Veröffentlicht am Kategorien 1. Bundesliga, 2021, Allgemein

Üdvözöljük und “Tachchen”

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(opa) Ein, nein, gleich zwei gute alte Bekannte kehren heute an die Seitenlinie zurück. Pal Dardai und Andreas “Zecke” Neuendorf heißen die Trainer bis zum Sommer 2022. Der oft knurrig auftretende und schlitzohrig wirkende Ungar, immerhin erfolgreichster Trainer der letzten 10 Jahre, darf nun mal wieder die Kohlen aus dem Feuer holen und dass er nicht nur einen Vertrag bis zum Saisonende hat, dürfte aus gleich mehreren Gründen vor allem psychologische Gründe haben. Erstens bekommt er es mit einer Mannschaft zu tun, die mit “Schlechtleistungen” gerade ihre beiden Chefs erfolgreich weggemobbt hat, die würde man mit einer “lame duck” kaum disziplinieren können. Oder um es mit den Worten des großen Fußballphilosophen Sandro Wagner zu sagen: “Trainer, in einem halben Jahr sind sie doch eh weg”.

Der zweite Aspekt ist ebenfalls psychologischer Natur und hat etwas damit zu tun, sich auf der Suche nach einer langfristigen “großen” Lösung Zeit zu verschaffen. Denn ein neuer Manager (oder Manager nach englischem Vorbild) dürfte eigene Vorstellungen über die langfristige Neuausrichtung haben, die nicht “mal eben” umzusetzen sein dürften und kaum einer dürfte größere Lust auf Abstiegskampf haben. Sollte sich dennoch ein namhafter Trainer oder Manager zum Andocken finden lassen, dürfte Pal auch weniger Probleme haben, vorzeitig ins zweite Glied zurückzutreten.

Und letztlich ist der dritte Aspekt eben auch Wertschätzung gegenüber Pal, in so einer recht undankbaren Situation Verantwortung zu übernehmen. Seine Hauptaufgabe wird es sein, die Köpfe der Spieler zu erreichen, die zum Teil mit großem Talent, aber wenig Teamgeist ausgestattet sind. Cunha ist hier sicher einer der ersten Kandidaten, denen ein anderer Wind um die Nase wehen dürfte und Pal kann als Vereinsikone da weitgehend ohne Rücksicht auf Verluste oder persönliche Animositäten verpimperter Jungspieler agieren und hat sich ja auch in seiner ersten Amtszeit nicht gescheut entgegen aller Kritik teure Spieler auf die Bank oder Tribüne zu setzen. Valentin Stocker oder der eben schon einmal erwähnte Sandro Wagner können davon ein Lied singen.

Was den Fußball angeht, dürfte die Hauptaufgabe zunächst darin bestehen, die Defensivleistung wieder zu stabilisieren. Dabei dürfte auch Torhüter Schwolow in den Mittelpunkt rücken, der zuletzt nicht immer eine Top-Figur machte, allerdings gegenüber seinen Konkurrenten tatsächlich einen Vorteil hat, dass er die Spieleröffnung oft schnell macht. Aber Pal wird das schon deichseln, zumal davon auszugehen ist, dass der Defensivverbund eine stabile Einheit bilden wird. Das könnte ggf. zu Lasten der offensiven Ansehnlichkeit gehen, andererseits stehen mit Tousart und Guendouzi mittlerweile eine gänzlich andere Spielqualität im Mittelfeld zur Verfügung als seinerzeit mit Lustenberger, Skjelbred oder Hegeler.

Und unsere Offensive stellt sich beinahe von alleine auf. Cunha wird nach zwei Lektionen Gulasch und ‘ner ordentlichen Ordnungsschelle wieder ein Auge für seine Nebenleute haben, der zuletzt außer Form befindliche Dodi wird seine Qualitäten anbieten und mit Cordoba und Herrn Freitag haben wir zwei Spieler, die beide schon bewiesen haben, dass sie das Publikum mit der Zunge schnalzen lassen können. Das zu orchestrieren wird wohl die schwierigere Aufgabe als die, den Busfahrer zu bitten, sein Arbeitsgerät im Tor abzustellen. Aber Pal hat eben heute andere, qualitativ viel hochwertigere Spieler als zu seiner ersten Amtszeit, wo er sich auf der Suche nach schnellen Außenbahnspielern mit Spielern wie Leckie oder Esswein begnügen musste.

Die Standards dürften ebenfalls in den Vordergrund rücken, denn da sah man offensiv wie defensiv zuletzt megaschlecht aus. Kann sich noch jemand an das letzte Freistoßtor oder einen Treffer nach einer Ecke erinnern? Die Qualität ist da, Motivation und Moral fehlte zuletzt. Und gerade letzteres sollte Pal hinbiegen können. Wünschen wir unserem Rekordspieler alles Gute und Gelingen bei der Aufgabe. Und uns viel Vergnügen bei den Interviews mit “Stanzen” wie “müsse akzeptiere” oder “ist junger Spieler” (selbst dann, wenn er von Ibisevic spricht). 😉

Pal, mech et! Wenn es gutgehen sollte, geht es bald wieder zu interessanteren Reisezielen als Wolfsburg, Leverkusen oder Sinsheim. Dann dürfen wir wieder von klangvollen Namen träumen, von mir aus gern aus dem k und k Bereich. Österreich mag Sissi haben (die eigentlich Deutsche war), aber wir haben Pal. Darauf einen doppelten Pálinka, womit sich die Frage erübrigt, was ich mir am Samstag als Begleitgetränk genehmige.

HaHoHe, Euer Opa

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