Veröffentlicht am Kategorien 1. Bundesliga, 2020, Allgemein, Transfers

Einheiz-Feier?

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(opa) “30 Jahre Deutsche Einheit, danke David Hasselhoff” las ich heute früh ein Meme schmunzelnd in den sozialen Medien. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich diesen Moment als Teenager miterlebt habe und durchaus ergriffen in eine Deutschlandfahne gehüllt vorm Reichstag den Beitritt der fünf mitteldeutschen Länder gefeiert habe. Dass damit die Deutsche Einheit nicht wiederhergestellt wurde, weil noch viele Herausforderungen zu bewältigen waren, war damals vielen klar, schließlich ist so ein Zusammenwachsen eine Generationenaufgabe. Genau wie die Aussöhnung und das Zusammenleben mit den europäischen Nachbarn, die ehemals deutsche Gebiete verwalten.

Es gibt auch 30 Jahre nach der Einheit immer noch viel zu tun. Immer noch gibt es Trennendes wie eine unterschiedliche Bezahlung, unterschiedliche Begriffe in der Alltagssprache (z.B. Kaufhalle, Fahrerlaubnis) und das Verdauen eines Strukturwandels, der genauso schmerzhaft wie wohl unausweichlich war. Bei meinem Besuch in der Gedenkstätte Hohenschönhausen vor einigen Tagen ist mir aber wieder einmal bewusst geworden, wie wichtig es ist, Geschichtsklitterung aller Art zu bekämpfen. Es gab und gibt nichts zu glorifizieren an diesem Unrechtsstaat, der Staatsterror gegen das eigene Volk betrieb. Wer noch nicht dort war, dem sei ein Besuch wärmstens empfohlen. Alles unweit der IKEA Filiale in Berlin-Lichtenberg.

Ähnlich bedrückt wie die Stimmung im ehemaligen Stasigefängnis war gestern die Atmosphäre bei der Spieltagspressekonferenz. Ein genervt wirkender Bruno Labbadia, der dünnhäutig und schmallippig Fragen beantwortete und bei dem man sich fragt, wie er damit wohl sein Team motiviert. Und wie er seinen Spielern “einheizt”. Nun, realistisch betrachtet ist das anstehende Spiel aber auch kein Quell der Freude, denn im Grunde genommen dreht sich unter normalen Umständen ja die Frage nur darum, wie hoch man gegen die Bayern verliert.

Dennoch ist die PK ein Fingerzeig, dass – wie Shakespeare es im Hamlet schrieb – etwas faul ist im Staate Dänemark. Passiert bis Montag noch etwas? Was soll das hin und her mit “Adele”, der offensichtlich dann doch nicht nach Berlin will und Flugangst bekommt. Dann werden wieder Namen rausgekramt, bei denen man zusammenzucken kann. Ich bin froh, wenn das Theater für eine Weile beendet ist, auch wenn das Namedropping dann kein Ende haben wird. Nach der Transferperiode geht’s meist nahtlos weiter mit Spekulationen, wen man im Winter holen müsste.

Genießt heute den Feiertag, der Wettergott meint es gut mit uns, ein blauweißer Himmel sollte des Herthaners Herz erfreuen. Ich esse zur Feier des Tages und zur Erinnerung, dass es da noch die eine oder andere offene Frage zur Einheit der Deutschen gibt, ein Gericht meiner oberschlesischen Urgroßmutter namens Zur (wie Jour gesprochen), eine deftige Sauerteigsuppe mit Kasslerrippchen.

Nicht jedermanns Sache, sehr polarisierend, man hasst es oder man mag es. Daher perfekt passend zu Hertha 😉

HaHoHe, Euer Opa

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