(sun) Keine Frage, ein Sieg gegen die momentan stärkste Auswärtsmannschaft der Liga ist keine Selbstverständlichkeit, doch angesichts der Tabellensituation gibt es keine Ausreden mehr. Es ist schön, bestätigt zu bekommen auf Augenhöhe mit dem Gegner gewesen zu sein, doch zu mehr als einem Remis langt es am Ende doch nicht. Mit dem SCF stehen die Teams aus Augsburg, Mainz und Bremen in der Auswärtstabelle vorne, Mannschaften die eher am Tabellenende erwartet wurden und vielleicht auch noch dort landen. Aber warum stehen sie dort? Weil sie in der Lage sind aus auch ordentlich anzuschauendem Fußball drei Punkte zu machen. Noch ist die Liga ohne Übermannschaft, noch kann jeder jeden schlagen. Und deshalb müssen Respekt vor dem Gegner aber auch der Glaube an einen Sieg beide vorhanden sein, egal gegen wen.
Ich fand das Spiel Herthas gegen 1899 von der Mannschaftsleistung und von der Defensivarbeit gut, insbesondere im Spiel nach vorne doch deutlich ausbaufähig. Kenny dessen rechte Abwehrseite oft Ausgangspunkt von Hoffenheimer Gefahr war und der selber ständig offensiv in die Mitte zog, wusste nicht zu überzeugen, ebenso wie Serdar, dem Kreativität abging und Kanga, bei dem endlich der Knoten platzen muss. Bemüht ist auch Blog”liebling” Selke. Herthas Stärke liegt an der zusammengewachsenen Defensivarbeit, bei der Neuling Rogel ein vielversprechendes Debut absolvierte und den teuren Michael Preetz Transfers Tousart und Lukebakio, sowie dem schnellen trickreichen Ejuke, der immer mehr auch die freistehenden Nebenleute erkennt und den bisher so erfolglosen Transfer Maolida vergessen lässt.
Das Problem der Alten Dame ist die Effizienz, etwas dass in den letzten Jahren eigentlich eher für Hertha sprach, ist in dieser Saison noch nicht vorhanden. Auf der einen Seite fehlt es vorne am richtigen Zielwasser und an der Durchschlagskraft in der Sturmmitte, andererseits kommt von hinten zuwenig Torgefahr nach. Ich hoffe, dass mit unser neuen “Urukante” Rogel auch mehr Gefahr bei Standards von der Seite erzeugt wird. Sollte sich die Situation in der Angriffsmitte nicht zählbar bessern, gibt es noch die Ersatzlösungen Jovetic und Ngankam, sollten diese keine sein, gehe ich davon aus, Bobic wird sich während der WM Pause nach Ersatz umschauen. Leider hat sich Ngankam wieder verletzt und Jovetic ist von Hause aus oft verletzt, bleibt noch unser Davie für vorne drin und eben Kanga.
Seitdem Dodi bei der Fortuna spielte, schwand die Form von ihm mit zunehmender Kälte, hoffentlich hält er diese Saison eine konstante Leistung, auch wenn mit Richter Ersatz für ihn vorhanden ist. Noch mehr Formverlust im vorderen Bereich, kann nur ausgeglichen werden,wenn die Effizienz wieder deutlich zunimmt.
Erfreulich ist momentan die Zuschauer größtenteils mitzunehmen, andere Trainerstühle Herthas wären bei diesen Ergebnissen zumindest schon leicht wacklig gewesen. Gut dass es soweit bei uns noch nicht ist, wohlgemerkt zurecht nicht ist. Denn das System Schwarz ist erkennbar, nur muss es sich langsam entscheiden, in welchen Regionen der Tabelle es stattfinden will.
Anders als sonst üblich komme ich jetzt erst zu unserem Gast aus dem Breisgau dem SC Freiburg. Freiburg, von denen ich mehr durch Zufall mehrere Spiele gesehen habe. Im Grunde hat sich bei den Freiburgern nichts geändert, der Star dieser kompakten Mannschaft sitzt auf der Bank und ist der Trainer Christian Streich. Vieles an dem System Streich erinnert an das System Fischer, doch während Union es schafft bisher Jahr für Jahr starke Abgänge 1:1 zu ersetzen, hat sich der SC Freiburg in den letzten Jahren punktuell verstärkt. Wer sich in der Liga ein wenig auskennt, liest die Aufstellung des SCF und merkt, die haben nicht nur eine Startelf, sondern inzwischen jede Position fast gleichstark doppelt besetzt. Hier der übliche Link zu den Veränderungen im Team von Freiburg.
