Veröffentlicht am Kategorien 2021, Allgemein, Länderspiel

Netzball

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(opa) Mitten in die Länderspielpause schlägt die bedauerliche Nachricht ein, dass sich unser Nachwuchsspieler Luca Netz den Mittelfuß gebrochen hat und für den Rest der Saison ausfällt. Ob er sich heute Abend das Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft, die ja seit einigen Jahren nicht mehr so heißen will, anschauen wird, wissen wir natürlich nicht, aber wichtig ist, dass er diesen Rückschlag wegsteckt und sich im Sommer in die Mannschaft zurückkämpft, denn für sein junges Alter hat er ein paar Fähigkeiten, die Hertha durchaus gebrauchen kann.

Weiß einer von Euch aus dem Kopf, wo das Spiel heute Abend stattfindet und auf welchem Sender es übertragen wird? Angesichts des omnipräsenten Fußballs in Überangebot von Liga, Pokal, Europapokal, Champions League, Ligapokal, Club-WM, Nations League & Co. haben viele nicht nur den Überblick, sondern auch die Lust verloren. Der Fußball lässt einem keine Chance mehr, ihn zu vermissen, Begehrlichkeiten entwickelt man so nicht. Wo man früher Ereignissen wie Länderspielen entgegenfieberte, sich ins Trikot warf und für den Besuch Knabberzeugs und Bier bereit stellte, ist es heute oft nicht einmal mehr Gesprächsthema. Er findet statt, aber er interessiert nicht.

Wohl auch deshalb ist die Diskussion, wer nun Jogi Löw beerben soll, ähnlich belanglos wie die, wer sich denn für die Partei mit dem C im Namen (steht das jetzt für Cyber?) nun als Kanzlerkanditat blamieren muss. Früher war das ein Job, den Ruhm & Ehre geschichtsträchtig umwehten, heute hagelt es reihenweise Absagen. Klopp will nicht, Flick ziert sich, Matthäus möchte eigentlich nicht, würde aber überlegen, wenn er gebeten werden würde. Begeisterung klingt anders. Nun mag da kein Zeitdruck da sein, aber als Gradmesser für die Kaputtheit des Fußballs scheinen das viele Funktionäre nicht wahrzunehmen.

Und so werden in Zukunft die Kinder auf den Bolzplätzen der Nation wohl eher mit Ronaldo und Neymar Trikots auflaufen statt mit Netzer, Breitner, Rummenigge, Briegel oder Hrubesch. Die letzte Spielergeneration, die noch einmal begeistern konnte, befindet sich mittlerweile eben auch beinahe im oder auf dem besten Weg in den Un-Ruhestand. O tempora o mores? Was soll denn aber Menschen für einen Vertreter der Nation begeistern, die mit sich selbst fremdelt? Wie soll Identifikation entstehen, wenn selbst die, die von Geburt aus dazugehören, nicht wirklich was damit zu tun haben wollen?

Oder es nicht zeigen dürfen, weil Teile der Jugend wie hier mobil machen gegen das beim Sport gezeigte Symbol unseres Gemeinwesens? Ein Sport, der im Amateurbereich so große integrative Wirkung entfalten kann und der schon deutsche Nationalmannschaften zusammengeführt hat, die das Vorurteil, hier würden nur “Kartoffeln” antreten, schon lange widerlegt haben. Diese Integrationsleistung geht automatisch verloren, wenn unklar ist, worin sich da integriert und womit sich da identifiziert werden soll. Der Verband hat mit seinen Skandalen sein übriges dazu beigetragen.

Für die Schwierigkeit, was denn nun Deutschland sei, kann der Fußball nichts. Schon zu Heines Zeiten und davor war die Frage der deutschen Nation eine schwierige. Und sie ist es bis heute. Bismarck gründete das Reich schließlich auch nur so weit, wie er es kontrollieren konnte (dazu gibt’s eine hervorragende Lesung des großartigen Sebastian Haffners bei youtube, wenn man mal 7 Stunden und 43 Minuten Lockdownzeit opfern möchte) und die einzige, kurze Zeit eines “echten Großdeutschlands” war nun auch alles andere als ruhmreich. Dass Prag beinahe erster deutscher Fußballmeister und Wien es dann tatsächlich war, ist an der Stelle geschenkt. Doch die deutsche Frage löst man nicht mit Marketingmätzchen wie “Die Mannschaft”, die ja nur etwas ohnehin “Schwieriges” ins Amorphe zu drängen und zu einer Marke zu verwischen versucht, die man dann von einem Getränkehersteller präsentieren lassen kann.

Und an der Stelle könnte einem bewusst werden, dass das ganz schön viel Text für etwas ist, was einem doch eigentlich mittlerweile egal ist. Doch über irgendwas müssen wir ja reden im Rettungsboot und zwecks Vermeidung von jeglichem Koller wechseln die Themen hier oben nach Aktualität und heute geht es halt gegen den Fußballriesen Island, der sonst für seine wundervolle Landschaft und die Vulkanausbrüche bekannt ist. Fagradalsfjall ist nicht der Name des neuen isländischen Trainers, sondern des Vulkans, der gerade ausgebrochen ist.

Ausgebrochen ist im deutschen Lager auch Corona, ein Spieler erkrankt, einer unter Quarantäne. Es gibt hier nichts zu sehen, bitte gehen sie weiter, bleiben sie am besten zu Hause und Kinder, auf keinen Fall nachmachen! Wie soll da Freude am Fußball entstehen?

HaHoHe, Euer Opa.

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