Veröffentlicht am Kategorien 1. Bundesliga, 2021, Allgemein, Länderspiel

The final countdown

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(opa) Dienstagabend steigt in München der Auftakt der letzten Spiele von Joachim Löw und niemand weiß, von wo an der Countdown gezählt wird. Schaffen die Deutschen die Vorrunde, sind es jedenfalls mehr als drei. In der Retrospektive wird Löw als Weltmeistertrainer sicher zu den erfolgreicheren Bundestrainern zählen, aber eben auch zu den Persönlichkeiten, die den richtigen Moment zum Abtritt verpasst haben. In einem Interview klagte der Bundesjogi dieser Tage, er habe in der Zeit nach dem WM Erfolg beinahe depressive Züge in seinem Leben entdeckt. Kein Wunder bei der Erwartungshaltung, an deren Entstehung er aber nicht ganz unbeteiligt war.

Denn statt wie einst “Kaiser Franz” im abendlichen Rom die Entscheidung zu treffen, auf dem Höhepunkt eines internationalen Titels abzutreten und sich fortan als Lichtgestalt feiern zu lassen, entschied Löw, weiterzumachen und sein Werk mit dem sportlich vielleicht sogar wertvolleren Titel des Europameisters zu krönen. Finis coronat opus. Seine letzte Chance dazu ist morgen und auch wenn die Nationalelf eher Außenseiterchancen hat, könnte der Rückgriff auf alte Haudegen wie Thomas Müller, der als Eingeständnis von Löws Fehleinschätzung gedeutet werden kann, zum Coup werden, wenn es dennoch gelingen sollte. Doch wer wettet darauf mehr als einen Pfifferling?

Wobei jeder Erfolg eben auch die unübersehbaren Probleme übertüncht, die sich rund um die Deutsche Nationalmannschaft in den letzten Jahren aufgetürmt haben. Die Entfremdung vom eigenen Publikum durch Mätzchen wie #zsmmn, “Die Mannschaft” oder der von allerlei Großkonzernen gepowerte Fanclub, in dem Fans nichts zu sagen haben, ist immer noch vorhanden und an dieser können auch einzelne symbolische Aktionen nichts ändern. Das Problem sitzt tiefer, wie auch zuletzt die Kür des Bundestrainers gezeigt hat.

Statt den erfolgreichen DFB Trainer Kuntz zu befördern, werden alte Seilschaften bemüht und Jogis Ex-Assistent vom Deutschen Meister losgeeist (was wohl neue Abhängigkeiten begründet haben könnte). Man scheint lieber unter sich zu bleiben, in dem Soziotop, in dem sich Nationalspieler von Rekordprämie zu Rekordprämie motivieren, die einen schon einmal vergessen lassen kann, für welches Land man aufläuft und wer gerade Präsident dieses Landes ist. Löw sagte mal dazu, “es muss auch irgendwann gut sein” und beschreibt damit ungewollt das Problem statt zur Lösung beizutragen.

Denn das Kernpublikum der Deutschen Nationalelf möchte sich mit schwarzrotgold identifizierende Spieler und nicht im roten Balken der deutschen Fahne einen Halbmond durchschimmern sehen. Und auch wenn die Nationalelf dort stellvertretend einen eigentlich gesellschaftlich zu führenden Konflikt austrägt, bricht dieser eben genau dort auf, wenn es darum geht, Farbe zu bekennen. Nun mag die Verwendung nationaler Symbole dem einen oder anderen ohnehin fremd sein, aber diese sollte man weder “Markenexperten” vom DFB noch Extremisten überlassen.

Und so werden wir dieser Tage in einem zerrissenen Land Menschen in Trikots und Fahnen an Autos sehen, die hoffen, dass die Mannschaft Erfolg hat, deren Macher sich doch von genau diesen Menschen emanzipieren wollten. Und plötzlich ist Fußball dann doch irgendwie mittendrin im Leben.

Bevor ich Euch in die Woche entlasse, hier noch ein kleines Tippspiel für morgen:

FRAGER endet...

  • ...mit einem Sieg des amtierenden Weltmeisters (54%, 84 Votes)
  • ...unentschieden (32%, 50 Votes)
  • ...mit einem Sieg der Deutschen (14%, 22 Votes)

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HaHoHe, Euer Opa

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