https://www.transfermarkt.de/sc-freiburg/transfers/verein/60
Freiburg also mit einem kleinen Transferüberschuss alleine aus dem Verkauf von IV Nico Schlotterbeck zum BVB stammend. Mit dem ablösefreien IV Ginter von Gladbach ist dieser Verlust sehr gut ausgeglichen worden. Die meisten der Transfers sind sofort Stammspieler geworden und bringen auch ihre Leistungen. Am schwierigsten ist das bisher dem offensiven Mittelfeldmann Kyereh gelungen, dessen Leistungen noch sehr schwankend sind. Aber Ritsu Doan, Grogoritsch und eben wie erwähnt Ginter passen sich nahtlos in das Konzept von Trainer Streich ein. Streich lässt zumeist ein 4-2-3-1 spielen, das erwarte ich eigentlich auch heute am frühen Abend in Berlin. Allerdings ist Streichs Einsatz auf der Bank durch eine Coronainfektion fraglich. An seinem eingespielten System wird das kaum was ändern. Ob die Startelf die der letzten Woche ist, bleibt abzuwarten, schließlich musste der SCF unter der Woche in der EL gegen Nantes antreten. Ganz sicher steht der Niederländer Flekken im Tor, ein auf der Linie starker Torhüter mit Schwächen mit Ball am Fuß. Zuverlässig gehört schon seit Jahren zur 4er Kette von Streich sein Kapitän Christian Günter ein guter LV mit starkem Drang nach vorne,ebenso wie von rechts mit dem erst 20 jährigen Kiliann Silidilla. Lienhardt und Ginter sind zweikampfstarke IV. Im DM ist der Ex Bremer Eggestein eine Bank neben dem sehr zuverlässigen aber eher unauffällig wirkenden Höfler, der durch Lauf- und Zweikampfstärke die “Drecksau”, im DM der Freiburger gibt.. In der Offensive werden die Außen von zwei dribbbelstarken Technikern besetzt, Doan und Grifo, beides Fußballer die ich gerne bei Hertha hätte. Beide versuchen es sowohl auf eigene Faust zum Torerfolg zu kommen oder den Mann in der Spitze Gregoritsch, bisher bester Torschütze Freiburgs, in Szene zu setzen. Der Österreicher ist ein ständiger Unruheherd in der Angriffsmitte und dabei nicht nur zentral im Sturmzentrum gefährlich, sondern auch als Konterspieler eingesetzt als auch als Distanzschütze. Gregoritsch hat neben Sanè die meisten Torschüsse der Liga abgegeben und gewinnt nebenbei für einen Angreifer eine Menge Zweikämpfe. Ob dieser gefährliche Angreifer nach der Verletzung in der EL noch fit wird, bleibt abzuwarten.
Doch für alle diese Spieler gibt es fast gleich wertigen Ersatz, so dass eine Rotation in Berlin möglich ist. Das macht sich auch bei dem bemerkbar, was das Streich- System ausmacht. Die Mannschaft an sich ist eingespielt, jeder weiß um die Aufgaben und die Laufwege des anderen und unterstützt den anderen. Das bedeutet viele Torschüsse abzugeben, aber nicht unbedingt vielen Flanken zu schlagen, das bedeutet in der Zweikampfstatistik hinten in der Tabelle zu sein, aber viele Kopfbälle zu gewinnen, das bedeutet nicht unbedingt zu den sprintstarken Teams zu gehören, aber mit die meisten Kilometer zurück zu legen. Passquote und Ballbesitz spielt die Mannschaft aus dem Breisgau auf Niveau von Hertha,hinteres Mittelfeld. Das alles bedeutet jedoch momentan Platz 2 in der Tabelle und Platz 1 in der Auswärtstabelle, das bedeutet ein funktionierendes System vom Trainer DEM Star in der Mannschaft, dem sich alle einfügen und dadurch funktioniert es trotz einer Reihe von Widersprüchen. Was früher vor allem aus einer kompakten Defensive ein ansehliches Umschaltspiel hieß, ist inzwischen auch schon mal zu einem Agieren geworden.
