(opa) Die FAZ titelt mit legendärer Rivalität, der Boulevard überhöht das Spiel als Entscheidungsschlacht, in der man es den Liegenbesetzern aus dem jeweils anderen Land in südlichen Gefilden mal zeigen kann und auch sonst gibt es reichlich mehr oder weniger geistreiche Bonmots im Vorfeld des Spiels. Dabei haben Engländer und Deutsche durchaus einige Gemeinsamkeiten. Beide haben zum Beispiel ein deutsches Königshaus, schließlich sind die Windsors nur aus reiner Opportunität in der Wolle gefärbte Adlige aus dem Geschlechte derer von Sachsen Coburg-Gotha und tragen den Namen Windsor erst seit dem ersten Weltkrieg. Gut, die zweimotorigen deutschen Langstreckenbomber namens Gotha haben dazu ggf. ein klein wenig beigetragen.
Wessen Vorurteile bei England einen nur an rachitische Rothaarige mit schlechten Zähnen denken lassen, der offenbart damit nur, dass viele weitere Anlässe für Lästereien nicht bekannt sind. Lauwarmes Bier, Aalpudding, frittierte Mars-Riegel, beinahe pathologisches Schlangestehen, Spleenigkeiten wie die Tea Time oder überflüssige “isn’t it?” Rückversicherungen sind der Kategorie “putzig” zuzuordnen.
Dass man sich ein Parlament mit 650 Abgeordneten, aber nur Platz für 427 Abgeordnete (zudem ohne festgeschriebene Verfassung) gönnt, in dem sich die politischen Gegner schon mal komplett durchbeleidigen oder das königliche Zepter klauen, um Abstimmungen zu verhindern, ist für Interessierte durchaus unterhaltsam. Der König oder die Königin haben übrigens Zutrittsverbot im Parlament. Kauzig, isn’t it?
Die Engländer sind obendrein sportverrückt, Fußball, Rugby, Cricket (unmöglich für Festlandeuropäer, die Regeln zu verstehen), Pferderennen… Und auf alles wird gewettet, seien es Sportergebnisse oder die Haarfarbe des noch ungeborenen königlichen Nachwuchses. Und legendär auch der englische Humor. Monty Python, Little Britain, Mr. Bean… Darüber können selbst wir Deutsche lachen, obwohl uns das die Inselbewohner nicht zutrauen, für die die Deutschen oft reine Pickelhaubenträger sind, die Sauerkraut fressen und sich ausschließlich zu Marschmusik fortbewegen. Ich persönlich mag solche Rivalitäten ja, solange sie “sportlich” bleiben, wobei englische Hooligans lange Zeit führend waren im sportlichen Stuhlweitwurf in den europäischen Großstädten. “Trinkfest und arbeitsscheu…” ist schließlich ein Lied aus dem legendären wie empfehlenswerten Film “Hooligans”.
Und wo wir gerade bei der Musik sind, muss man neidlos anerkennen, dass durch die “Ausleihe” und Entwicklungshilfe des deutschen Musikers Georg Friedrich Händel die angelsächsische Musik eine gewisse dominierende Stellung heutzutage einnimmt. Dabei denke ich nicht nur an Samantha Fox oder Katie Price, sondern natürlich auch an die Beatles, die Stones oder Queen, an David Bowie, Elton John oder den Original-Interpreten unserer Vereinshymne Rod Stewart (ja ja, der ist Schotte, aber von der selben Insel). Und dabei denke ich dann doch wieder an Samantha Fox und das in der Kurve gern mal zur Melodie vom Mundorgelklassiker “Von den blauen Bergen kommen wir” angestimmte Lied “Blonde Haare, dicke T…ten, BSC!”.
Noch etwas vergessen? Sherlock Holmes darf natürlich nicht fehlen, der kokainsüchtige Meisterdetektiv mit der Deerstalker-Mütze, der immer im Spannungsfeld zwischen Genie, Gentleman und Snob wandelt. Und natürlich Miss Marple. Und Pater Brown, der katholische Geistliche im anglikanischen England. Wobei die Anglikaner sich selbst ja als eine Art Katholiken sehen. Und nach einem Übertritt für Kurioses sorgen: Anglikanische Geistliche haben für legal verheiratete Priester in der katholischen Kirche gesorgt. Wer das schafft, der kann fast alles schaffen. Nur eben nicht die Deutschen im Fußball schlagen.
Zumindest nicht, wenn es mit rechten Dingen zugeht. In Wembley haben wir Deutschen 1966 durch ein irreguläres Tor verloren. 1996 sind wir im Elfmeterschießen weitergekommen (statistisch ist das jedoch ein Unentschieden). Wir sinnen also auf Rache bei den sanges- und trinkfreudigen Engländern mit einem legendären Fan (älterer Herr mit Glatzkopf, der gern bei Wind und Wetter mit nacktem Oberkörper auf der Tribüne steht), der eine gewisse Ähnlichkeit mit mir haben soll (was ich natürlich vehement bestreite). Wer so etwas behauptet, sollte sich nicht wundern, wenn ich mit Stühlen nach ihm schmeiße 😉
So, nun aber genug der Worte. Heute Abend wird Gary Linekers Weisheit wahr. Fußball ist ein Spiel, wo 22 Mann dem Ball hinterherjagen, an dessen Ende immer die Deutschen gewinnen. Warum sollte das ausgerechnet heute anders sein? Mögen sie sich an ihrem stickstoffgestärkten Lakritzbier verschlucken!
HaHoHe und SchwarzRotGold, Euer Opa!