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Nach dem Derby ist vor dem Derby

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(opa) Der Kater vom Sommerfest ist gerade verklungen, schon geht es mit Siebenmeilenstiefeln Richtung Saisonauftakt. Im Testspiel gegen Derby konnte Hertha nicht glänzen, wenn das die Generalprobe für den Saisonauftakt und vor allem fürs nächste Derby sein sollte, dann ist das vielleicht ein gutes Zeichen, nachdem man nach der letzten Hinrunde ja kaum hinterherkam, sich für die beste Vorrunde aller Zeiten zu loben und sich selbst zu brüsten, man habe in Sachen Transfers alles erreicht, was man erreichen wollte. Das Ergebnis waren 3 Trainer und die Relegation.

Die aktuellen Transferaktivitäten scheinen alle in die Richtung zu gehen, die Gehaltsstruktur in refinanzierbare Regionen zu drücken. Großverdiener wie Herr Freitag oder Lukebakio stehen zum Verkauf, die Abnehmer allerdings nicht Schlange. Spieler wie Tousart oder Ascacibar könnten den Verein ebenfalls verlassen, wenn sich neue Vereine finden. Akademiespieler wie Torunarigha und auch Mittelstädt scheinen dafür ebenfalls auf dem Absprung, so dass sich am Ende schon die Frage stellt, mit wem man eigentlich in der neuen Saison planen kann. Für uns Fans bestenfalls verwirrend, für die Verantwortlichen dürfte eher Kopfschmerz angesagt sein.

In 13 Tagen ist Herthas erstes Pflichtspiel im niedersächsischen Braunschweig. Die Mannschaft aus der Stadt Heinrichs des Löwen, die auch turbulente sportliche Zeiten hinter sich gebracht hat, ist mit einer Heimniederlage in die Saison gestartet und daran sollte sich auch im Pokal nichts ändern. Andererseits war Heinrich der Löwe ja auch mal Herzog von Bayern, nachdem er seinem Vetter Barbarossa zum Königs- und Kaisertitel verholfen hatte. Zur damaligen Zeit spielte Bayern im Fußball aber keine so dominante Rolle wie heute. Dafür war Heinrich der Löwe aus dem Geschlecht der Welfen, die später dann auch über Jahrhunderte Großbritannien regierten (die letzte “Welfin” auf dem Thron war Queen Victoria).

Vom königlichen Glanz ist aber sowohl die Stadt Braunschweig als auch unsere Hertha weit entfernt. Man dürfte froh sein, wenn man die Saison einigermaßen ungefährdet übersteht, ohne, dass ständig die Hütte brennt oder der Trainer gewechselt werden muss. Von Sandro Schwarz hört man gefühlt weniger als zwischenzeitlich über den neuen Präsidenten. Die Berichterstattung (nicht nur über Hertha) ist eben opportunistisch, es wird der Content produziert, der gelesen bzw. geklickt wird. Aber vielleicht schafft Hertha ja auch den Aufstieg, den Lena Cassel von Hertha TV zum ZDF geschafft hat. Den Glauben an ein solches Märchen sollte man eben nie aufgeben. Aber ein Happy End bei Hertha?

Es würde die Fans ja schon glücklich machen, wenn diesmal der Underdog im Derby gewinnt. Wie mir zugetragen wurde, war selbst beim Tegeler Hafenfest ein Merch-Stand des Stadtrivalen aus dem Südosten der Stadt. So sieht das also in der Praxis aus, wenn man ständig singt, dass man sich nicht vom Westen kaufen lässt. Diesen Spagat muss man beim Kommerzverein aus Köpenick noch eleganter hinbekommen lernen. Sportlich scheint man jedenfalls Hertha bereits voraus zu sein, der Kader für die neue Saison scheint dort weitgehend zu stehen und kann sich schon mal einspielen. Hertha kann hingegen seine Gegner besser überraschen, die Frage ist nur, ob positiv oder negativ.

Noch knapp zwei spielfreie Wochen, die Temperaturen steigen genau wie die Spannung und die Vorfreude. Genießt den Sommer, die älteren unter uns erinnern sich, dass man früher statt Puffmüttern mit orientalisch klingenden Namen von holländischen Schlagerbarden gefragt wurde, wann es mal wieder richtig Sommer wird. Die Antwort haben wir: Jetzt. So werden wir eines Tages hoffentlich auch mal antworten, wenn Hertha einen Titel holt. Unser schlechtes Jahrhundert, was jeder Verein mal haben kann, ist schließlich bald vorbei.

HaHoHe, Euer Opa

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