Ich habe mich mal gefragt, ob ein Christian Streich bei Hertha oder einem anderen Verein funktionieren könnte. Ich vermute nein, weil nur im beschaulichen Freiburg eine Medienlandschaft existiert, die kaum Stress nach fünf sieglosen Spielen macht, die Trainer wie damals Finke dreimal auf- und absteigen lässt. Druck von außen gibt es selten und damit eine Situation die es auch nicht bei anderen Vereinen in der Form gibt. Erst diese Woche hat Bayer 04 wieder gezeigt, allen Beteuerungen zum Trotz zählen im Fußball nur nackte Resultate. Sind Manager oder Sportdirektoren sicher auf ihrem Posten gibt es schneller Gefahr für die Trainer, sind sie es nicht, belassen sie schon gerne mal den Trainer länger im Amt, weil eine Entlassung auch den eigenen Posten in Gefahr bringt.
Zurück zum sehr kompakten Spiel der Freiburger. Für mich war besonders interessant die Partie des SCF gegen Mainz. In Halbzeit 1 waren die Breisgaububen den Karnevalisten deutlich überlegen, nur ganz selten sah man leichte Schwächen, wenn das Aufbauspiel aus der Deckung nicht klappte und gleichzeitig Mainz früh attackierte, mit dem Risiko mit einem Umschaltspiel überrumpelt zu werden. In der zweiten Halbzeit wurden die Mainzer überlegen und setzten die SCF Defensive unter Druck, während gleichzeitig die eigene Defensive die meisten Gegenstöße Freiburgs abfangen konnte.
Das heutige Programm von Hertha heißt, Gregoritsch (sofern er spielt) nicht aus den Augen lassen, die technisch starken Außen Freiburgs in ihrer Spiellust einschränken, bei Standards des SCF 100% konzentriert sein, das DM bei der Arbeit zumindest deutlich behindern, ruhig auf etwas robustere Art, nach vorne wenn möglich Konter setzen, die Geschwindigkeit dürfte von Ejuke und Dodi schneller sein als von den AV des SCF, ruhig mal früh attackieren und ohne das geht es nicht, sich endlich belohnen und mehrmals die Bude treffen, also Effizienz zeigen. Ein einfaches drei Punkteprogramm für unsere alte Dame! 😉
Ich erwarte in unserer Aufstellung keine Änderung zum Spiel gegen die TSG 1899, außer dass Rogel von Beginn an Uremovic ersetzen wird. Und ich erwarte heute ein 2:0 unserer Hertha, damit den Anschluss ans hintere Mittelfeld, statt der Konsolidierung in Abstiegsgefahr. Auch das gefühlt zehnte Remis bringt uns nicht weiter vorwärts, deshalb kann die Devise nur heißen, DREIFACH PUNKTEN!
Noch ein schneller Blick auf das aktuelle Geschehen nach den gestrigen Nachmittagsspielen. Es bestätigt sich jeder kann jeden jeden schlagen und jeder hat gegen jeden zumindest eine Punktchance. Der 18. Bochum gewinnt 3.0 gegen CL Frankfurt und rückt damit ein wenig näher an die Mannschaften vor ihnen ran und der 17. Bayer gewinnt 4:0 und überholt vorerst Hertha, die um wieder auf 14 zu “klettern” unentschieden spielen müssten. Nur ein Sieg der Alten Dame verschafft kurzzeitig ein wenig Luft im Abstiegskampf.
Über die ganze Geschichte um Windhorst, Gegenbauer und Co wollte ich mich hier noch ein wenig auslassen, aber ich habe beschlossen, ich verschone euch damit, ich will mich in diesem opener vor allem auf das heutige Spiel freuen und mich nicht über wen auch immer abseits vom eigentlich emotionsgeladenen Spielgeschehen ärgern.
Daher kommt nun wieder meine Aufforderung an euch, beteiligt euch mit Meinungen zum Spiel, mit möglichen Aufstellungen und vor allem mit euren Ergebnistipps.
Allen die heute im Stadion dabei sind wünsche ich ein richtig geiles Fußballerlebnis mit Stimmung, Bier und Wurscht und euch und uns restlichen einen Sieg der Alten Dame. Einen schönen Restsonntag, einen guten Start in die neue Woche und na klar Bitte Bleibt Gesund!
HaHoHe Hertha BSC!
sunny
Nun aber wirklich, haut in die Tasten, diskutiert vor und nach dem Spiel und macht dabei richtig Stimmung! Viel Spaß!
Mein Tip für #BSCSCF
- Heimniederlage - ohne Moos nix los (52%, 65 Votes)
- Heimsieg und Schützenhilfe für Köpenick (33%, 41 Votes)
- Unentschieden wie Lars Windhorst (15%, 18 Votes)
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