon genannten Dinge wie Fruchtbiere, gegen die die auf das Deutsche und bayerische Reinheitsgebot pochenden Brauer bis heute agitieren als sei es ein schlimmer Sündenfall. Ich bin da zwiegespalten, ich sehe im belgischen Bier durchaus eine regionale Spezialität, aber tue mich auch schwer, das als Bier zu bezeichnen. Ich sag schließlich auch nicht zur Berliner Weiße Bier. Oder zum Kölsch. Oder Alt. Bis auf die Berliner Weiße ist das alles aber auch irgendwo überflüssig.

Sonst verbinde ich kulinarisch mit Belgien vor allem Pommes. Frittieren können sie, aber dabei fällt mir eben auch die Zeile aus dem Lied “Ich bin so froh, dass ich nicht evangelisch bin” ein, in der es heißt:

Zu Holland, USA und solchen Ländern muss man wissen,

bei den Puritanern schmeckt das Essen janz beschissen.

Doch bist du katholisch wie Italiener und Franzos,

da gibts lecker was zu spachteln und der Wein ist janz famos

Aus Jürgen Beckers “Ich bin so froh, dass ich nicht evangelisch bin”

Während die holländische Hälfte Belgiens also eher “puritanisch” unterwegs ist, geht es bei der französischen Hälfte deutlich weniger barbarisch zu. Kaninchen, Chicoree, Aal, Tatar sind schon eher Dinge, die ich mit dem Label Köstlichkeit versehen würde. Andererseits ist das kein Grund, sich ins Auto zu setzen und dorthin zu fahren, zumal es ein paar Kilometer weiter südlich noch deutlich köstlicher zugeht, wenngleich mir zum Franzosen ähnlich viele Vorurteile einfallen wie zum Belgier. Wie den hier: Frage: “Was lernt man bei der französischen Armee als erstes?” Antwort: “Sich in 13 Sprachen zu ergeben.”

Und keine Sorge, die betroffenen Länder kennen mindestens ebenso viele Witze über Deutsche. Wir können nur oft nicht drüber lachen. Wer mal drüber lachen will, findet z.B. hier eine Sammlung von Witzen über Deutsche. Wie den hier: “Was sind die drei kürzesten Bücher der Welt? „Deutscher Humor“, „Englische Köstlichkeiten“ und „Italienische Heldentaten“.”

Um dem Vorurteil mal gleich gerecht zu werden: “Schluss mit lustig” hieß es gestern auch gegenüber drei vom geschassten Manager Bobic geholten Mitarbeitern. Dirk Dufner, Babacan Wayne und Johannes Waigand sollen beurlaubt worden sein. Gerade bei Dufner bestanden von Anfang an große Zweifel über dessen Qualifikation, seine Vita liest sich wie eine Aufzählung an Grausamkeiten gegenüber den Vereinen, einer der Tiefpunkte vor seiner Zeit bei Hertha war sicher die Zeit bei Hannover 96, wo er einen Trainer namens Korkut holte und damit grandios scheiterte. Ein Wahnsinn, dass es Menschen gab, die glaubten, dass das hier funktionieren sollte. Ein Ende mit Schrecken ist aber allemal besser als ein Schrecken ohne Ende.

So, genug der Plattitüden, heute Abend gibt’s Fußball und mögen die Belgier verlieren!

HaHoHe, Euer Opa

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