(opa) Draußen regnet es herbstlich, in 6 Tagen ist Wintersonnenwende und da es keine Weihnachtsmärkte gibt, die ein bißchen Licht in den tristen und düsteren Alltag zaubern, ist die Stimmung entsprechend gedrückt. Da ändert leider auch die Tatsache nichts, dass dank der englischen Woche gestern Hertha die Pforten des Olympiastadions zumindest für den privilegierten Kreis der Akteure und für ein paar Funktionäre und Funktionsträger öffnete. Denn das, was da geboten wurde, ist auch nach einer kurzen Nacht drüber schlafen immer noch genauso grau wie das Wetter.
Man muss sich schon bemühen, die positiven Aspekte zusammenzutragen. Fangen wir damit an, dass sich die Defensive nach dem katastrophalen Saisonstart stabilisiert hat und erneut wenig zugelassen und kein Tor kassiert hat. Wenn Stark im Interview nach dem Spiel aber sagt, er habe “ein gutes Spiel” gesehen, dann muss man doch arg an seiner Sehkraft zweifeln. Denn nach vorn ging ebenso nichts. Gegen clever verteidigende und gut verschiebende Mainzer fand das Team von Trainer Labbadia kein Mittel. Mit Dilrosun und Cunha auf den außen und Tousart auf der Darida Position versuchte man zumindest eine neue Offensivvariante, diese lief sich aber immer wieder an den Mainzer Abwehrreihen fest.
Das mag auch daran gelegen haben, dass Cunha nach seiner Gelbsperre eher gehemmt auftrat. Mag sein, dass er wie in der Spieltags-PK angekündigt, angeschlagen ist, aber es zeigt auch, dass man keine Idee zur Kompensation hat, wenn DER Kreativmann des Offensivspiels lahmt. Dilrosun zeigte sich bemüht, aber sonderlich überzeugende Argumente, weshalb er zukünftig in der Startelf stehen soll, lieferte er nicht. Zeefuik, der seit langer Zeit erstmals von Beginn an spielte, übrigens auch nicht. Defensiv zwar ähnlich stabil wie Pekarik, offensiv aber unauffällig wie das gesamte Team.
Da nutzte es auch nichts, dass Guendouzi und Tousart sich den Ball zielsicher einander und anderen zupassten, wenn daraus keine Gefahr entsteht. Die Einwechslungen, die bis auf Leckie für Tousart positionsgetreu erfolgten, brachten auch keinen neuen Impuls und lassen erahnen, dass mehr wohl derzeit nicht nach vorn geht. Angesichts der Investitionen, die Hertha tätigen konnte, bleibt ein eher fader Beigeschmack. Der Punkt mag wichtig gewesen sein im Abstiegskampf, aber die zwei Punkte weniger hindern Hertha daran, den Anschluss an das obere Mittelfeld zu halten.
Und Ergebnisse wie dieses Spiel dürfte zu wenig sein, wenn in den Gremien bei Hertha zu Weihnachten eine Zwischenbilanz gezogen wird. Denn diese Tristesse, die Herthas Spiel derzeit auszeichnet, dieser “bleierne Mantel des Mehltaus” dürfte auch in anderen Bereichen hinderlich sein, z.B. bei der Findung von Sponsoren.
Sicher, die Zeiten sind derzeit hart, aber ein Teil ist eben auch hausgemacht und nach dem Eindruck, den ich von Carsten Schmidt in seiner Vorstellungsrunde gewinnen konnte, könnte es für die Wagenburg im Friesenhaus ungemütlich werden, denn er hat an seiner Chefrolle keinen Zweifel gelassen. Er wird bei Präferenz von Teamwork am Ende über Transfers und Trainer entscheiden und das letzte Wort haben und er macht durchaus den Eindruck, dass er unpopuläre Entscheidungen treffen kann. Das dürfte dem einen oder anderen Hoffnung machen, dass sich in naher Zukunft etwas ändert.
Wobei Änderung kein Selbstzweck ist und ein Neuanfang eben auch immer das Risiko birgt, dass es noch schlechter läuft. Wobei es in Relation zu eingesetztem Geld es kaum schlechter laufen könnte, das Schuldenloch, was man mit den Tennor Millionen zugeschüttet hat, lässt sich auch bei großzügiger Interpretation der Zahlen nicht mehr allein dem Amtsvorgänger als dessen Hypothek anlasten, da war sehr, sehr vieles hausgemacht und es ist auch für den mangelnden Fortschritt bezeichnend, dass der vom Vorgänger eingefädelte Brustsponsordeal mit der Deutschen Bahn bis heute hinsichtlich der kolportierten Einnahmen nicht übertroffen wurde.
Allein vor diesem Benchmark ist das Bild der letzten zehn Jahre auch angesichts der zumindest hinsichtlich ihrer Strahlkraft boomenden Stadt Berlin desaströs. Was eines Tages folgen wird, ob man den Turnaround schafft und in die Champions League vorstößt, was Carsten Schmidt als seinen Anspruch formuliert hat, oder ob man den Weg anderer mit großen Ambitionen antretenden Traditionsclubs wie dem HSV oder aus dem “Bergschadensgebiet” geht, bleibt abzuwarten. Aber der Wunsch nach Veränderung ist unüberhörbar, auch wenn sich der eine oder andere noch nicht traut, das offen zu formulieren.
Apropos formulieren: Jetzt seid ihr gefragt, Eure Top 5 zu formulieren:
Meine Top-Five Stars des Spiels waren...
- ...die Sanitäter mit den Hertha-Weihnachtsmützen (16%, 83 Votes)
- ...der holprige Rasen des Oly (13%, 65 Votes)
- ...u.a. die Tatsache, dass ich schon während des Spiels eingenickt bin. (11%, 59 Votes)
- ...das gute Spiel, was Stark während der Halbzeit im Fernsehen gesehen haben muss (11%, 58 Votes)
- Boyata (11%, 58 Votes)
- Trainer Labbadia und sein Kamelhaarmantel der Ideenlosigkeit (8%, 40 Votes)
- Guendouzi (8%, 40 Votes)
- Torunarigha (8%, 39 Votes)
- Ngankam (3%, 13 Votes)
- Schwolow (2%, 11 Votes)
- Mittelstädt (2%, 11 Votes)
- Tousart (2%, 8 Votes)
- Pekarik (1%, 7 Votes)
- Stark (1%, 7 Votes)
- Zeefuik (1%, 5 Votes)
- Leckie (1%, 4 Votes)
- Cunha (1%, 3 Votes)
- Lukebakio (1%, 3 Votes)
- Herr Freitag (1%, 3 Votes)
- Plattenhardt (0%, 2 Votes)
- Dilrosun (0%, 1 Votes)
Total Voters: 132
Denkt dran, ab heute bleiben die Geschäfte bis auf wenige Ausnahmen zu, niemand kann sich mehr beim Friseur aufhübschen und sich in den ÖPNV drängeln soll ganz sicher sein. Immerhin hat jeder eine passende Ausrede, die Schwiegermutter auszuladen. Bleibt also gesund und bleibt blauweiß, am Sonntag Nachmittag gibt’s gegen die Kicker vom SC Freiburg die nächste Chance, ein “schönes Spiel” zu sehen. Im Zweifel, wenn man ein anderes ansieht.
HaHoHe, Euer Opa