(opa) Endlich ist es wieder ein Dreier gewesen am Samstag und das sogar ziemlich überzeugend. Man musste über weite Teile des Spiels selbiges machen und fand gegen kompakt stehende und körperlich robust agierende Augsburger die Mittel, um sich nicht nur durchaus überzeugend durchzusetzen, sondern auch noch defensiv wieder stabil zu stehen. Schwolow hatte sein erstes Spiel ohne Gegentor, was vor allem daran lag, dass die Abwehrreihen vor ihm deutlich konzentrierter auftraten als zuletzt.

Alles sonnig also im Staate Dänemark? Leider war dieser Auftritt teuer erkauft. Der zu dieser Saison verpflichtete Jhon Cordoba verletzte sich unglücklich bei einem Zweikampf und fällt vermutlich den Rest der Hinrunde aus. Ein Spieler, wie er in Herthas Offensive bislang gefehlt hat. Schnell, körperlich robust, kopfballstark, gutes Stellungsspiel und, was für einen Stürmer am wichtigsten sein sollte: Er trifft. Bzw. traf. Gott sei Dank hat Herr Freitag seine Rolle als Ersatzsolist angenommen und mit einer Vorlage und einem Tor geliefert.

Und Gott sei Dank liefert auch das 38 Mio. € Duo Lukebakio und Cunha, die sich beide gefühlt die Beine ausreißen und echte Unterschiedsspieler sind, wenn man an deren Vorgänger wie Leckie oder Esswein denkt. Auch ich hatte befürchtet, dass der Abgang von Kalou qualitativ nicht kompensiert werden könne, doch Cunha füllt diese Lücke beinahe schon übergroß aus. Sorgen muss einem allerdings der zweite Anzug machen, Spieler wie er sind derzeit bei Hertha quasi unersetzbar.

Das macht vor dem Hintergrund der nun anstehenden Länderspielpause durchaus Sorgen. Trainer Labbadia zeigte sich auf der Nachspieltags-PK als Graf Zahl und zählte die Anzahl der Spieler auf, die nun auf dem Weg zu ihren Nationalmannschaften (zumindest die, die sich noch so nennen) machen. Mit ihnen reist die bange Frage, ob alle gesund wiederkommen. Nicht nur wegen möglicher Verletzungen, sondern auch in Sachen Quarantäne sind hier bei dem einen oder anderen Sorgenfalten auf der Stirn.

Dass gerade neue Rekordzahlen in Sachen Neuansteckungen vermeldet werden und vor allem die Testkapazitäten knapp werden, zeigt dabei erneut die Notwendigkeit des Hinterfragens, warum der Fußball hier priorisiert wird. Die Euros, um die es in diesem Spiel mittlerweile geht, entwickeln Kräfte, die offensichtlich kein Knopf halten kann. Und so gehen nicht nur jede Woche 3000 Tests für die Aufrechterhaltung des Profispielbetriebs drauf, sondern es nehmen immer mehr Clubs Staatshilfe in Anspruch.

Neben den chronisch klammen Königsblauen aus dem ehemaligen Revier und dem VfB Stuttgart hat nun auch Eintracht Frankfurt eine 16 Mio. € schwere Landesbürgschaft in Anspruch genommen, während andere Anbieter der Unterhaltungsindustrie wie viele Kulturschaffende leer ausgehen und Fragen nach einer Gleichbehandlung aufwerfen.

Und wo wir gerade bei Geldsorgen sind: Auch bei Hertha ist bekanntermaßen nicht alles rosig, denn das vom Investor zugesagte Geld fließt nicht wie erwartet und vereinbart und es erklärt in der Retrospektive auch nicht nur die ziemlich unspektakulär in Erinnerung gebliebene Transferphase, sondern auch die zwischenzeitlich üble Laune des Trainers und ggf. eignet sich das sogar als Ursachenerklärung für blutleere Auftritte des Teams mitsamt blamablem Pokalaus gegen einen Zweitligaaufsteiger.

Spielt man das worst case Szenario durch, dass der Investor ausfiele, wäre Herthas Geschichte nicht nur um einen weiteren Finanzskandal nach Handgeldern, Schwarzgeld im Sarg und Überschuldungsvermeidung durch transfermarkt-Werte angereichert, sondern vermutlich müsste dann auch recht schnell der teure Kader ausgedünnt werden müssen, denn auch gehaltsmäßig ist Hertha in Sphären vorgestoßen, die sich aus der Teilnahme an nationalen Wettbewerben allein kaum refinanzieren lassen dürfte.

Für Diskussionsstoff dürfte also gesorgt sein und wenn in den nächsten Tagen Deutschland gegen Tschechien (Mittwoch) und die Ukraine (Samstag) spielt, können wir uns sogar wieder über rollende Bälle unterhalten.

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Bleibt gesund und bleibt blauweiß, HaHoHe, Euer Opa