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Überm Berg am Bergtag?

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(opa) Die letzten Tage war ich mal wieder beruflich unterwegs und hatte reichlich Zeit, über das Spiel am Sonntag im bayerischen Schwaben nachzudenken. Endlich belohnte sich die Mannschaft für das bereits in den Spielen zuvor gezeigte Engagement, das Anlaufen, das Pressing und Gegenpressing und nicht ganz ohne Feinironie waren an den Treffern Spieler beteiligt, die in den letzten Wochen und z.T. Monaten ob ihrer Formkrise reichlich Spott einstecken mussten. Der zuletzt pomadig auftretende Plattenhardt legte für Lukebakio, den Chancentod der letzten Wochen, auf und Selke (!) hatte die Übersicht, den besser stehenden Richter an dessen alter Wirkungsstätte zu bedienen. Dazu stand hinten die Null, man könnte also zufrieden sein, der Fanseele tat das jedenfalls gut nach dem eher nicht so optimalen Saisonstart.

Doch wo Wein ist, ist eben auch oft Wasser, welches man in selbigen hineinschütten kann. Der Sieg gelang gegen zwar traditionell gallig, aber gänzlich ungefährlich auftretende Augsburger, die ihre Chancen, nicht nutzen konnten oder wollten. Die drei Punkte dürften am Saisonende wichtig sein und es spielt keine Rolle, wie diese zustande kamen, aber der Erfolg braucht dringend eine erneute Bestätigung, um sich jetzt ein wenig Luft zu verschaffen, falls den anderen Trainern das Spiel der Hertha zu entzaubern gelingen sollte. Einer der Trainer eines der nächsten Gegners ist gestern ja bereits freigestellt worden, nachdem sich die für Getränkebehältnisse werbenden Spieler als Leergut herausgestellt haben. Auch wenn das Programm der nächsten Spiele mit dem BVB, Real und Gladbach bei den Leipzigern alles andere als gemütlich werden dürfte.

Doch wo ist das Profigeschäft schon gemütlich? Gut, Der nun freigestellte Tedesco soll auf eine ihm angebotene Vertragsverlängerung verzichtet haben und hat sich somit um ziemlich sichere 12 Mio. € Abfindung gebracht, für freigestellte ist das Profigeschäft vermutlich ziemlich gemütlich, zumal ja eine Amtszeit bereits ausreichen dürfte, um ausgesorgt zu haben, denn in Dosen wird sich auch in Leipzig niemand bezahlen lassen. Aber wir trinken als Herthaner ja dann doch ohnehin lieber Wein als Energybrause. Auch der Wein kann einem die Energie geben, es über den Berg zu schaffen.

Die Weinberge, die ich dieselgetrieben auf meiner Reise durch Franken, Württemberg, Baden und die Pfalz bezwang erinnerten mich zum Teil schmerzlich daran, welche Traditionsklubs heute in den Niederungen der unteren Ligen ihr Dasein darben und dass Herthas Zugehörigkeit zur 1. Liga keine Selbstverständlichkeit ist, wenn man an Lautern, Mannheim, Karlsruhe, die “Sechzger”, die Stuttgarter Kickers oder den HSV denkt. Die sind von den Werks- und Mäzenatenclubs verdrängt worden und ein wenig zuckt man schon zusammen, wenn man bedenkt, wie die Eigentümerstruktur auch des eigenen Vereins mittlerweile aussieht.

Verdrängen wir also diesen Gedanken für den Moment und wenden uns den nächsten Spielen zu. Herthas nächste Gegner sind die kriselnden Leverkusener, anschließend kommen mit Mainz, Hoffenheim und Freiburg auch durchaus Aufgaben der Kategorie “lösbar”. Im Idealfall nimmt Hertha da Schwung und Mut mit und kann ein beruhigendes Punktepolster sein eigen nennen. Wer weiß, wofür man das noch einmal gebrauchen kann. Um über den Berg zu sein, braucht es nämlich mehr als den einen Sieg am Sonntag.

Bei Schwung fällt mir dann doch im Bergkontext die Talfahrt ein, die der Nationalmannschaftssport durch die WM in der Wüste nehmen wird. Heute wurde bekanntgegeben, dass an einigen Spieltagen bereits um 11 Uhr mitteleuropäischer Zeit angestoßen werden soll. Um zu warmes Bier wird man sich wohl keine Gedanken machen müssen, zumal das auch die hartgesottensten Fans nicht animieren dürfte, den Kaffee durch die traditionelle Flasche Pils zu ersetzen. Die von für ehemalige Lichtgestalten unsichtbaren Arbeitssklaven errichteten Stadien werden vielleicht für technisch machbares stehen, wozu Menschen in der Lage sind, ein Fest für den Sport wird es nicht geben, die Boykottandrohung vieler Beteiligter scheint ernst gemeint zu sein. Noch zumindestens. Denn im Grunde genommen hat der Fußball schon so viele Tabulinien gerissen, dass man auch meinen könnte, dass es nun darauf auch nicht mehr ankommt.

Man wird sehen. Ich wünsche Euch noch eine schöne Restwoche und Samstag gibt’s wieder einen Opener von sunny zu lesen. HaHoHe, Euer Opa

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