(opa) …tu felix austria nube! Das alte Motto des Hauses Habsburg bedeutet übersetzt: “Kriege mögen andere führen, Du glückliches Österreich heirate!” Oder etwas spöttisch ins herthanische übersetzt: Wir wehren uns nicht mehr, kämpfen können andere – wir versorgen noch ein paar Buddies wie Felix mit Jobs? Als ich gestern nach meiner Rückkehr vom Pilgerwochenende aus der Rhön zurückkehrte und den gestrigen “weißer Rauch”-Opener schrieb, ahnte ich noch nicht, was nur Stunden später geschehen sollte. Tatsächlich wurde Quälix aus der Mottenkiste des Grauens geholt und einige scheinen begeistert zu sein.
Mir scheint diese Begeisterung ein wenig wie ein paar frierende Menschen versuchen, sich an längst abgebrannter Asche zu wärmen, in der keine Glut mehr vorhanden ist. Magaths große Zeiten, so es sie denn jemals gab, sind lange vorbei, legendär sein Messitum in Sachen Spielerkader und in den letzten Jahren fiel er ausschließlich durch Misserfolge auf. In Fulham erinnert man sich an eine “Regentschaft des Wahnsinns”, wo Magath Spielern ernsthaft gegen Muskelverletzungen die Heilkräfte von aufgelegtem Käse angedeihen hat lassen sollen.
Stammspieler durften sich beim Training nicht mit Reservisten unterhalten und er soll einmal die Mannschaft gesammelt in sein Büro zitiert haben, um sie mehrere Minuten anzuschweigen und dann wieder wegzuschicken, um angeblich herauszufinden, wer durch Blinzeln Schwäche verrät. Die Spieler erschöpften sich bei den zum Teil drei Trainingseinheiten pro Tag so sehr, dass Fulham am Ende nicht nur sang- und klanglos abstieg, sondern auch noch Tabellenletzter in der 2. Liga war, bevor man die Reißleine zog und sich von Magath trennte, der bis heute sagt, er habe nichts zu bereuen.
Bei seinem letzten Engagement als sportlicher Berater der ambitionierten Würzburger Kickers half er ebenfalls, den Verein in eine sportliche Krise zu manövrieren, so dass auch dort vorzeitig die Notbremse betätigt werden musste. Danach fiel Magath durch Auftritte im Fernsehen auf, wo er den Eindruck hinterließ, dass der Zahn der Zeit dann doch arg an ihm genagt haben dürfte. Dieser Mann soll also nun in 8 Spielen die Kohlen aus dem Feuer holen?
Nun soll man ja jedem eine Chance geben und bekanntermaßen fängt jedes Spiel bei 0:0 an. Ich gelobe feierlich, fortan täglich eine Tasse Kamillentee zu trinken und mir eine Scheibe Käse auf die Stirn zu legen, sollte er es wirklich schaffen, Herthas Klassenerhalt zu schaffen. Aber mein spontaner Gedanke von gestern, nachdem ich realisiert habe, dass die Magathverpflichtung nicht auf einem Postillonartikel beruht, bleibt: Hertha ist unrettbar verloren. Man muss von allen guten Geistern verlassen sein, so einen Stunt zu wagen und ich hab mittlerweile Zweifel, ob Bobic hier nicht eingeschleust wurde, um die alte Dame endgültig ins Verderben zu stürzen, der ja vor kurzem noch behauptete, dass nicht der Trainer das Problem sei, sondern die Mannschaft (die übrigens Bobic zusammengestellt hat).
Eine Mannschaft, die mittlerweile gelernt haben dürfte, wie man seinen Trainer los wird. Suat Serdar erlebt mit Magath seinen achten Trainer in 2 Jahren und auch wir Herthaner müssten doch langsam spöttisch schmunzeln, wenn einer der Funktionäre etwas von einem sportlichen Konzept faselt, nur um Monate später dann einen neuen Trainer zu präsentieren, der zwar alles irgendwie anders, aber nichts besser macht. Korkuts Bilanz ist die des zweitschlechtesten Trainers, der jemals überhaupt Punkte geholt hat.
Bobic wirkt wie ein Reeder, der in wildem Aktionismus den nächstbesten Kapitän das Ruder des unsteuerbaren Dampfers hin- und herreißen lässt, während man im Maschinenraum die letzten Reste Münzgeld in die Kessel geschaufelt hat und man sich kollektiv wundert, warum der Kahn nicht den in sichtbarer Weite liegenden und rettenden Hafen ansteuert. Die Band von der Titanic wäre vermutlich die bessere Investition gewesen, aber die hat vermutlich keinen Trainerschein.
Bobic sagte vor einem Jahr “Lasst uns erstmal die Stadt zurückgewinnen”. Er wollte mit Glaubwürdigkeit den Eindruck vermitteln “was die da bei Hertha versprechen, halten die auch”. Der Verein ist nach einem dreiviertel Jahr Amtszeit in noch tieferem Chaos versunken als er seit dem Wiederaufstieg unter Babbel jemals war und da gab es reichlich Tiefpunkte, unter denen Bobic aber mittlerweile locker fröhlich winkend Limbo drunter durch zu schaffen scheint und man könnte spotten, Bobic sei als Manager von Hertha nicht so schlecht wie als Spieler bei der Hertha. Er ist in Wahrheit viel, viel schlechter.
Ich bin dankbar für jeden, der noch Hoffnung hat und diese hier kommuniziert, damit wir nicht wie die angeblich glücklich (felix) heiratenden Habsburger enden wie deren “Johanna die Wahnsinnige”. Das Ende des Hauses Habsburg hat wenigstens deren vom österreichischen Komponisten Haydn komponierte Kaiserhymne bis heute als Melodie der Deutschen Nationalhymne überlebt. Aber die hatten auch Sissi und nicht Hertha, wobei deren Gemeinsamkeit darin bestehen dürfte, am Ende von Anarchisten um die Ecke gebracht worden zu sein. Möge unsere Hertha eines Tages wenigstens mit ähnlich viel Würde und Anmut abtreten wie die Kaiserin.
Ich trete hingegen für heute musikalisch ab: “Innig bleibt mit Habsburgs Throne…” äh… “Nur nach Hause, geh’n wir nicht…”
HaHoHe, Euer Opa
P.S.: Heute um 13 Uhr ist Vorstellungs-PK mit Magath und Bobic. Wer sich das antun möchte, findet auf den üblichen Kanälen (facebook, youtube etc.) Zugang zur Dominabehandlung.