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Der große Ausverkauf

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(opa) Weitgehend ohne großes vorheriges Getöse hat Hertha am Wochenende seinen Stürmer Jhon Cordoba nach Sibirien geschickt. 20 Millionen spült der Transfer in die Kassen und wenn man den Gerüchten Glauben schenkt, dürften in der Transferperiode durchaus noch einige Abgänge dieser Größenordnung folgen, denn auch Lukebakio und Cunha stehen ja im Schaufenster. Sollte Bobic hier der “große” Ausverkauf gelingen, wäre plötzlich auch ganz ohne Mittelzufluss von außen finanzieller Spielraum da, um den Umbau des von seinem Vorgänger zusammengestellten Teams voranzutreiben. Eine Finanzierungsart, an die man sich bei Hertha vermutlich erst noch gewöhnen muss.

Und hoffentlich auch eine Finanzierungsart, die endlich den Turnaround zu so etwas wie nachhaltigem Wirtschaften in einem Umfeld bedeutet, in dem dieser Begriff vielen Akteuren fremd zu sein scheint. Wie beim Getöse um die dann doch (zumindest erstmal) nicht erfolgte Gründung der Superleague zu erfahren war, plagen die Spitzenclubs Europas Schulden in schwindelerregender Höhe. Atheltico Madrid hat rund eine halbe Milliarde Euro Verbindlichkeiten, Inter Mailand 630 Mio Euro, Real Madrid knabbert knapp an der Milliardengrenze, die Ligakonkurrent Barcelona locker überspringt, was aber im Vergleich zu Tottenham und Chelsea, die zusammen knapp 2,8 Mrd. Verbindlichkeiten in den Jackpot werfen (Quelle).

Wer Hertha in dieser Liga kicken sehen will, weiß, dass da noch viele, viele Millionen fließen werden müssen, bis es soweit ist und mit jeder genommenen Hürde auf dem Weg dahin erhöht sich auch die Fallhöhe, falls man mal wieder einer “Delle” begegnet. Aber wer das Geschehen verfolgt, kennt das Bild: So lange die Kapelle spielt, kann die Titanic nicht untergehen. Nicht einmal dann, als sie schon Schlagseite hatte, suchte man den Weg zu den ohnehin zu wenigen Rettungsbooten. Und als Passagier bleibt einem ohnehin kaum eine andere Wahl, denn einfach so verlassen kann man so eine Veranstaltung nicht.

Apropos Veranstaltung: Wie ihr schon mitbekommen habt, bietet Hertha ab dem Wochenende in mehreren Runden Sonderdauerkarten für die Saison an. Das verringerte Kontingent von 25.000 Zuschauern dürfte dabei vermutlich dafür sorgen, dass jeder, der außerhalb der Ostkurve eine Karte möchte, in den Genuss kommen wird. Hertha betont zwar, dass man mit Angehörigen und Freunden wird zusammensitzen dürfen, aber dass davor, dahinter, rechts und links entsprechender Abstand eingeplant werden wird. Wie soll so Stimmung aufkommen? Wie soll da ein sich einhaken Energie auf den Rasen übertragen?

Mal spontan irgendwo hin und jemanden begrüßen oder mit demjenigen zum Plausch an den Bierstand? Das wird es vermutlich auch nicht geben oder wenn, dann nur mit Maske und bei ohnehin vermutlich bleifreier Plörre aus dem Zahnputzbecher. Wenn sich das Gemeinschaftserlebnis darauf beschränkt, am vorgegebenen Sitzplatz dem Dargebotenen ehrfürchtig beizuwohnen, wird man vermutlich darauf verzichten müssen, dass ich daran teilhabe. Abgesehen davon, dass es ja mal “Alle oder keiner” hieß. Wenn jemand bei seiner Abwägung zu einem anderen Ergebnis kommt, ist das aber auch fein für mich, wir leben ja in einem freien Land.

Am Mittwoch steht das Testspiel gegen den Lübeck an. Dort wird sicher eine Steigerung erforderlich sein im Vergleich zum Testspiel am Samstag gegen den Lieblingsverein unseres CEOs, wo man zweimal nach Rückstand ausgleichen, aber keinen Klassenunterschied zeigen konnte. Auch wenn die Aussagekraft von Testspielen begrenzt ist, auch wenn der Kader noch nicht vollständig ist, auch wenn wir erst noch ins Trainingslager fahren und auch wenn andere Bundesligisten am Wochenende verloren haben, muss man in einem solchen Spiel nicht nur ein Unentschieden erreichen.

Aber was soll man auch machen, wenn der mit großem Getöse präsentierte und sich mit ebensolchem Getöse inszenierende Leitwolf zwecks “Belastungssteuerung” aus dem Spielbetrieb genommen werden muss? Dann, ja dann sollte man aufpassen, dass einem die große Fresse nicht auf den Fuß fällt, die man in den sozialen Medien exponiert hat.

Aber immerhin ist das mit der Belastungssteuerung eine Bereicherung des eigenen Ausredenarsenals und wird gleich für den Fall der Fälle neben dem Junckerschen “Ischias” abgelegt, mit dem man schon morgendliche Ausfallerscheinungen erklären kann. Darauf erstmal einen Gin Tonic, der als Frühstücksgetränk stark unterschätzt wird. 😉 Am Donnerstag kann man dann selbst ins Training gehen, wenn bereits mitten am Tag das in Yokohama ausgetragene Spiel der deutschen Olympiamannschaft gegen Brasilien stattfindet.

Ich mache jetzt aber auch erstmal “Belastungssteuerung” und beende diesen Opener. Ich wünsche Euch einen zauberhaften Start in die Woche und verbleibe wie immer mir einem kräftigen

HaHoHe, Euer Opa

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