Veröffentlicht am Kategorien 1. Bundesliga, 2020, Allgemein

Alles muss raus?

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(opa) Wie einige von Euch war auch ich gestern nach der Pleite im Breisgau pappesatt, was nicht nur an einer üppigen Portion Pulled Pork lag, die ich mir zum Spiel zubereitet hatte, sondern an dem desaströsen Auftritt der, wie soll man sagen, Team oder Mannschaft ist ja nicht, was da auf dem Platz steht, nennen wir es mal “das Gebilde”. Einer saft- und kraftlosen ersten Halbzeit folgte nach einem guten Beginn in der zweiten Hälfte das defensive Auseinanderkrümeln. Das Spiel zeigte somit die Symptome der laufenden Saison auf, die angesichts der Ambitionen, mit denen man gestartet war, bereits jetzt als gescheitert bezeichnet werden muss.

Dem Trainer ist es immer noch nicht gelungen, Offensivkraft mit defensiver Stabilität zu kombinieren. Doch dem Träger des beigen Kamelhaarmantels allein ist nicht anzulasten, dass die Mannschaft saft- und kraftlos wirkt, hier sind auch die Spieler gefragt, die ihre innere Hierarchie im Zusammenspiel offensichtlich noch nicht auf gesunde Füße gestellt bekommen haben, was sich u.a. dadurch ausdrückt, dass der Kapitän schlecht deutsch spricht und sein Vertreter nach Grottenspielen in Interviews putzige Dinge von sich gibt, letzte Saison fühlte er sich “verarscht”, diese Saison will er gute Spiele gesehen haben.

Wer sich ein wenig mit Teambuilding auskennt, weiß, dass dieser Prozess Dynamiken entwickeln kann, die ein geübtes und geschicktes Management erfordern. Umso erstaunlicher ist, dass sich Hertha den Luxus zu leisten scheint, sich an dieser Stelle einen Manager zu gönnen, dem das in seiner rund zwölfjährigen Amtszeit mehr als einmal entglitten sein dürfte und dessen Krisenmanagement zu “bemerkenswerten” Trainerentscheidungen geführt haben. Funkel, Skibbe, Rehagel, Klinsmann oder Nouri sind da Namen einer illustren Runde, die man einzeln zwar unter “Missverständnis” verbuchen könnte, aber in der Summe doch wie ein Brennglas auf einen einzelnen Punkt im Friesenhaus zeigen dürften.

Dass sich nach dem vom Amtsvorgänger an Land gezogenen Brustsponsor bislang nie wieder einer gefunden hat, der bereit war, auch nur annähernd so viel zu bezahlen wie die Deutsche Bahn, die obendrein über Jahre günstige Auswärtsfahrten ermöglichte, sondern sich diesmal sogar gar keiner zu finden scheint, ist selbst bei wohlwollender Analyse der Umstände und des Timings mehr als ein Randärgernis. Es ist die Manifestation einer jahrelangen Entwicklung.

Dass Preetz dazu dann noch den erfolgreichsten Trainer seiner Amtszeit entlassen hat, der trotz eher überschaubarer Budgets nicht nur niemals in Abstiegsgefahr war, sondern den Verein gleich zweimal für Europa qualifizierte und damit neue Einnahmequellen erschloss, ist nur die krönende Kirsche auf einer Torte, die zwar glänzt, aber die wohl niemandem mehr bekommen mag. Spiele wie gestern sind ein Tiefpunkt, der sich nicht mehr damit beheben lässt, dass man noch einen weiteren Posten zur Entlastung schafft oder den Trainer vom Hof jagt.

Man muss im Friesenhaus aufpassen, den Punkt zu verpassen, Manager Preetz einen würdigen und gesichtswahrenden Abgang zu verschaffen. Der Mann ist und bleibt bei allen Fehlern seiner Amtszeit als Manager immerhin auch eine Vereinsikone, der legendäre Tore in legendären Spielen geschossen hat und dem man ernsthaftes Bemühen um die blauweiße Sache nicht absprechen kann. Kaum einem Manager wurden so viele Pleiten verziehen wie ihm, kaum einer durfte in seiner Amtszeit, die er als Sanierer eines faktisch zahlungsunfähigen Clubs antrat, so große Millionenlöcher ausbuddeln, die erst mit dem Ausverkauf an einen Investor mit zweifelhaftem Ruf gefüllt werden konnten, kaum einem wurden so viele Patronen nachgesteckt, sein “Mentor” im Amt des Präsidenten, der seine Ankündigung, nicht noch einmal anzutreten, gebrochen hat, hat mit Ach und Krach und knapp wie selten zuvor die Wiederwahl geschafft, die doch eher eine Art Misstrauensvotum denn Wahlerfolg war.

Wenn all diese Signale weiterhin nicht gehört werden, wird man nicht nur große Schwierigkeiten bekommen, Sponsoren zu begeistern oder Stars auf Bank und Platz zu Hertha zu holen, man wird früher oder später auch den letzten treuen Fan vergrault haben, der die Darbietung nur noch über sich ergehen lässt wie eine Behandlung durch eine Domina und der doch keine Erregung mehr verspürt. Hertha braucht dringend eine Frischzellenkur, die dafür erforderlichen Mittel dürften vorhanden sein, aber ist die Einsicht dafür da?

Etwas grotesk scheint mir, nach dem gestrigen Spiel nach den TOP 5 Stars zu fragen, aus Chronistenpflicht frage ich daher besser nach den 5 am wenigsten schlechten:

Die 5 am wenigsten schlechten Spieler von SCFBSC waren...

  • Der Hubschraubersound im Hintergrund (14%, 99 Votes)
  • Caprisun statt Dilrosun (13%, 95 Votes)
  • Die Spuckschutzscheiben auf den Bänken (12%, 87 Votes)
  • der Tingel-Tangel-Bob-Verschnitt Guendouzi, der endlich angekommen ist (12%, 85 Votes)
  • Der Kamelhaarmantel (9%, 63 Votes)
  • Der Faustkämpfer Schwolow (7%, 51 Votes)
  • Landsturm ohne Waffe Ngankam (4%, 29 Votes)
  • Speedy-Ih-Speedy-Ei, die schnellste Maus der Slowakei Darida (4%, 29 Votes)
  • Meuterer Kapitän Boyata (4%, 29 Votes)
  • Das Kinderschokoladengesicht Maxi (4%, 27 Votes)
  • Leichtmatrose auf Steuerbord Pekarik (4%, 27 Votes)
  • Lustlos-Lukebakio (3%, 21 Votes)
  • Der im Ausguck sitzende Torunarigha (2%, 15 Votes)
  • Herr Freitag, der sich im Strafraum auch einen Sonnenstuhl hätte aufstellen können (2%, 14 Votes)
  • Matheus, der Cunha gar nichts dafür (2%, 14 Votes)
  • Holzschuh-Redan (2%, 11 Votes)
  • Der Kamelhaarmantelträger (1%, 10 Votes)
  • Vizekapitän Stark (1%, 8 Votes)
  • What Zeefuik (1%, 4 Votes)

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Wie ist denn Eure Stimmungslage? Wie soll es Eures Erachtens weitergehen? Gestern tauchte in den sozialen Medien ein Foto eines in einer Berliner U-Bahn klebenden Stickers auf, auf dem “Wer Fußball liebt, muss Hertha hassen” stand und der als Autor einen Fußballfan in einem Herthaforum nannte. Wer von Euch war das? 😉

HaHoHe, Euer Opa

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