(opa) Der Fußball kann ein atemberaubendes Hobby sein, kaum ist die EM für uns Deutsche beendet, schon geht es mit dem Trainingslager bei Hertha los und obendrein werden bereits die Olympiafahrer (gefühlt die Hälfte des zentralen Mittelfelds) verabschiedet. Und dann noch ausgerechnet Meppen im Pokal. Die “Metropole” zwischen Papenburg und Nordhorn, unweit von Schweine-Vechta. Wer auf die Seiten der Toristen-Info von Meppen klickt, bekommt nicht umsonst viele Tips, die geradewegs aus der Stadt herausführen. Weshalb sollte man da also hin?
Doch ich kann mich ja zurücklehnen, für eine Auswärtsfahrt dorthin gibt’s ja ohnehin keine Möglichkeit, weil unser Sommerfest dem im Weg steht, was am Samstag, 7.8. stattfinden wird (und zu dem es nochmal eine separate Einladung geben wird). Die Organisation eines solchen Events ist auch immer ein bißchen wie eine kleine “Operation Goldelse”. Wen lädt man ein, wie viele kommen und wie viele unangekündigt und spontan? Was macht man, wenn was ausgeht? Was macht man mit dem übrig gebliebenen (außer es selbst auszutrinken)?
Bevor ich mich diesen Fragen widme, hatte ich mich spontan entschlossen, erst einmal übers Wochenende auf Pilgerfahrt in die Rhön zu begeben. Den Plan, neben Kloster Volkersberg auch noch Kloster Kreuzberg zu bepilgern, durchkreuzten aufziehende Gewitter, aber so genoss ich halt “nur” von einem der Klöster den Blick über die malerische Rhön und genoss den mit Kreuzberger Klosterbier gefüllten “Pilgerstoff”-Bierkrug, dessen Inhalt ich mit ein paar Bränden aus den Händen von Franziska Bischof (was für ein Name, damit kann man nur Destillateurin werden) hinunterspülte.
Hertha hat derweil für die vereinseigene Berichterstattung vom Trainingslager einiges aufgegriffen, was früher Fans übernommen haben. Das ist einerseits genauso erfreulich wie vielsagend. Gut ist, dass ich derweil gefahrlos woanders hinpilgern kann. Aber das ist bei allem Charme natürlich dennoch gesteuerter Informationsfluss wie bei einer chinesischen Werksbesichtigung. Den “regulären” Medien nehmen diese Formate keine Aufmerksamkeit weg, sehr wohl aber den von Fans über viele Jahre aufgebauten Formaten. Aber ich sehe das sportlich, immerhin kann es sowieso nur ein Original geben 😉
Wie absurd Herthas Kommunikation bisweilen ist, zeigt auch die an die Mitglieder versandte E-Mail mit dem Hinweis “Bitte bedenke, dass dieses Video nicht zur Weitergabe oder Verbreitung gedacht ist und lediglich für dich als Mitglied von Hertha BSC bestimmt ist.”, um das ganze dann auf ein öffentlich (!) zugängliches youtube Video zu verlinken. Wollte man sich hier des “Hey, ich kenn da ein Geheimnis”-Effekts verlassen? Kam der Tipp von “Laberpaule”, der in seiner “Blase” sicher gewöhnt ist, Clickbaiting zu betreiben?
Für die älteren unter uns: Clickbaiting ist das Betteln um Klicks, indem man z.B. reißerische Titel erfindet, damit die Leute irgendwo draufklicken wie “Du wirst nie glauben, was Hertha gerade veröffentlicht hat” oder “Hier zeigt XYZ (irgendeine Dumpfnulpe, deren Qualifikation gerade so ausgereicht hat, um Spielerfrau zu werden) ihr größtes Geheimnis” oder “Auf keinen Fall weitersagen – Hertha hasst diesen Trick”. Ist das der neue Kommunikationsstil unter Schmidt und Bobic?
Zumal in dem Video kaum mehr zu erfahren ist als auf der Homepageveröffentlichung, deren Text man wiederum den Mitgliedern vorenthalten hat, weder Text noch Link sind in der versandten E-Mail zu finden. Will man damit zum Ausdruck bringen, dass die Mitglieder das eh nicht lesen (werden/können)? Stimmt ja, die sollen lieber die neuen Trikots im Schlafanzugdesign kaufen.
Es gibt Dinge, die ändern sich wohl nie. Das Fanurgestein “Heinzi”, mittlerweile honorige 85 Jahre alt und vielen als ehemaliger ehrenamtlicher Zeugwart bekannt, den Dieter Hoeness in einem Anflug von Eiseskälte aus der Kabine der Profis verbannen ließ, wollte neulich das Training besuchen. Ein Wunsch, den er mir bei meinem Gratulationsanruf mitteilte und der nur daran gescheitert sein soll, dass er irgendeine Bescheinigung nicht dabei gehabt habe. Wenn Hertha Herzen neuer Fans erobern will, sollte man tunlichst zusehen, die Herzen der bestehenden Fans zu behalten.
Eine Herzensangelegenheit scheint ja auch die fristgerechte Zahlung des Investors zu sein. Wenn die Frage, ob das Geld fristgerecht eingegangen sei, überhaupt erörtert werden muss, sollte das die Alarmglocken schrillen lassen. Wenn die Frage damit beantwortet wird, dass man ja dankbar sein müsse, dass der sich hier bereits engagiert hat, dann dürfte klar sein, dass das “german Wunderkind” wohl erneut in Schieflage ist.
Sollten die ausstehenden Millionen nicht fließen, können sie sich bei Hertha die im Rahmen von Operation Goldelse geplanten Maßnahmen, die auf die Zahlung angewiesen sind, wohl dorthin stecken, wo die Sonne niemals scheint. Und sich dann fragen, wie man neue Fans gewinnen und alte Fans zurückgewinnen will, die man mit alter und neuer Großkotzigkeit verloren hat.
Und sollte eines Tages bei Tennor jemand das Ruder übernehmen, dessen Titel mit I beginnt und mit “nsolvenzverwalter” endet, dann gibt es ggf. schnell eine neue Wertermittlung für den Verein. Irgendwo im angelsächsischen wird sich schon ein Buchmacher finden, bei dem man auf den Grad der Abweichung zum gezahlten Kaufpreis wetten kann. Ich hab übrigens noch ein paar Air Berlin Aktien im Depot, falls einer eine haben möchte, darf er sich gern bei mir melden 😉
Kommt gut in die Woche, morgen und übermorgen ist das Halbfinale eines mit dem Ausscheiden der vom DFB entsandten Mannschaft doch bereits beendeten Wettbewerbs (gut, wir lassen die anderen noch etwas spielen). Ob wohl jemand sinngemäß so etwas schreibt wie “Ukraine und Dänen hätten wir wohl auch locker weggehauen”? Jetzt hab ich auch “Clickbaiting” für Eure Kommentare gemacht. Es ist ja derzeit gerade populär zu meinen, dass wenn etwas für einen guten Zweck ist, es erlaubt sei. Auf mit dem Gleitschirm ins Stadion!
HaHoHe, Euer Opa