(opa) Vier zu eins stand am Ende auf den Anzeigetafeln und diese krachende Niederlage war leider ein gerechtes Ergebnis, weil niemand der Akteure wirklich gut performt hat. Trainer Schwarz hat dem Team eine Taktik auferlegt, welches diese nicht effektiv umsetzen kann. Stattdessen wurde Hertha regelrecht vorgeführt wie eine Schülertruppe und bekam einmal mehr die Grenzen aufgezeigt. 9 zu 22 Tore ist übrigens die mehr als erschreckende Pflichtspielbilanz des Jahres 2023 und ist damit ähnlich grauenerregend wie die Finanzzahlen des ersten Geschäftshalbjahres, die Böses erahnen lassen.
Mit Selbstkritik wurde nach dem Spiel nicht gespart, dass Innenverteidiger Kempf im Interview eine plausiblere Antwort lieferte als Trainer Schwarz, lässt einen noch rat- und fassungsloser zurück. Das war nichts Ganzes, nichts Halbes, nicht Fisch, nicht Fleisch, sondern allenfalls lauwarmes Wischiwaschi. Wenn das dennoch zum Klassenerhalt reichen sollte, sagt das über die Lage der höchsten Liga einer der führenden Fußballnationen dann auch etwas aus. Wenn nicht, stellt sich die Frage, weshalb Trainer Schwarz mit seiner verheerenden Bilanz noch weitermachen darf. Und weshalb die Verantwortlichen nach der Demission von Bobic nicht müde wurden, diesem eine Jobgarantie auszusprechen.
Die Lage ist nicht nur ernst, ich befürchte, dass bei den Schmerzen, die Hertha derzeit seinen Fans verursacht, auch Big Pharma nicht helfen kann, weder mit (die ursprünglich mal aus Weidenrinde gewonnene) Acetylsalicylsäure, Paracetamol noch mit Ibuprofen. Es bedürfte eher Antidepressiva und etwas aus der Opioid-Ecke wie Tilidin, welches die Schmerzwahrnehmung unterdrückt. Hertha ist derzeit ein Schmerzpatient und bleibt es trotz der Tatsache, dass theoretisch noch 33 Punkte zu holen sind.
Ein paar unverdrossene Optimisten gibt es immer noch, die an die Trendwende glauben. Wobei ich außer dem theoretischen Rechenbeispiel nicht verstanden habe, woraus genau sich dieser Optimismus speist. Und ich würde gern optimistischer sein. Vielleicht bringen ja die 36 neuen administrativen Mitarbeiter, die seit Amtsantritt des neuen Präsidenten eingestellt wurden, die Wende? Wenn jeder von denen noch 1 Punkt bringt, bleiben wir immerhin drin. Gar nicht auszudenken, wenn jeder von denen drei Punkte brächte.
Und so spaltet sich die Fangemeinde in Optimisten und Pessimisten. Während die Optimisten die Pessimisten in die Sauertopfecke stecken und Eigenschaften wie Meckerköpfigkeit oder Griesgrämigkeit attestieren, wird umgekehrt der Vorwurf des Wolkenkuckucksheimbaus und des Realitätsverlustes laut. Vermutlich haben am Ende beide Lager sogar ein bißchen recht. Selbst im Falle eines Abstiegs werden die Optimisten hoffnungsfroh auf einen Wiederaufstieg schielen, während die Pessimisten diesen in Gefahr sehen. Das ist ein bißchen übrigens auch der Treibstoff für unseren Blog, dass beide Seiten ihre Sicht der Dinge darstellen können.
Klar ist, dass über den Trainer diskutiert wird. Er ist die wichtigste Personalie des Vereins und muss das Team ein- und aufstellen, Spieler besser machen und sich etwas einfallen lassen. Und er muss liefern, weil es sonst branchenübliche Reflexe gibt. Schwarz hat bisher nicht geliefert, 20 Punkte aus 23 Spielen lassen sich nicht schönreden. Andererseits müssen die, die den Kopf des Trainers fordern, auch durchaus mit der Frage leben, wer es denn sonst machen soll und dabei im Hinterkopf behalten, wer uns hier schon als vermeintlicher Retter präsentiert wurde wie Skibbe oder “We are here until shit”-Korkut. Von der Frage der Alternativen hängt nach meiner Einschätzung mehr ab als das, was für Trainer Schwarz spricht.
Vielleicht wird aber mit steigenden Temperaturen aber alles besser, dafür ist man ja im Winter nach Florida geflogen. Konnte ja keiner ahnen, dass man hier im Schneeregen spielen muss. Immerhin das steht fest, dass irgendwann Gevatter Lenz da sein wird. Das hellt die Stimmung beinahe automatisch auf und so bin ich zum Ende hin doch noch zum Optimisten geworden. Zumindest, was das Wetter angeht.
HaHoHe, Euer Opa