Veröffentlicht am Kategorien 1. Bundesliga, 2022, Allgemein, Spieltag

Hertha halb und halb

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(opa) Auch nach einer Nacht drüber schlafen fühlen sich die zwei verlorenen Punkte gestern gewichtig an. Nach einer durchaus sehenswerten ersten Halbzeit, in der Hertha die Bochumer unter Kontrolle hatte und nicht unverdient mit 1:0 in Führung ging, folgte das, was schon unter den Vorgängern von Trainer Korkut passierte. Eine schwache weitere Halbzeit, als wüssten unsere Spieler nicht, dass ein Spiel aus zwei Hälften besteht und es in beiden Hälften darum geht, Fußball zu spielen. So belohnt man sich nur sich selbst nicht, so gerät man am Ende leider selbstverschuldet in Abstiegsgefahr.

Fangen wir mit der Aufstellung an. Natürlich ist das ein Abwägen und natürlich wird sich jeder Trainer Gedanken machen, was denn der optimale Kompromiss ist. Aber mit Serdar den vermutlich besten Spieler derzeit draußen zu lassen, wirft schon Fragen auf, was genau sich Trainer Korkut dabei gedacht hat. Nicht einmal, als man in Halbzeit zwei ins Schwimmen geriet, durfte Serdar ran. Hätte er auch nicht unbedingt, wenn man wie in Halbzeit eins agiert hätte. Aber Fußball findet genau wie das Leben eben nicht im Konjunktiv statt.

Dass Kempf in der Startelf steht, hatte Trainer Korkut ja bereits zwei Tage vor dem Spiel auf der Spieltags-PK bekanntgegeben. Dieser stellt sicher auch eine Verstärkung dar, war im 1:1 nicht nur schnell, sondern glänzte auch durch gutes Stellungsspiel, deutete seine Kopfballstärke an, allerdings gingen seine Spieleröffnungen mit langen Bällen oft ins Leere und man merkt, dass er allein die Probleme von Herthas Defensivleistung nicht wird lösen können. Mit 43 Gegentreffern hat Hertha m zweitmeisten Gegentore kassiert und es werden vermutlich bis zum Saisonende noch viele fallen.

Das ist vielleicht die Folge davon, wenn man einen Trainer als lame duck anstellt, der natürlich eher den positiv auffallenden Geniestreich sucht, um sich für eine Anschlussstellung zu empfehlen und entsprechend das Spiel nach vorn und damit das Risiko nach oben verschiebt. Der Gegentreffer war wieder einmal so ein Beispiel dafür. Zu hoch aufgerückt, ein langer Ball hinter die eigenen Reihen, wo man dann ohne Überzahl gegen den Ball und einem Torwart, der viele Fragen aufwirft, einen Gegentreffer kassiert, der so eigentlich niemals fallen darf, wenn alle ihren Job machen.

Im American Football heißt es “defense wins championships”, auf den Hertha-Fußball übersetzt bedeutet das, dass die Defensive darüber entscheidet, ob man die Klasse hält und da dürften nicht nur seit gestern Abend nicht unerhebliche Zweifel bestehen, die dann auch auf den Manager zurückfallen, der sich ja nun schon zwei mal selbst bescheinigt hat, wie zufrieden er mit seiner Arbeit sei und er alles geschafft habe, was er sich vorgenommen hat. Das Ergebnis ist ein 1:1 gegen einen Gegner, der in der Tabelle eigentlich hinter einem stehen müsste und wieder einmal verlorene 2 Punkte, die uns am Ende noch bitter weh tun könnten.

Wer sich an die Saison 2009/10 zurückerinnert, der wird eventuell einen deja vu Moment bei solchen Spielen haben. Ein Kader, der viel zu gut ist für einen Abstieg. Ein fleißiger Trainer, der gar nicht so schlecht spielen lässt, aber es nicht schafft, dem Team den Spirit einzuhauchen, der manchmal erforderlich ist, um sich selbst für die harte Arbeit zu belohnen. Mit jedem solcher Spiele sinkt das Selbstvertrauen und die Gefahr, dass die Spieler sich mit Gedanken beschäftigen, bei welchem Verein sie wohl nächste Saison spielen werden. Eine sich selbst befeuernde Spirale, die schon andere Vereine ins Unterhaus geführt hat.

Erschreckend zudem, dass Hertha offensiv weiterhin ziemlich harmlos ist. Zwar schafft man es häufiger als früher, sich an den gegnerischen Strafraum heranzukombinieren, aber was auch immer dann fehlt, Willen, Können oder Genialität, es fehlt die letzte Idee und es fehlt an entsprechender Umsetzung, wenngleich man dem Offensivpersonal gestern am wenigsten Vorwürfe machen kann, weil viele Schüsse in Richtung des gegnerischen Tores (ich möchte mich nicht in die Debatte einmischen, was denn nun als Torschuss gezählt werden darf und was nicht) durch Darida oder Ascacibar erfolgten, die beide nicht als kalt-wie-Hundeschnauze-Scorer bekannt sind, sondern eher überrascht waren und aus dieser Überraschung heraus das Spielgerät in den Berliner Nachthimmel katapultierten.

Gab es denn auch Positives? Hoffnung machende Aspekte? Außer, dass Selke nicht zum Einsatz kam? Oder zum nächsten Spiel mehr Zuschauer “dürfen”, wobei sich die Frage stellt, ob die das denn mehr “wollen” als der gemeine Zahnarztpatient auf dem Weg zur Wurzelbehandlung? Nun, vielleicht habt ihr ja Input, was uns Fans positiv stimmen sollte? Mir ist mein Optimismus leider abhanden gekommen und ich war froh, gestern neben dem Fußball noch einer anderen sinnvoller erscheinenden Beschäftigung nachgehen zu können. Vielleicht fällt Euch ja etwas ein, während ihr die TOP5 oder den nächsten Spieler im Fokus wählt.

Meine TOP 5 des Spiels #BSCBOC waren

  • Kempf (18%, 118 Votes)
  • Mittelstädt (17%, 110 Votes)
  • Ascacibar (15%, 101 Votes)
  • Belfodil (14%, 89 Votes)
  • Jovetic (13%, 86 Votes)
  • Pekarik (3%, 22 Votes)
  • Darida (3%, 21 Votes)
  • Serdar (3%, 18 Votes)
  • Maolida (3%, 18 Votes)
  • Stark (3%, 17 Votes)
  • Ekkelenkamp (2%, 13 Votes)
  • Schwolow (2%, 12 Votes)
  • Lee (2%, 11 Votes)
  • Trainer Korkut (1%, 8 Votes)
  • Richter (1%, 5 Votes)
  • Björkan (1%, 5 Votes)

Total Voters: 159

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Als Spieler im Fokus stehen “die Neuen” zur Wahl:

Als nächsten Spieler im Fokus wünsche ich mir..

  • ...Kempf (53%, 65 Votes)
  • ...Lee (28%, 34 Votes)
  • ...Nsona (20%, 24 Votes)

Total Voters: 123

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Trotz des Ergebnisses wünsche ich Euch ein schönes Wochenende, vielleicht bringen ja die Ergebnisse unserer Abstiegskonkurrenz ein wenig Freude ins blau-weiß-graue Trübsal.

HaHoHe, Euer Opa

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