(opa) Da wurde der Dampfer der alten Dame von den karnevalserfahrenen Jecken wohl kaputt geschaukelt. Mit einem weitgehend blutleeren Auftritt einer coronabedingt geschwächten Mannschaft auf dem Acker des Olympiastadions startete man im neuen Jahr in die Hinrunde und kassierte eine sich vermeidbar anfühlende Auftaktniederlage gegen einen Gegner auf Augenhöhe. Nun gab es für dieses Spiel genauso drei Punkte zu verteilen wie beim letzten Spiel der Hinrunde, aber solche Auftritte gegen Wettbewerber um den Abstieg machen in der Fanseele mehr kaputt als es die Überraschungserfolge gegen die Großen zu heilen vermögen.
Und so geht auch im Jahr 2022 die Leidensgemeinschaft der blauweißen Anhänger weiter. Heilung ist nicht in Sicht, mit dem Nimbus des Heilands gestartetes Führungspersonal hat längst bewiesen, dass es dann doch nicht übers Wasser laufen kann oder hat sich bereits von den Aufgaben entbinden lassen und wäscht seine Hände in Unschuld wie weiland Pontius Pilatus. An der Unwucht im Verein hat sich bislang wenig verändert und nachdem man etliche Trainer und das sportliche Management gewechselt hat, könnte man natürlich auch andere Konstanten im Verein hinterfragen. Doch dort scheint man eher längst verlorene Schlachten weiter schlagen zu wollen.
Der erfahrene Herthafan, der sich am letzten Spieltag an nostalgische Zeiten in den 80ern erinnert gefühlt haben kann, als sich im Oly weniger als 2000 Zuschauer verirrten, zuckt bei so etwas eher gleichgültig mit den Achseln und weiß, dass er auch diese Probleme irgendwie wird aussitzen können. Mag sein, dass der Rasen woanders grüner ist, aber das liegt meist ohnehin daran, dass dort auch mehr Scheiße liegt.
Und so geht man als Herthaner demütig ins neue Jahr und wird den Rest der Saison auch erdulden mit der Hoffnung, dass es schon nicht so schlimm kommen wird und sich hoffentlich drei Mannschaften finden, die es noch schlechter machen. Wobei selbst Mannschaften, die früher als Synonym für langweiliges Mittelmaß galten, wie der VfL Bochum vor Hertha in der Tabelle stehen.
Wobei das eben auch durchaus etwas über die Attraktivität der Liga aussagt, wenn eher provinzielle Teams aus Hoffenheim, Freiburg, Leverkusen, Wolfsburg, Köpenick, Fuschl oder Augsburg als etablierte Konkurrenz gelten, während einstmals glänzende Namen gegen Sandhausen, Paderborn oder Heidenheim antreten müssen. Seit 2013 gab es übrigens keinen anderen deutschen Meister mehr als Bayern München. 2013 war Papst Benedikt noch nicht eremitiert, Nelson Mandela noch am Leben, Hertha spielte 2. Liga und von einem Paul Keuter hatte man bei Hertha höchstens als Manager eines späteren Managers gehört.
Der erfahrene Herthaner weiß: Es hätte schlimmer kommen können. Und so kann man auch mit einer gewissen Verbissenheit geführte Debatten mit dem Lächeln des Erfahrenen verfolgen, wenn sich wieder Mitmenschen über die “Großen” ereifern und wie man an diese Anschluss findet, ohne sich jemals die Frage zu stellen, ob man das überhaupt möchte oder ob das die richtige Frage ist. In wenigen Tagen wird ausgerechnet derjenige, dessen Wirken bei Hertha für großes Scheitern steht, erneut versuchen, die Mitglieder davon zu überzeugen, dass Hertha zur Not auch außerhalb Berlins ein Stadion errichten sollte.
Und auch wenn die von Fans getragene Initiative versucht, dieses Stadionprojekt in Berlin zu halten, stellt auch dort niemand die Frage, ob das überhaupt sinnvoll wäre. Dass uns der Senat zu Coronazeiten mit der Miete nicht entgegenkommt, ist die eine Seite der Medaille. Die andere Seite ist, dass ein eigenes Stadion derzeit saldiert etwa dreimal mehr Kosten verursachen würde. Und das Olympiastadion den Vorteil bietet, Spielen wie dem am Samstag nicht ganz so nahe sein zu müssen.
Die in der Überschrift angedeutete rheinische Gelassenheit würde einigen Debatten gut tun. Es ist nämlich eigentlich völlig unerheblich, ob beim ersten Tor der Kölner abseits war oder nicht, weil wir nicht deshalb verloren haben. Auch nicht wegen des Senats oder des Rasens, der Bayern oder dem großen Ganzen. Hertha ist derzeit einfach nicht besser, wir brauchen Sahnetage, um erfolgreich zu sein und wir brauchen einzelne, herausragende Spieler, weil das Kollektiv Ausfälle nicht kompensieren kann. Aber man gewinnt zusammen, dann muss man auch gemeinsam verlieren können.
HaHoHe, Euer Opa
Die Wahl der TOP 5 Stars von #BSCKOE
- Mittelstädt (19%, 64 Votes)
- Der Greenkeeper (17%, 59 Votes)
- Serdar (9%, 31 Votes)
- Pekarik (8%, 26 Votes)
- Ascacibar (8%, 26 Votes)
- Darida (7%, 25 Votes)
- Torunarigha (5%, 17 Votes)
- Stark (5%, 16 Votes)
- Klünter (4%, 14 Votes)
- Trainer Korkut (3%, 12 Votes)
- Maolida (3%, 11 Votes)
- Boateng (3%, 10 Votes)
- Richter (3%, 9 Votes)
- Ekkelenkamp (2%, 8 Votes)
- Schwolow (2%, 8 Votes)
- Selke (2%, 6 Votes)
- Tousart (1%, 3 Votes)
Total Voters: 120
Bis Mittwoch um 18 Uhr könnt ihr auch über den Spieler im Fokus abstimmen:
Als Spieler im Fokus wünsche ich mir einen der folgenden "Rückkehrer"
- Klünter (40%, 39 Votes)
- Mittelstädt (37%, 36 Votes)
- Selke (23%, 23 Votes)
Total Voters: 98