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“Nur nach Hause…

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(opa) …nur nach Hause, nur nach Hause, geh’n wir nicht!” – wobei bei Frank Zanders Vereinshymne offen bleibt, wo denn dieses Zuhause sein soll. Bei einem Verein, der mit seinem Kerngeschäft, mit sich selbst, mit seiner Spielstätte und mit seinen Fans fremdelt, ist diese Frage vermutlich auch kaum eindeutig beantwortbar. Gestern Abend fühlte es sich aber so an, als wäre der erste Nagel vom Sargdeckel eingeschlagen worden. Wie ein Hammerschlag fiel in der Nachspielzeit das Tor, was die Niederlage in einem Spiel besiegelte, welches unbedingt gewonnen werden musste. Und es bleiben wieder einmal viel mehr Fragen und man mag die Stanzen der Offiziellen, die sich eine Antwort zurechtdödeln, nicht mehr hören. Es sind ohnehin immer die selben.

Bei der Vorstellung von Fredi Bobic als Nachfolger des über ein Jahrzehnt weitgehend glücklos agierenden Michael Preetz waren viele beinahe euphorisiert, es herrschte Aufbruchstimmung und Hoffnung dass der lähmende Mehltau endlich aufgewirbelt wird, der sich über den Verein gelegt hatte. Gewirbelt wurde, das Ergebnis sind massiv gestiegene Personalkosten, aufgeblähte Funktionsteams, aber nochmal schlechtere sportliche Ergebnisse als in der ohnehin nicht ruhmreichen vergangenen Saison. Bei noch besserem Ergebnis wurde letzte Saison der erste von 3 Trainern entlassen, die es brauchte, um in der Relegation den Kopf aus der Abstiegsschlinge zu ziehen.

Wohin der Weg führt, den die neue Hertha beschreiten will, bleibt nach gestern erneut rätselhaft. Von dem zwischenzeitlich attraktiv anzuschauenden Fußball ist in den letzten Partien nicht mehr viel übrig geblieben. Echtes Engagement ist einer Art wirkungslosem Aktionismus gewichen, der zudem immer früher beendet wird und so dem Gegner zum Erfolg verhilft. Wer nicht sieht, dass da ein Knacks im System ist, verweigert sich am Ende der bitteren Realität. Selbst fußballerische Basics wie Passspiel, Spieleröffnung, kollektives Verschieben, was alles zudem trainierbar ist, funktioniert nicht mehr und ist mit dem unwuchtigen Kader allein kaum mehr zu erklären.

Herthas Lebensversicherung sind derzeit nicht einmal eine Handvoll Spieler, die sich zumindest noch Mühe geben, herauszuragen. Christensen und Lukebakio ganz zuoberst zu nennen, der Rest versteckt sich in einer Kollektivschlechtleistung. Plattenhardt ist erneut nur noch ein Schatten seiner besten Tage. Defensiv immer einen Schritt zu weit weg vom Gegenspieler, offensiv harmlos. Kenny hat gestern in einigen Situationen zumindest angedeutet, weshalb man ihn verpflichtet hat. Dass das bis zum 14. Spieltag gedauert hat, ist genauso betrüblich wie die Form einiger anderer Neuverpflichtungen, denen die Aufgabe Bundesliga offensichtlich eine Nummer zu groß zu sein scheint.

Die Innenverteidigung mag defensiv noch einigermaßen passabel sein, aber ihre Aufgabe ist eben auch die Spieleröffnung und da sind gefühlt drei Viertel der Pässe nicht zielführend und landen statt im Lauf des Mitspielers kniehoch in dessen Hacke oder gleich beim Gegner. Serdar ist ein Schatten seiner selbst, Tousart durchaus engagiert, aber oft ohne Anspielstation und musste wie in der 83. Minute gleich in einen Vierkampf, weil niemand seiner Mitspieler anspielbereit war. Boetius scheint gedanklich noch im Privatjet zu sitzen, in dem ihn sein Berater nach Berlin geflogen hat. Und unsere Offensivabteilung ist ohne den derzeit herausragenden Lukebakio kaum in der Lage, so etwas wie Torgefahr zu entwickeln.

Trainer Schwarz arbeitet mit dem, was er hat, was bleibt ihm auch übrig. Die Wechsel gestern waren durchaus genauso nachvollziehbar wie wirkungslos. Dass in der Nachspielzeit der Nackenschlag kam, passt leider ins Bild. Ein Spiel verwalten, ein Ergebnis über die Zeit retten, kann dieses Team derzeit nicht und rennen scheint ab Minute 70 auch kaum noch zu gehen. Und so greift man auf dann auf längst überwunden geglaubte Verhaltensmuster zurück und spielt sicherheitshalber hintenrum, was gegen hoch gegenpressende Stuttgarter einige male brandgefährlich war. Die Niederlage war daher durchaus nicht unverdient. Ob das Team mental nun einen Knacks weg hat, wird das nächste Spiel zeigen, welches man sich beinahe schon als beendet wünscht, weil man danach 2 Monate kein Herthapflichtspiel mehr erdulden muss.

Natürlich ist nicht alles schlecht, natürlich kann Hertha das noch drehen und natürlich gibt es noch Anlass zur Zuversicht, aber angesichts der jüngst veröffentlichten Horrorzahlen wird Hertha sich aus der Problematik kaum herauskaufen können und muss im Gegenteil eher Tafelsilber wie Lukebakio ziehen lassen. Sollte Manager Bobic im Winter keine Verpflichtung eines adäquaten Substituts gelingen, werden wohl verstärkt Fragen aufkommen, was denn der Sinn des durchaus kostspieligen Staubaufwirbelns war, wenn das Ergebnis noch schlechter ist als zuvor. Viel Kredit hat er nicht mehr, auch wenn der Weg der Konsolidierung und des Maßhaltens bei den Ausgaben alternativlos ist. Nur nach Hause wird er wohl kaum gehen, zumindest nicht ohne sein Gehalt weiter einzustreichen.

So bleibt es schlussendlich bei der bitteren Erkenntnis, dass die Hertha unter Bobic lediglich “same, same, but different” ist. Eines Tages wird er weiterziehen, wir Fans bleiben mit den Trümmerfeldern zurück, die Funktionäre wie er hinterlassen. Ob Hertha je nach Hause findet und wo das sein wird, ist heute unklarer denn je. Und auch wenn Weltuntergangspropheten immer Konjunktur haben, ist das Szenario nicht undenkbar, dass nächste Saison die Lichter ausgehen. Noch kann man den Kopf aus der Schlinge ziehen, dafür ist der Klassenerhalt aber zwingend. Dafür wird man mehr abliefern müssen als gestern. Bock, den Bock umzustoßen dürften die Fans mehr haben als die Spieler, denen die lange Pause genau wie den Fans vielleicht gut tun wird.

Immerhin haben wir es selbst in der Hand, wie die Stimmung hier ist und wir sollten diese nicht von der sportlichen Lage abhängig machen. Glück ist eine Frage der inneren Haltung, daher sollten wir uns gegenseitig den Halt geben, den es braucht, um in diesen Zeiten kein Trübsal zu blasen. Egal, wie es sportlich weitergeht, die Lust auf Hertha brennt dann doch in uns allen zu stark. Egal, in welcher Liga unsere alte, schrullige Dame mit dem leckgeschlagenen Dampfer herumschippern mag, der nicht nach Hause findet.

HaHoHe, Euer Opa

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