(opa) Ich hab gestern nebenbei mal wieder Brot gebacken und das Ergebnis war schmackhafter als das Fußballspiel, welches nebenbei gelaufen ist und mich einigermaßen kalt gelassen hat. Zynisch pfiff ich das “Hammerlied” an: “Eins und zwei und drei und vier, sovoel Tore kriegen wir…”. Hertha steht vor dem größten Scherbenhaufen der Vereinsgeschichte. Nachdem man 374 Mio. € verbraten hat, ist man dabei, tatsächlich abzusteigen. Zumindest sollte man sich darauf gefasst machen. Noch ist zwar rechnerisch alles möglich, aber das Momentum und die derzeitige Form geben einem nichts, was irgendwie Anlass zur Hoffnung gäbe.
Und so flüchten sich nicht wenige in Galgenhumor oder bissigen Spott, wie die Fans, die gestern im Stadion “Oh wie ist das schön” anstimmten. Wohlgemerkt das sangen Fans auf der Heimseite. Fredi Bobic hat im Fernsehen reichlich bedröppelt ausgesehen nach den Gegentoren und es ist irgendwie auch gleichzeitig folgerichtig wie nicht vollkommen, die Verantwortung für die Situation bei ihm zu suchen. Es scheint eine Fehleinschätzung auf allen Ebenen gegeben zu haben.
Man hat sich von der Verpflichtung des Managers, für den man stattliche 5 Mio. € Ablöse an Frankfurt gezahlt hat, sicher ein schnelleres Wirken versprochen, Handlungsfreiheit hatte der Manager jedenfalls und er hat auch reichlich Gebrauch davon gemacht, auch wenn es frühzeitig bei der einen oder anderen Personalie im Staff Fragezeichen gab. Wie beim Chefkaderplaner Dirk Duffner, der irgendwie zumindest auf Vereinsebene längere Zeit raus war aus dem Geschäft. Wie groß sein Impact auf die Kaderplanung war, die sicher noch vor Bobics Andocken begann, bleibt Spekulation, aber der Kader, der zur Verfügung steht, ist die Realität.
Diese Realität entlarvt die nächste Fehleinschätzung, die Statik in diesem Team hängt derart schief, dass man gar nicht weiß, wo man anfangen soll. Ein Maximalverdiener wie Tousart neben einem absehbar fußlahmen Kevin Prince Boateng, aufgefüllt mit Underperformern wie Plattenhardt, der den letzten vernünftigen Standard vor 5 Jahren getreten haben dürfte. Dazu vermeintliche Leistungsträger aus der Generation Snowflake, die sich bei Pfiffen des eigenen Publikums “verarscht” fühlen und dennoch immer wieder vor die Kamera treten dürfen. Wer gestern Kempf im sky Interview gesehen hat, weiß allerdings, dass es kommunikativ noch deutlich schlimmer kommen kann.
Beim Umbau des vom Vorgänger vor allem finanziell aufgeplusterten Kaders ist man sicher nicht so vorangekommen, wie man sich das erhofft hat, auch wenn der Manager nicht müde wurde, nach dem Schließen der Transferfenster immer wieder Gegenteiliges zu behaupten. Auch bei den Analysen, die man nach den Klatschen in der Hinrunde ziehen wollte, belegen eher die Fehleinschätzung, der man unterlegen ist. Dieser Verein ist mit ein paar Handgriffen nicht zu retten und es scheinen “gegenläufige” Kräfte zu wirken, nicht nur im Kader, sondern auch auf Funktionärsebene.
Die Ära Gegenbauer, der von seinem Vorgänger einen etablierten Bundesligisten übernahm, ist im Wesentlichen geprägt von Abstiegen, dauerhafter Abstiegsangst, Trainerchaos, finanziellem Missmanagement und dennoch schafft es die graue Eminenz in den entscheidenden Momenten, die Reihen zu schließen und an der Macht zu bleiben. Die Mitglieder sind selbst schuld, sich nicht von jemandem befreien zu können, der seine eigenen Fußballkenntnisse unverhohlen als “nicht vorhanden” einschätzte. Das wenigstens ist keine Fehleinschätzung, sehr wohl alle nahezu alle Folgen daraus.
Es ist noch nicht einmal absehbar, dass ein weiterer Abstieg das Ende der Ära dieses Präsidenten bedeutet. Eine Zäsur wird es allemal, denn es ist fraglich, ob und mit wem Hertha in Liga zwei planen kann. Bleibt der Manager? Sein mittlerweile stattlicher Staff? Und kann Hertha das überhaupt bezahlen? Zumal ja einige sündhaft teure Leihspieler zurückkehren.
Um die trüben Gedanken zu vertreiben, schlage ich vor, dass jeder einmal schreibt, wie er sich eine positive Zukunft von Hertha vorstellt.
HaHoHe, Euer Opa